TIFFANY EXKLUSIV Band 02
sich von keinem grimmigen Grünschnabel Befehle erteilen.
„Ich dachte, du wolltest dich in Chicago mit einer Lady austoben, damit dir endlich die Flausen ausgetrieben werden“, beschwerte er sich lautstark.
„Hab’ ich ja auch gemacht.“ Holt ging zu seinem Pick-up hinüber und hievte sich einen der dicken Zaunpfosten auf die Schulter. Skeeter hat ja keine Ahnung, dachte er, wie sehr ich mich während einer einzigen Nacht ausgetobt habe. Während einer mehr als denkwürdigen Nacht. Einer Nacht, die ich sicher so schnell nicht vergessen werde.
„Aber das hat wohl alles bloß schlimmer gemacht, hm?“
„Ja.“ Viel schlimmer. Es gab keinen Morgen, an dem Holt sich nicht schon in der ersten wachen Sekunden gewünscht hätte, Hannah läge neben ihm im Bett. In den meisten Nächten hatte er enorme Schwierigkeiten gehabt, überhaupt einzuschlafen. Und jedes Mal, wenn der süße Duft von Wildblumen ihn streifte, dachte er an Hannah. Konnte sie beinahe riechen. Sie schmecken. Es machte ihn wahnsinnig.
Skeeter schaufelte ein paar feuchte Erdbrocken in das zu tiefe Loch. „Und du denkst, es geht dir besser, wenn du diesen dämlichen Zaun aufstellst?“
„Der ist für das Wild, das weißt du genau.“
„Klar. Aber ich weiß auch, dass du viel mehr an jemanden mit zwei Beinen denkst statt mit vieren.“
Holt ließ den schweren Pfosten ins Loch gleiten. Skeeter hatte verdammt recht. Hannah hatte die großartigsten Beine, die Holt je gesehen hatte – oder die sich je um seine Hüften geschlungen hatten. Er dachte daran, wie sie gemeinsam unter der Dusche gestanden hatten und er sie hochgehoben …
„Es ist nicht diese Anwältin aus Chicago, die dir im Kopf herumspukt, stimmt’s?“
„Richtig“, knurrte Holt.
„Und wer dann?“
„Eine Dessous-Designerin.“
Skeeters Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. „Das klingt ja vielversprechend.“
Fand Holt auch. „Spielt aber keine Rolle. Diese Ranch ist nicht der richtige Ort für eine Frau. Zu abgelegen, zu einsam.“
„Man kann sich damit arrangieren. Tatsache ist …“ Skeeter trat die lose Erde um den Pfosten herum fest. „Diese Ranch wäre eigentlich auch nicht gerade der richtige Ort, um Wild zu züchten. Außer, man will an genau diesem Ort sein Leben verbringen.“
Holt starrte seinen Vorarbeiter an, der seit vielen Jahren sein enger Freund und Vertrauter war, und ein ganz neuer Gedanke schoss ihm plötzlich durch den Kopf. Die Ranch ist mein Leben, dachte er. Seit ich klein war, gab es nie einen anderen Ort, an dem ich hätte leben wollen. Und ich wollte nie etwas anderes sein als Rancher.
Aber jetzt gab es etwas, das ihm mehr – nein, alles! – bedeutete. Ohne Hannah würde sein Leben niemals das sein, was es sein sollte. Er hob seinen Hut hoch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Könntest du dich hier noch einige Tage um alles kümmern, während ich … ein paar Sachen erledige?“, fragte er seinen Vorarbeiter.
Skeeter schaufelte noch eine Ladung Erde um den Pfosten herum und trat sie fest. „Wenn du mir versprichst, dich diesmal wirklich auszutoben … das wäre mir die Sache wert. Seit du aus Chicago wiedergekommen bist, rennst du hier herum wie ein Grizzlybär, der einen Stachel im Hintern hat.“
Holt widerstand der Versuchung, den alten Mann vor Freude zu umarmen. Es war nicht nötig, seinem Freund zu zeigen, dass er ihn liebte, wie er seinen Vater geliebt hatte. Skeeter wusste das ohnehin schon.
Ich muss den nächstmöglichen Flug nach Grand Forks erwischen, nahm sich Holt vor, und mir dann einen Wagen mieten, mit dem ich nach Crookston komme. Ich habe schon viel zu viel Zeit damit verschwendet, hier wie ein Tiger im Käfig herumzulaufen und wie ein hirnverbrannter Trottel Löcher in die Erde zu graben.
Hannah Jansen – mit E – war ihm weitaus wichtiger als jede Herde oder jedes Stück Wild. Wenn er es schaffte, sie wieder in den Armen zu halten, sie in sein Bett zu locken und sie dort zu behalten, würde er hundert Jahre alt werden, bevor er auch nur eine einzige Prise von dem gemahlenen Geweihzeug brauchte, das er auf den Markt zu bringen gedachte.
„Ich habe Angst, mir einen Stromschlag zu verpassen. Leroy hat mich gewarnt, und er meinte, ich solle warten, bis er es selber machen kann. Aber nie findet er Zeit dafür.“
„Keine Sorge, Marilou, es ist kinderleicht, einen Abblendschalter einzubauen.“ Hannah lächelte die junge Hausfrau ermutigend an, obwohl sie wusste, dass Marilou im ganzen Ort
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