TIFFANY EXKLUSIV Band 02
man wohl sagen“, erwiderte er. „Ich würde bloß nicht zulassen, dass meine Frau so etwas anhat, wenn sie aus dem Haus geht.“
„Aber keiner außer Ihnen beiden würde es wissen“, wandte sie ein.
„Das ist wahr – aber ich würde den ganzen Tag wie eine geladene Pistole herumlaufen.“
Lächelnd nahm ihm Hannah den BH aus der Hand und legte ihn zurück in ihren Musterkoffer. „Es ist ein gutes Zeichen, wenn Ihnen meine Sachen gefallen. Die meisten Käufer sind nämlich Männer.“
„Das kann ich gut nachvollziehen.“ Er musterte Hannah von Kopf bis Fuß. Sie hatte sich das Haar zu einem strengen Knoten hochgesteckt und ein seriöses Kostüm angezogen, aber Holt konnte nicht verhindern, dass er fragte: „Tragen Sie eigentlich Ihre eigenen Entwürfe auch selbst?“
„Sicher.“ Sie nahm ein Stück rote Spitze hoch, das so winzig war, dass höchstens eine Fliege reingepasst hätte.
Holt warf einen schnellen Blick auf die Modelle, die auf dem Bett ausgebreitet waren. „Und welche davon?“
„Ich hab eine relativ große Oberweite, also brauche ich meistens Bügel-BHs für besseren Halt, aber ich lege großen Wert auf guten Tragekomfort.“ Sie reichte ihm einen schlichten, aber verführerischen Büstenhalter aus rosa Satin mit applizierten fliederfarbenen Blüten.
Holt schluckte trocken und versuchte genauso nüchtern und geschäftsmäßig zu erscheinen wie Hannah, wenn sie von ihren Dessous sprach. Aber alles, woran er denken konnte, war, wie es wohl wäre, Hannah dieses süße kleine Nichts von einem BH abzustreifen, und zwar so langsam, dass es ihnen beiden den Verstand raubte. Atemlos umklammerte er das kleine Stückchen Stoff.
„Die Grundidee“, fuhr Hannah fort, „ist folgende: Die Frauen sollen Sachen tragen können, die gleichzeitig bequem und sexy sind. Das Problem ist, dass Damenunterwäsche meist von Männern entworfen wird, also von Leuten, die ihre eigenen Sachen nicht selbst tragen müssen. Es ist genau dasselbe mit Schuhen. Die meisten Designer haben doch keine blasse Ahnung, welche Höllenqualen die Kundinnen in ihren extravaganten Modellen oft ausstehen müssen. Übrigens, mir fällt gerade ein – ich wette, wenn eine Frau dieses Monstrum von Mammographiegerät entworfen hätte, wären viel mehr von uns Frauen bereit, die jährlichen Krebsvorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen.“
Holt starrte sie verblüfft an. Hatte sie es gerade geschafft, das Gespräch von Dessous zu Vorsorgeuntersuchungen zu bringen? Noch nie war ihm eine Frau wie Hannah begegnet. Sie wechselte das Thema in einem so atemberaubenden Tempo, dass ihm davon beinahe schwindlig wurde. Sie brauchte nur Sekunden, um ihn aus der Ruhe zu bringen – in vielerlei Hinsicht.
„Darf ich meinen BH wiederhaben?“
Holt blickte unwillkürlich auf ihre Brüste. Was auch immer ein Bügel-BH mit gutem Tragekomfort genau sein sollte – er erfüllte seinen Dienst verdammt gut.
„Hallo! Erde an Holt! Ich muss los, ich habe wichtige Verabredungen einzuhalten. Kann ich jetzt das Teil in Ihrer Hand wieder zurückhaben?“
„Oh, sicher, klar.“ Holt räusperte sich verlegen und reichte ihr das Gewünschte. „Wir können ja nachher zusammen runtergehen. Ich bin heute Vormittag mit ein paar Bankmenschen verabredet.“
„Prima. Ich brauche nur noch eine Minute.“
Hastig steckte sie die letzten Muster wieder zurück in den Koffer. Obwohl sie sich äußerlich so unbeteiligt gab, war sie innerlich alles andere als ruhig. Es war ja nicht so, dass sie keine Ahnung hatte von den Dingen, die zwischen Männern und Frauen ablaufen konnten. Schließlich war sie seit Jahren eine eifrige Leserin von Liebesromanen und hatte sich jede Menge theoretischer Kenntnisse aneignen können. Sie hatte nur noch nie Gelegenheit gehabt, sie auch in die Praxis umzusetzen.
Bisher jedenfalls.
Aber als Holt den Satin-BH in den Händen gedreht hatte, hatte Hannah nicht verhindern können, dass sie sich vorstellte, wie es wäre, wenn seine großen rauen Hände über ihre Haut strichen. Es war beinahe, als hätte sie den BH an und würde sich mit jeder Faser ihres Körpers seinen Berührungen hingeben. Es war eine höchst verwirrende Erfahrung gewesen, und Hannah hatte ihre Unsicherheit damit überspielt, dass sie einfach das Erstbeste daherplapperte, was ihr in den Sinn kam. Ich muss mich von diesem Mann fernhalten, dachte sie, wenn er mich so leicht aus dem Gleichgewicht bringen kann. Ich kann nicht zulassen, dass ich die Kontrolle über
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