TIFFANY EXKLUSIV Band 02
hatte.
„Warum nicht?“, wiederholte er. „Ein Mädchen wie Sie …“
„Ich bin kein Mädchen. Ich bin achtundzwanzig und als alleinstehende Frau sehr glücklich. Und ich greife mir ganz sicher nicht wahllos fremde Männer, wenn ich eine Städtereise mache.“ Sie seufzte theatralisch. „Wären Sie so nett und würden das Licht ausmachen, damit wir beide etwas Schlaf bekommen – wenn Ihre Aktivitäten unsere morgige Nachtruhe schon infrage stellen.“
Es dauerte ein paar Augenblicke, bis die Lampe schließlich erlöschte. Ist der Herr etwa wütend?, dachte Hannah.
„Wenn Sie mich fragen“, drang Holts Stimme durch die Dunkelheit, „müssen die Kerle in Minnesota alle blind sein. Wenn Sie in Montana leben würden, würde jeder Cowboy im Umkreis von hundert Meilen Sie mit dem Lasso einfangen wollen.“
Hannah musste unwillkürlich lächeln. Holt hatte es zwar sicher nicht ganz ehrlich gemeint, aber es tat gut, ausnahmsweise ein paar Nettigkeiten zu hören. Es war lange her, dass ein Mann es geschafft hatte, dass sie sich so weiblich und begehrenswert vorkam. Aber sie kannte ja auch jeden einzelnen Mann in Crookston seit dem Tag ihrer Geburt. Und sie hatte keinen davon jemals reizvoll gefunden. Welche Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ein Cowboy aus Montana, der nichts von der Ehe hielt und bereits eine Freundin hatte, der erste Mann war, zu dem sie sich stark hingezogen fühlte.
Holt schob eines der Kissen beiseite und schmiegte sich tiefer ins Laken. Es gibt keinen Grund, warum ich mich für meine Beziehung zu Adele rechtfertigen sollte, dachte er. Wir haben eine Abmachung, die für uns beide bestens funktioniert. Zumindest hat sie das getan, als ich letztes Jahr in der Stadt war.
Es ist doch nur natürlich, dass ein Mann die Gesellschaft von Frauen sucht, oder? Nach zwölf Monaten harter Arbeit, in denen man nur Rinder vor sich hertreibt, Staub schluckt und sich gegen eisige Wirbelstürme zur Wehr setzt, hat man sich doch eine kleine Belohnung verdient. Die Tatsache, dass man zwanzig Meilen vom nächsten Ort entfernt wohnt, der die Bezeichnung Stadt auch nur ansatzweise zu Recht trägt, fördert soziale Kontakte ja nicht gerade.
Was Holt noch nie gestört hatte. Meistens jedenfalls.
Aber er hatte eben doch Bedürfnisse … Und er hatte gehofft, dass Adele – wo er nun ohnehin in Chicago war – diese Bedürfnisse würde befriedigen können.
Er warf einen Blick zu Hannah hinüber, die sichtlich unbequem auf dem Sofa lag. Wo sie herkam, gab es wohl keine Männer mit solchen Bedürfnissen. Sonst wäre sie längst verheiratet und hätte eine ganze Kinderschar. Nicht dass ihm auch nur das kleinste bisschen daran gelegen wäre, zu heiraten. Aber es fehlte ihm die Frau an seiner Seite. Er mochte es, wie Frauen dufteten, wie sie morgens aussahen, noch ganz verschlafen und zerzaust. Selbst mit dem Durcheinander, das sie unweigerlich im Badezimmer hinterließen, konnte er zurechtkommen. Vorausgesetzt, sie waren bereit, sich gelegentlich mit ihm die Dusche zu teilen.
Er lächelte.
Ein verführerischer Gedanke, und ich wette, dass er Miss Hannah Jansen noch keine Sekunde durch den Kopf geschossen ist, überlegte er. Trotz des bemerkenswert offenherzigen Nachthemds, das sie trug, schien sie eher zur Kategorie „prüde Jungfer“ zu gehören. Oder vielleicht hatte es noch keiner der Kerle in Minnesota geschafft, ihr zu zeigen, welche Freuden Männer und Frauen miteinander erleben konnten.
Unglaublich, dass noch keiner ein Auge auf das Mädel geworfen haben soll, dachte Holt. Sie sieht nicht nur gut aus, sie hat auch noch jede Menge Grips und Witz. Das war die Kombination, die er an Frauen schon immer besonders gern gemocht hatte.
Zu seiner Überraschung seufzte Hannah plötzlich, streckte sich und setzte sich schließlich auf. Er grinste insgeheim, als das schwache Mondlicht, das durch das Fenster fiel, ihre schlanke Figur unter dem dünnen Nachthemd mehr als deutlich durchschimmern ließ.
„Haben Sie sich nun doch entschieden, ins Bett zu kommen?“, fragte Holt.
„Ganz sicher nicht. Ich werde die Toilettenspülung reparieren.“
Holt blinzelte ungläubig in die Dunkelheit. „Wie bitte?“
„Sagen Sie bloß, Sie hören das nicht. Der Wasserkasten muss ein Leck haben. Das Wasser läuft ständig nach. Es macht mich noch ganz wahnsinnig.“
Ich denke an ihren geschmeidigen Körper, den ihr durchsichtiges Nachthemd kaum verhüllt – und sie hat nichts anderes im Kopf als die Klospülung?,
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