TIFFANY EXKLUSIV Band 02
nicht genossen.“ Er grinste.
Chuck passte mit seinem schulterlangen hellblonden Haar und der sportlichen Attitüde nicht ganz zum elegant-altmodischen Charme des Hotels.
„Hast du den Brautstrauß nun gefangen oder nicht?“, wollte er wissen.
„Nein. Dem Himmel sei Dank.“
„Dachte, ihr alten Jungfern seid ganz scharf darauf.“
Ruthie lehnte sich drohend über den Rezeptionstresen aus glänzendem dunklen Holz. „Was heißt hier alte Jungfer?“
„He, ich wollte dich nicht beleidigen. Aber dreißig bist du doch nun schon, oder?“
„Du spielst mit deinem Leben, Chuck. Eine Chance gebe ich dir noch.“
„Nicht dreißig?“, fragte er unschuldig grinsend.
„Süßer, erinnerst du dich noch an meinen zwölften Geburtstag? Du warst sechs und hast meine Party gesprengt.“
„Wirklich?“
„Wirklich. Die Details erspare ich dir. Jedenfalls warst du bereits sechs, und ich wurde erst zwölf. Wie alt bist du jetzt?“
„Nächsten Monat werde ich dreiundzwanzig.“
„Also?“
„Also? Lass mich nachrechnen.“ Chuck grinste, wie es sich nur ein unverschämt gut aussehender Mann erlauben darf. Dann nickte er. „Also hab ich deinen Geburtstag nicht verpasst, Darling. Wusste ich doch.“
Ruthie mochte ihn zu gern und war außerdem zu müde, um das kleine Wortgefecht weiterzuführen. Sie gähnte. „Ich bin eigentlich nur vorbeigekommen, um dir zu sagen, dass du mich morgen mit dem Weckanruf verschonen kannst. Ich habe Kopfweh von zu viel Champagner und will ausschlafen.“
„Kann ich mir denken. Ich hab dich noch nie schwanken sehen, Ruthie.“
„Die Hochzeit war klasse. Aber was nachher kam, würde ich gern vergessen“, gestand sie.
„War’s so schlimm?“
Ruthie dachte an den attraktiven Fremden, die spontane Anziehung zwischen ihnen, das Gelächter, die Wärme, die er ausgestrahlt hatte. Er begehrte sie. Das machte es weniger schlimm, dass sie sich unmöglich aufgeführt haben musste. Was dachte er bloß von ihr?
Egal. Sie würde ihn nie wiedersehen. Sie wusste nicht mal seinen Namen. Umso besser.
„Wie man’s nimmt“, meinte Ruthie zu Chuck. „Aber eigentlich ging’s nach der Hochzeitszeremonie stetig bergab.“ Sie warf ihm eine Kusshand zu. „Gute Nacht.“
Er schaute ihr nach, als sie zum Lift hinüberging. „Nimm ein paar Aspirin, Ruthie“, rief er ihr hinterher. „Dann fühlst du dich morgen früh wieder fit.“
Sie lachte frustriert. „Mein Lieber, egal, was ich heute Nacht mache – morgen früh werde ich mich hundeelend fühlen.“
3. KAPITEL
Als sie ihr vor der Tür ihres Zimmers stand, stellte Ruthie sehr schnell fest, dass die Unannehmlichkeiten dieses Tages noch nicht vorbei waren. Sie wollte aufschließen, aber der Türknauf bewegte sich keinen Zentimeter. Schlüssel raus, Schlüssel rein. Rumdrehen. Nichts.
„Blöde alte Schlösser“, murmelte sie.
Aber es half nichts. Die Tür ließ sich nicht öffnen.
„Wunderbar“, fluchte sie. Sie war so müde, dass sie sich nur noch danach sehnte, die Pumps von den Füßen zu streifen und ins Bett zu fallen – das sich aber leider auf der anderen Seite dieser Tür befand.
Sie ging zurück durch den Flur, bis sie zu einem kleinen Beistelltischchen kam, auf dem ein Haustelefon stand. Sie hatte wenig Lust, Chuck ihr Dilemma zu erklären. Deshalb war sie erleichtert, als sich eine weibliche Stimme meldete.
„Tina? Wo ist Chuck?“
„Zigarettenpause“, sagte die junge Frau am anderen Ende der Leitung. „Ich verschwinde um zwei Uhr, daher hat er sich noch mal zehn Minuten gegönnt.“
Ruthie erklärte ihr das Problem und bat darum, dem Haustechniker, der Nachtdienst hatte, Bescheid zu sagen, damit er mit einem Hauptschlüssel vorbeikam.
„Hm, ich weiß nicht“, meinte Tina. „Normalerweise dürfen wir das nur, wenn der Geschäftsführer zustimmt.“
Ruthie verkniff sich eine scharfe Erwiderung. Ihr Kopf schmerzte zum Zerspringen. „Hör zu, Tina. Du kennst meine Stimme. Wenn du ins Gästebuch schaust, kannst du sehen, dass ich Zimmer vierhundertzwölf habe. Außerdem – falls du jemals wieder in die Küche kommen und was zum Naschen haben willst, solltest du dich beeilen und den Haustechniker zu mir schicken.“
„Klar, mache ich“, erwiderte Tina vollkommen überzeugt. „Aber das kostet dich mindestens ein Stück Zitronenkuchen.“ Sie schwieg einen Moment und sagte dann: „Hey, morgen ist doch dein freier Tag!“
„Allerdings“, gab Ruthie zurück. „Selbst Chefköchinnen kriegen ab und zu
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