TIFFANY EXKLUSIV Band 02
Nie wieder diese unendlich beglückende Nähe spüren? Tränen stiegen ihr in die Augen. Resolut wischte sie sie weg. „Tut mir leid. Ich bin so gefühlsduselig in letzter Zeit.“
„Du hast jedes Recht dazu“, erwiderte Celeste. „Du hast viel durchgemacht in den letzten Jahren, angefangen mit dem Tod deines Vaters. Es war überfällig, dass du dir mal ein paar Gefühle gönnst.“
Nachdem Celeste gegangen war, raffte Ruthie sich endlich auf, beantwortete ein paar E-Mails und bezahlte einige Rechnungen. Es war unglaublich, wie zerstreut sie in letzter Zeit war. Beinahe hätte sie sogar vergessen, die Rate für ihr Auto zu bezahlen. Ein Blick in den Kalender, und sie begann eilig, Schecks auszufüllen und sie später in den Briefkasten zu stecken.
Nachdem sie ihre Pflichten erledigt hatte, blieb immer noch das nagende Gefühl, etwas Wesentliches vergessen zu haben. Einen Zahnarzttermin? Eine Autoinspektion? War sie mit einer Freundin zum Essen verabredet? Sie konnte sich einfach nicht erinnern, was es war.
Nachmittags legte sie sich ganz gegen ihre Gewohnheit zu einem Nickerchen hin. Wahrscheinlich war sie nur so müde, weil sie so unglücklich war. Jedenfalls brauchte sie Schlaf, um heute Abend den Stress in der Restaurantküche durchzuhalten.
Später duschte sie und föhnte ihr Haar. Dabei dachte sie an, das, was Celeste ihr erzählt hatte. „Armer Dain“, sagte sie laut.
In diesem Moment fiel ihr ein, was sie vergessen hatte. Sie war überfällig!
Ruthie starrte entsetzt in den Spiegel. „Oh nein“, flüsterte sie. Dann drehte sie sich um und rannte zu ihrem kleinen Kalender, der in der Nachttischschublade lag.
Rasch blätterte sie zurück und rechnete. Sie war zwei Wochen zu spät dran. Ruthie ließ den Kalender fallen und setzte sich aufs Bett.
„Das Miststück hat das Kondom wirklich angepiekt!“, stieß sie hervor.
Freitagabend flog Robert zurück nach Philadelphia. Er hatte in den vergangenen zwölf Tagen ununterbrochen an Ruthie gedacht. Ihre Stimme am Telefon zu hören war nicht genug gewesen. Außerdem klang Ruthie jedes Mal überrascht, wenn er anrief, als habe sie es gar nicht erwartet. Es beunruhigte ihn. Er wollte sie so schnell wie möglich wiedersehen, um klarzustellen, dass er sie nicht verlassen würde.
Sie würde das Lächeln auf sein Gesicht zurückzaubern.
Selbst im Büro hatten die Kollegen Roberts schlechte Laune bemerkt. James Winchester fragte ihn ganz direkt nach dem Grund. Robert gab ihm eine aufrichtige Antwort.
Zu seiner Überraschung nahm sich sein Boss Zeit für ihn. Offensichtlich klang das, was Robert sagte, so ernsthaft und aufrichtig, dass Winchester seine Pläne, ihn mit Monica zusammenzubringen, sofort aufgab. Stattdessen sagte er warm: „Das Glück muss man mit beiden Händen festhalten, Robert. Karriere, Geld, alles Übrige ist zweitrangig. Wenn Sie einen Menschen gefunden haben, mit dem Sie glücklich sein können, lassen Sie ihn nicht wieder gehen.“
Das hatte Robert auch nicht vor. Er wollte Ruthie überreden, zu ihm nach New York zu ziehen. Er dachte sogar darüber nach, sie irgendwann zu heiraten. Er nahm an, dass sie noch gar nicht so weit im Voraus geplant hatte. Schließlich war ihre Beziehung erst einen Monat alt.
Robert ging davon aus, dass Ruthie seinem Plan zustimmen würde. Denn bald würde sie erkennen, dass Winchester nicht daran dachte, ihre Familie arbeitslos zu machen, wenn die Gruppe das Hotel übernahm. Er hoffte, dass sie sich dann entscheiden würde, nicht all ihre Energie auf ihre Verwandten zu konzentrieren, sondern ihrem Herzen zu folgen.
Nachdem das Flugzeug gelandet war, fuhr er direkt zu Ruthies Apartment. Er wusste, dass sie nicht da sein würde, doch sie hatte ihm einen Schlüssel gegeben. Er war müde und fühlte sich verschwitzt. Deshalb ging er zuerst duschen.
Er spürte, wie langsam der Stress der vergangenen zwei Wochen von ihm abfiel. Ob James Winchester tatsächlich recht hatte? War es wirklich so einfach, Glück zu finden? War das Geheimnis einfach, einen Ort zu haben, an dem man die Welt da draußen hinter sich lassen konnte? Wo man zu Hause war?
Komisch. Er empfand Ruthies Wohnung als Zuhause. Sie war viel kleiner als sein schickes Apartment in New York, besaß aber viel mehr Atmosphäre. Hier lebte jemand. Seine Wohnung war spärlich möbliert und wenig heimelig.
Ruthie hatte ihm einen Zettel geschrieben. Im Kühlschrank befände sich Nudelauflauf, den er sich warm machen könne. Nudelauflauf? Robert
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