TIFFANY EXKLUSIV Band 03
wohlwissend, dass sie nicht mit dem Herzen dabei war. Connor hatte sie sich hemmungslos hingegeben, doch auf Todd hatte sie nie auch nur annähernd mit der gleichen Heftigkeit reagiert.
Todd hatte ihr schließlich vorgeworfen, sie sei kalt und frigide. Das war der Grund für seine Seitensprünge. Nach Todds Ansicht war es allein ihre Schuld. Laurel nahm die Vorwürfe klaglos hin, denn wie sollte sie ihm erklären, dass er unrecht hatte? Außerdem fühlte sie sich tatsächlich schuldig für ihren Mangel an Leidenschaft ihm gegenüber, und für die Liebe zu einem anderen Mann, die sie so viele Jahre in ihrem Herzen getragen hatte.
Ja, es war schmerzvoll und demütigend gewesen, von Todds Affären zu erfahren. Doch dieser Schmerz war nichts im Vergleich zu dem Gefühl des Verlustes und Betrogenseins, als ihr klar geworden war, dass Connor Northrup sie nur für ein Abenteuer benutzt hatte.
Welche Erklärung hätte es sonst für das gegeben, was geschehen war? Falls Connor ihr eine anbot, würde sie sich jedenfalls weigern, sie zu glauben.
Eigentlich hatte sie erwartet, ihn bei der Beerdigung ihres Vaters vor zwei Jahren zu sehen. Doch Connor war auf Geschäftsreise gewesen und hatte lediglich ein Beileidsschreiben zusammen mit einem überwältigenden Blumenarrangement geschickt. Ihr Vater hatte Connor bewundert, sich für den Jungen interessiert und ihm als jungem Mann geholfen, sein Potenzial zu nutzen. Auch nachdem Connor ins Berufsleben eingetreten war, war Charles mit ihm in Kontakt geblieben und hatte mit Connors Erfolgen geprahlt, als würde es sich um seinen eigenen Sohn handeln. Manchmal dachte sie, dass er ihn mehr mochte als Phillip.
Welche Rolle spielte das nach all den Jahren noch? Laurel schüttelte den Kopf und tadelte sich im Stillen. Inzwischen sollte sie es besser wissen. Zumindest sollte sie sich so benehmen, als wüsste sie es besser. Und in etwa zehn Minuten würde sie genau das tun. Sie würde sich so überzeugend kühl und geschäftsmäßig geben, dass Connor es nicht wagen würde, die Vergangenheit zur Sprache zu bringen.
Sie fürchtete sich vor diesem Treffen. Sie hatte sich vor diesem Tag gefürchtet, seit sie erfahren hatte, dass die jährliche Buchprüfung bei Sutherland Enterprises von einer Gruppe von Wirtschaftsprüfern durchgeführt wurde, die Connor Northrup leitete. Und jetzt war dieser Tag da – der Tag, an dem sie sich wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würden.
Laurel gab den Versuch auf, die alten Briefe zu lesen, und legte sie wieder in den Ordner. Dann stand sie auf und ging in ihr an das Büro angrenzende private Bad. Dort wusch sie sich die Hände und überprüfte rasch ihr Aussehen. So, wie ich es vor jedem anderen Meeting auch tun würde, versicherte sie sich. Sie gab sich für Connor Northrup jedenfalls keine besondere Mühe. Dennoch fragte sie sich unwillkürlich, ob er der Meinung sein würde, dass sich ihr Äußeres seit jener Sommernacht vor Jahren verändert hatte. Sie wusste, dass es so war.
Ihre Figur war eigentlich die Gleiche. Wenn überhaupt, dann war sie etwas dünner geworden. In ihrem teuren marineblauen Kostüm, das sie für heute gewählt hatte, wirkte sie aufgrund des schlichten, eleganten Schnitts so dünn wie ein Model. Die Farbe hob ihr helles Haar hervor. Es war zwar noch immer lang, doch trug sie es nicht mehr offen, schon gar nicht im Büro. Heute war es auf raffinierte Art hochgesteckt. Ihre Ohrringe unterstrichen ihr elegantes, geschäftsmäßiges Aussehen.
Ihre Augen, von denen Connor einst geschwärmt hatte, waren zwar noch so blau wie früher, aber das lebhafte Funkeln darin war fort. An seine Stelle war ein desillusionierter Ausdruck getreten. Manche mochten es Reife nennen, doch Laurel fragte sich in diesem Moment, ob es nicht eher das Ergebnis von Zynismus, Bitterkeit und vergeblichen Hoffnungen war.
Das waren dumme und nutzlose Überlegungen. Connor durfte nicht ahnen, dass sie überhaupt etwas wegen des Wiedersehens empfand. Das hätte ihren Stolz verletzt.
Sie hatte nie viel Make-up getragen. Es war nie nötig gewesen, und jetzt, wo vielleicht ein wenig Rouge oder Lidschatten die Ringe unter ihren Augen kaschiert hätten, wollte sie sich nicht darum kümmern. Also zog sie sich nur schnell die Lippen nach. So, sie war bereit. Noch einmal schaute sie auf ihre Uhr. Fünf vor zehn. Zeit, um sich auf den Weg in den Konferenzraum neben Phillips Büro zu machen.
Laurel nahm ihr ledergebundenes Notizbuch und einen
Weitere Kostenlose Bücher