TIFFANY EXKLUSIV Band 02
Ruthie war froh, ihre Cousine zu sehen. In den anderthalb Wochen, seitdem Robert gegangen war, war ihr das kleine Apartment zunehmend bedrückend erschienen. Heute Morgen fühlte sie sich tatsächlich nicht besonders wohl. Sie hatte noch im Bett gelegen, als Celeste um zehn Uhr klopfte.
Ruthie war niedergeschlagen, ständig müde und irgendwie anders als sonst. Zum Teil, weil sie Robert vermisste. Sie fragte sich unablässig, ob er wiederkommen würde.
„Wenn ich den Gerüchten glauben darf, die hier im Hotel kursieren, hast du mich schon wieder überboten“, bemerkte Celeste. „Nicht nur, dass du in meiner Hochzeitsnacht mehr Sex hattest als ich – nein, du musstest mich auch während der Flitterwochen übertreffen.“
Ruthie lächelte. „Ich bin sicher, du übertreibst. Dain scheint mir nicht der Typ zu sein, der sich Gelegenheiten entgehen lässt. Schon gar nicht auf der Hochzeitsreise.“
„Aber wir sind zehn Tage zu spät aufgebrochen, falls du dich erinnerst.“
„Und was heißt das?“
„Wir waren zu spät – aber mein Körper nicht.“
Ruthie begriff. „Armer Dain.“
„Schlechte Zeitplanung. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, in einer karibischen Drogerie, wo alle nur Französisch sprechen, nach Tampons zu fragen?“
„Es muss dir ziemlich peinlich gewesen sein.“
„Mir? Nein, nicht mir. Ich lag mit Bauchweh im Hotel und habe Dain geschickt. Er war stundenlang sauer.“
Ruthie musste lachen, als sie sich Dain, einen gut aussehenden, selbstbewussten Mann, verlegen wie einen Schuljungen in der Drogerie vorstellte.
„Möchtest du Tee?“, fragte Ruthie und stand auf, um sich welchen zuzubereiten.
„Gern. Also, offensichtlich hast du dich mit diesem Mr. Kendall wieder vertragen“, begann Celeste.
„Scheint so.“
„Und warum siehst du dann so elend aus?“
„Danke für das Kompliment.“ Ruthie kam zurück und setzte sich Celeste gegenüber.
„Du hast Ringe unter den Augen und bist blass.“
„Ich bin bloß müde.“
„Liebeskummer?“
„Das auch.“
„Also hast du dich in ihn verliebt.“
Ruthie nickte. „Scheint so.“
„Liebt er dich auch?“
„Ich weiß es nicht. Es kann gut sein, dass ich ihn nie wiedersehe.“
Celeste kam zu Ruthie und setzte sich auf die Sessellehne. Sie strich Ruthie sanft übers Haar. „Er ist kein Schwein, Ruthie. Mom hat mir erzählt, er habe den Plan, dass Winchester unser Hotel übernimmt, aufgegeben. Anscheinend hat er das getan, weil du ihm etwas bedeutest. Du wirst ihn wiedersehen. Und ich bin sicher, er hat angerufen.“
Ruthie nickte. „Jeden Tag.“
„Er ist verrückt nach dir.“
Ruthie hoffte, dass Celeste recht hatte. Robert und sie hatten in den vergangenen Wochen nicht mehr über das Kerrigan gesprochen, vermutlich, um zu verhindern, dass es zwischen ihnen Missstimmungen gab. Doch sie wusste genau, dass der Grund, warum Robert sich aus dem Deal zurückgezogen hatte, sie selbst war.
Also ging sie davon aus, dass Robert sie nicht einfach sitzen lassen würde.
„Trotzdem“, sagte sie, „hat es eigentlich keinen Sinn, die Beziehung fortzusetzen. Es gibt für uns keine Zukunft.“
„Wieso?“, fragte Celeste.
„Wir haben total verschiedene Vorstellungen vom Leben. Er will nichts von den Dingen, die mir wichtig sind. Ich möchte eine Familie, Kinder, ein Heim. Mit dem Kerrigan verbunden bleiben.“
Der Teekessel pfiff. Celeste stand auf und bedeutete Ruthie, sitzen zu bleiben. Sie ging in die Küche, um Tee aufzubrühen.
„Danke“, sagte Ruthie, als Celeste mit zwei gefüllten Teetassen zurückkam.
„Und woher weißt du, dass er nichts von all dem will?“, erkundigte sich Celeste. „Hat er es dir gesagt?“
„Sehr deutlich.“
Celeste wirkte überrascht. „Wirklich?“
Ruthie nickte traurig. „Für ihn ist das Kerrigan nur ein Gebäude. Eine Familie ist eine Ansammlung von Leuten, mit denen du dich jedes Jahr zu Thanksgiving zum Truthahnessen triffst und die du dir ansonsten vom Leib hältst. Und da er fünf jüngere Brüder großgezogen hat, will er keine Kinder.“
„Oh Ruthie, das tut mir leid“, sagte Celeste ehrlich. Sie versuchte nicht, ihr einzureden, dass es doch Kompromisse gebe.
Sie wusste, dass Ruthie klare Vorstellungen hatte, wenn es um Familie und Kinder ging. „Was wirst du jetzt tun?“
Ruthie hatte keine Ahnung. Warum sollte sie eine Beziehung fortführen, die keine Zukunft hatte? Aber Robert aufgeben? Ihn nie wiedersehen? Ihn nie wieder umarmen, nie wieder mit ihm reden?
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