TIFFANY EXKLUSIV Band 03
Geburtstag.“
„Es war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich einen Geburtstagskuchen bekommen habe. Das hat sich in mein Gedächtnis gebrannt.“
„Was meinst du mit ‚das einzige Mal‘? Das kann doch nicht stimmen.“
„Meine Eltern hielten nichts davon.“
Sie starrte ihn an. Er wollte lachen, doch ihre Empörung schien echt zu sein. „Habe ich das richtig verstanden? Deine eigene Familie hat deinen Geburtstag nie gefeiert?“
„Sie gaben mir Geschenke“, erwiderte er und hob die Tischdecke vom Boden auf. „Großzügige Geschenke, wie Fernseher, Stereoanlagen. Wenn sie gerade nicht da waren, ließen sie sie schicken.“
„Nicht da waren?“, wiederholte Izzy ungläubig. „An deinem Geburtstag?“
Er lachte und schüttelte die Decke aus. „Ich hatte mich daran gewöhnt. Sie hatten eben viel zu tun.“
„Zu viel, um an den Geburtstag ihres eigenen Sohnes zu denken?“
Ihr Zorn rührte ihn. Doch Clay hatte sich diesen Schmerz schon vor langer Zeit abgeblockt, weil er ihn nicht ertragen hätte. „Ich weiß deine Entrüstung zu schätzen, Kaffeebohne“, sagte er sanft. „Wirklich. Aber das alles liegt hinter mir. Hier.“ Er gab ihr ein Ende der Tischdecke. „Hilf mir, es wieder zuzudecken.“
Sie ging mit ihrem Ende auf die gegenüberliegende Seite des Tisches. „Müssen wir es zudecken? Ich würde es gern noch länger anschauen.“
„Du kannst es dir ansehen, wann immer du willst“, versprach er, während sie vorsichtig das Tuch über die Miniaturlandschaft zogen. „Ich werde die Tür nicht abschließen.“
„Dein Großvater war sicher ein bemerkenswerter Mann.“
„In der Tat. Ich wünschte, du hättest ihn kennenlernen können.“
„Ich auch. Dann hätte ich ihm danken können.“
„Wofür?“
Sie zuckte ein wenig verlegen die Schultern. „Dafür, dass er für dich da gewesen ist und dir das Gefühl gegeben hat, geliebt und gemocht zu werden. Das sollten Menschen tun, wenn ihnen etwas an anderen liegt. Sie sollten füreinander da sein.“
„Leider ist das nicht immer möglich.“
Sie runzelte die Stirn. „Es mag zwar oft nicht einfach sein, aber es ist sicher nicht unmöglich.“
„Gehörst du zu diesen Menschen?“, fragte er. „Zu denen, die für andere da sind?“
Sie musterte ihn neugierig. „Ja, ich glaube schon. So bin ich erzogen worden. Wir Fabrionis sind sehr treu. Niemand in unserer Familie ist jemals geschieden worden.“ Plötzlich schien sie sich unbehaglich zu fühlen, und Clay wusste, was sie dachte – dass sie wahrscheinlich die Erste sein würde. Und noch eines wusste er – dass sie es nicht wollte.
„Mein Großvater war genauso“, sagte er. „Meine Großmutter starb 1957, und er hat danach nie wieder geheiratet. Er pflegte zu sagen, dass, wenn es ein Leben nach dem Tode gäbe, er es mit ihr verbringen wollte.“
„Wow“, murmelte Izzy. „Wann ist er gestorben?“
Clay glättete das Tuch und zog es zurecht, damit kein Staub darunterkommen konnte. „Während des Herbstsemesters in meinem letzten Jahr in Yale. Ich war in meinem Zimmer und schrieb an meiner Semesterarbeit in Volkswirtschaft.“
„Richtig, du hast ja Wirtschaftswissenschaften studiert. Das hatte ich vergessen.“
„Ich wurde auf eine Laufbahn im internationalen Business vorbereitet, und ich habe aus lauter Trägheit mitgemacht, sehr zu Grandpa Toms Widerwillen. Er meinte immer, ich sollte meinen eigenen Weg gehen. Es ergab sich, dass ich es von diesem Abend an endlich tat.“
Izzy sah ihn mit großen Augen an. Offenbar wollte sie das wirklich alles hören. Noch seltsamer aber war, dass er es ihr erzählen wollte. „Das Telefon klingelte. Es war mein Vater, daher wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Er rief sonst nie an. Seine ersten Worte waren: ‚Dein Großvater hat einen Herzinfarkt erlitten und dir sein ganzes Vermögen hinterlassen.‘ Ich war völlig schockiert. Der Schmerz kam so unvermittelt und heftig, dass ich kein Wort mehr herausbrachte. Das war auch nicht nötig. Mein Vater begann mit seiner Litanei von Ratschlägen – ich sollte rasch das Haus verkaufen, die Aktien breiter streuen, all dieses Zeug. Es ging nur um die Erbschaft. Kein Wort über …“ Clay holte tief Luft. „Mein Vater fragte, ob es mir etwas ausmachen würde, zur Beerdigung zu gehen. Er war in Übersee, und es wäre unangenehm, nur deswegen zurückzufliegen.“
Izzy fluchte, und Clay lächelte über ihre Anteilnahme. „In dieser Nacht packte ich einen Rucksack, stieg in
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