TIFFANY EXKLUSIV Band 03
Mixer wieder auffüllte.
Izzy zeigte auf ein dramatisches Foto von Clay, der aus einem Flugzeug sprang. Mit den Füßen stand er auf einem Snowboard oder etwas Ähnlichem. „Und hier?“
„Da macht er Sky-Surfing. Nichts für Leute mit schwachen Nerven.“
„Oder mit einem Funken gesundem Menschenverstand.“ Sie nippte an ihrem Drink. Harry legte eine neue CD ein. Da er der einzige Country-Fan in Westchester County war, fand Harry, dass es seine Pflicht war, die Leute zu erziehen. Einige Gäste beschwerten sich lautstark, doch Harry grinste nur und zeigte ihnen einen Vogel. „Wie hast du das Sky-Surfing-Foto geschossen?“, wollte Izzy wissen.
„Ich musste mit dem Fallschirm vor ihm aus dem Flugzeug springen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Es hat sich nichts geändert. Erinnerst du dich daran, es muss in der zwölften Klasse gewesen sein, als Clay dich überredete, ihn zu fotografieren, während er außen am Chrysler Building hinaufkletterte? Du musstest hinter ihm herklettern.“
„Es war das Flatiron Building“, korrigierte Harry. „Und ich musste voranklettern, damit ich ihn von oben fotografieren konnte. Es war für das Jahrbuch.“
„Was ich damit sagen will, ist, zwanzig Jahre sind seitdem vergangen, und nichts hat sich geändert. Du folgst diesem Verrückten noch immer mit einer Kamera um die Welt und hältst jeden seiner schwachsinnigen Stunts für die Nachwelt fest.“
„Ja, aber jetzt werde ich dafür bezahlt.“
„Als hättest du das Geld nötig.“ Das klang sehr gehässig, dachte sie und leerte die Hälfte ihres Drinks. Es war schließlich nicht Harrys Schuld, dass er in eine millionenschwere Familie hineingeboren worden war.
Er hob eine Braue. „Ist es wieder die Zeit im Monat, Sweetheart?“
Nein, dachte sie und schaute durch die Glastüren auf das Schneetreiben. Und genau das ist das Problem. Die „Zeit im Monat“ war nämlich schon viel zu lange ausgeblieben. Sie nahm sich zusammen, denn immerhin war sie auf diese Party gekommen, um ihr Elend zu vergessen, und sei es nur für ein paar Stunden. „Es ist nur so, dass das Thema Geld momentan …“ Jammere nicht, befahl sie sich. „Vergiss es. Ich bin hier, um mich zu amüsieren, nicht um dir die Party zu ruinieren.“
Er stützte sich mit den Ellbogen auf den Tresen. „Komm schon, ich weiß, dass du Sorgen hast. Eine Frau in den Dreißigern lässt nicht einfach ohne Grund einen Traumjob in San Francisco sausen, um wieder zu den Eltern zu ziehen – ausgerechnet nach South Ozone Park, Queens. Was ist es? Probleme mit dem Geld? Dem Job? Oder mit den Männern?“
„Wie wäre es mit allen drei? Und noch ein paar dazu.“
„Auweia.“ Er deutete mit dem Kopf auf ihr Gingerale. „Möchtest du wirklich nichts Stärkeres trinken?“
Es war verlockend. „Nein, wirklich nicht. Ich will dir die Stimmung nicht verderben, und es war auch nicht meine Absicht, dir gegenüber so bissig zu sein. Clay hat Glück, dass ein alter Freund wie du für ihn arbeitet. Deine Fotos machen das Magazin aus.“
Er strahlte. „Ah, das ist schon viel besser. Ich liebe Schmeicheleien. Hast du schon die neueste Ausgabe gesehen? Es ist absolut toll.“ Er wühlte in dem Stapel Zeitschriften und Zeitungen am Ende der Bar und zog die Januarausgabe von ‚The Edge – Das Magazin für extreme Freizeitgestaltung‘ hervor. „Schau auf Seite vierundsechzig nach.“
Es war ein Artikel über „Skifahren auf steilem Gelände“. Die begleitenden Fotos zeigten den engagierten Herausgeber des Magazins, Clay Granger, in voller Skimontur und mit Schneebrille. Auf dem ersten Foto sprang er von einer Schneewechte auf eine fast senkrecht abfallende Piste, auf dem zweiten standen seine Skier seitlich zum Abhang, auf dem dritten drehte er sich. Die nachfolgenden Bilder zeigten, wie er den Abhang auf seinen Skiern hinuntersauste, als flöge er durch die Luft.
„Er nennt das den kontrollierten freien Fall“, erklärte Harry.
Kontrollierter freier Fall, dachte Izzy und berührte abwesend ihren Bauch. So ähnlich verläuft mein Leben gerade. Allerdings habe ich nicht das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.
„Der Kerl kommt mir bekannt vor“, sagte eine Frau mit einer goldenen Papierkrone, auf der „Happy New Year“ stand. Sie deutete auf die verstreuten Fotos, ein leeres Glas in der ausgestreckten Hand, während sie sich den Weg durch die Menschenmenge bahnte. „Er sieht aus wie John Kennedy junior.“
„Sie wissen nicht, wer das ist?“, fragte
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