TIFFANY EXKLUSIV Band 02
Erwägung zu ziehen.
Es genügte ihr nicht. Ein solcher Mann war kein Vater für ihr Kind. Sie würde ihm nie vertrauen. Sie wollte ein echtes Zuhause schaffen. Er wollte frei sein, unabhängig. Es wäre unfair gewesen, ihn mit einem Kind an die Leine zu legen.
„Es tut mir leid, Robert. Aber meine Antwort ist Nein.“
12. KAPITEL
Robert ging eine Stunde später. Er hatte vergeblich versucht, Ruthie umzustimmen. Zum ersten Mal in seinem Leben gelang es ihm nicht, die richtigen Worte zu finden. Argumente schienen nicht zu zählen. Wut noch weniger. Zum Schluss warf er ihr vor, ihr läge mehr an dem alten Kasten von einem Hotel als an ihm. Danach nahm er seine Sachen und verließ türenknallend die Wohnung.
Er konnte es nicht fassen, dass sich die Dinge so negativ entwickelt hatten. Wieso zog Ruthie Kerrigan Towers einem Leben mit ihm vor?
Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Und es verletzte ihn tief.
Er fuhr zum Flughafen, weil er es für das Beste hielt, nach New York zurückzukehren. In Philadelphia zu bleiben und zu versuchen, Ruthie umzustimmen, machte wenig Sinn, obwohl er stark in Versuchung war, genau das zu tun.
New York lockte ihn wenig. Als er sein Ticket kaufen wollte, kam ihm spontan eine Idee. Er kaufte ein Ticket nach Charlotte.
Wie seine Eltern, seine Brüder ihn empfangen würden, machte ihm wenig Sorgen. Sie behaupteten sowieso, er ließe sich viel zu selten sehen. Normalerweise hatte er auch nicht das Bedürfnis, nach Hause zu fahren. Doch heute erschien es ihm der einzige Ort auf der Welt, wo er sein wollte.
Ruthie war schon immer jemand gewesen, dem schnell die Tränen kamen. Sie weinte im Kino, bei Fernsehserien, bei schmalzigen Liedern. Sie weinte bei Hochzeiten und beim Lesen von Liebesromanen.
Aber an diesem Wochenende weinte sie nicht. Jedenfalls nicht viel. Sie war zu unglücklich. Die Trauer saß zu tief, als dass Tränen da noch geholfen hätten.
Trotzdem war sie wütend auf Robert. „So ein Dummkopf“, murmelte sie am Sonntagmorgen, während sie ruhelos in ihrem Apartment auf und ab ging. Warum hatte er sich gefügt und war abgereist? Sie wusste, dass er ja nur getan hatte, was sie von ihm verlangte.
Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen. Er hatte ihr von Anfang an gesagt, dass sein Job ihm alles bedeutete. Zwischen ihnen gab es keine Gemeinsamkeit, und sie musste lernen, das endlich zu akzeptieren. Die Lektion war hart. Sie würde sie ihr ganzes Leben lang nicht vergessen.
Obwohl ihr Bauch die Schwangerschaft noch nicht verriet, strich sie zärtlich darüber und murmelte zu ihrem ungeborenen Baby: „Es tut mir leid. Wahrscheinlich hätte ich es deinetwegen einfach versuchen sollen.“
Sie war sich nicht ganz klar darüber, wie sie ihrem Onkel Henry beibringen sollte, dass die Sache mit der Hotelübernahme noch nicht ausgestanden war. Im Gegenteil. Da sie Henry beruhigt hatte, waren wertvolle Wochen ins Land gegangen, in denen man hätte versuchen müssen, Investoren zu finden, die für die Kreditschulden geradestanden. Sie fühlte sich schuldig, weil sie Henry durch ihre Gutgläubigkeit in die Irre geleitet hatte. Sie hätte Robert nicht vertrauen dürfen. Doch dann wäre es nie zu jenen zwei süßen, unvergesslichen Wochen der Zweisamkeit gekommen.
„War es das wert?“, fragte sie ihr Spiegelbild, als sie sich zurechtmachte, bevor sie zur Arbeit fuhr.
Sie wusste es nicht.
Ihr Onkel nahm die Nachricht gelassener auf, als sie gedacht hatte. Alle anderen Familienmitglieder ebenfalls. Ruthie fragte sich, wie viel sie über ihre Beziehung zu Robert Kendall wussten. Onkel Henry jedenfalls sah sie mitfühlend an, als sie ihm berichtete, dass der Verkauf des Hotels nahe bevorstand.
Sie vermutete, dass er sah, wie blass und unglücklich sie war – und dass das nicht allein an dem zu erwartenden Verlust des Hotels lag.
Celeste war vollkommen im Bilde. Am Dienstagabend fing sie Ruthie in der Lobby ab, nahm sie am Arm und führte sie in ihr Büro.
„Was ist passiert?“, fragte sie. „Ich habe gehört, die Geier sind wieder im Anflug.“
Ruthie setzte sich auf einen Stuhl. „Es war ein Missverständnis. Robert wollte die Übernahme keineswegs abbiegen. Er hat einfach niemals begriffen, dass es mir das Herz brechen würde.“
Celeste griff nach einem Taschentuch, weil sie fürchtete, Ruthie würde weinen, doch Ruthies Augen blieben trocken.
„Diese falsche Schlange“, sagte Celeste. „Er hat dich benutzt und auf eine falsche Fährte gelockt.“
„Er hat es
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