TIFFANY EXKLUSIV Band 04
hätte auch von ihrer Mutter kommen können. Sie seufzte. „Ja, das stimmt. Schlaues Kind.“ Doch selbst nach drei Monaten konnte sie sich ihre Schwester nur schwer als verheiratete Frau vorstellen.
„Du warst wohl nicht bei dem Hochzeitsempfang, oder?“
„Nein, war ich nicht.“ Und das würden ihre Eltern ihr wohl auch nie verzeihen. „Bei uns ist um Weihnachten immer besonders viel los. Da konnte ich nicht weg.“ Amber musste sich zwingen, nicht zu ihrem neuen Edelsteinpolierer zu sehen. Entweder er oder ein Flug nach Hause, hatte die Entscheidung gelautet, und sie konnte noch dankbar sein, dass Stephanie mit ihrem Freund durchgebrannt war und heimlich geheiratet hatte. Bei einer pompösen Hochzeit hätte sie bestimmt dabei sein müssen.
„Logan, es war nett von dir, dass du gekommen bist. Aber du kannst wieder umkehren und meiner Mutter bestellen, dass ich meine Meinung hinsichtlich der Magnolien-Königin nicht geändert habe.“
Logan blieb sitzen, obwohl sie jetzt ostentativ zur Tür ging. „Würde es dich denn umbringen, ein paar alten Damen eine Freude zu machen?“
„Möglicherweise.“ Sie musste unwillkürlich lächeln. „Die Damen liegen sich doch schon wegen der Auswahl der Kleider in den Haaren.“
Logan lächelte nun auch. „Dann tu es für deine Heimatstadt. Dein Vater musste schon zwei Jahre hintereinander die Steuern anheben, weil die Touristeneinnahmen zurückgegangen sind.“
„Na und?“
„Es ist Wahljahr.“
„Und wenn schon. Er war doch lange genug Bürgermeister. Es wird Zeit, dass mal jemand anderes drankommt.“
Er sah sie an, und plötzlich erkannte sie wieder den alten Logan. Sie vermisste den Jugendfreund.
„Wahrscheinlich würdest du es auch nicht für mich tun?“ Er hob einen Mundwinkel an und schenkte ihr das vertraute schiefe Lächeln, bei dem sie immer schwach geworden war.
Sie biss die Zähne zusammen. „Nein.“
„Ganz sicher nicht?“, fragte er leise.
„Glaubst du etwa, du seist es wert?“
„Das saß.“ Er lachte verhalten. „Ich glaube schon, dass ich es wert bin.“ Er sah sie unter halb gesenkten Augenlidern an. „Soll ich es dir vielleicht demonstrieren?“
Das klang unerträglich selbstsicher, und sie konterte ärgerlich: „Ich brauche keine Demonstration deiner Fähigkeiten. Drei Viertel aller Frauen in Belle Rive könnten von denen Zeugnis ablegen.“
„Nur drei Viertel? Habe ich etwa welche ausgelassen?“
Amber konnte nicht anders, sie musste lachen. „Du bist wirklich unverbesserlich, Logan.“
„Komm zurück, und überzeug dich selbst.“
Sie seufzte. „Ach, Logan …“
„Lass uns die Situation mal von einer anderen Warte aus betrachten.“ Er klang jetzt logisch und vernünftig. Logan winkte sie heran, und sie setzte sich wieder auf das Sofa. Er war wirklich hartnäckig, das musste man ihm lassen. Aber selbst wenn sie das Geld hätte, sie würde es nicht für einen Flug wegen des Festes verschwenden.
„Die Situation ist nicht ohne Komik, Amber. Du hast Belle Rive verlassen, weil du nichts mit dem Leben dort zu tun haben wolltest. Glaub mir, jeder dachte, dass du in der Gosse landen würdest.“
„Ich war sicher, dass alle meinten, ich sei schwanger.“ Und das hätte auch gut der Fall sein können, wenn Logan sich nicht so anständig benommen hätte. Sie hatte nie verstanden, warum er bei ihr immer den Gentleman gespielt hatte, aber sonst mit jeder Frau schlief, die seinen Weg kreuzte.
„Ja, das kann schon sein.“ Er sah zu Boden.
Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, was man alles über sie gesagt hatte.
Logan blickte sie entschlossen wieder an. „Und jetzt brauchen sie deine Hilfe. Was für eine Genugtuung wäre es doch, wenn du zurückkehrst, ihnen diese Hilfe großzügig gewährst und ihnen damit beweist, dass du es geschafft hast – dass du auf Belle Rive nicht angewiesen bist.“
Lachend stand sie auf und setzte sich auf die abgeschabte Lehne des Sofas. „Das machst du wirklich sehr gut, Logan. Du ziehst alle Register – Pflichtgefühl, schlechtes Gewissen, Liebe, Stolz, Rache. Ich warte nur noch auf Bestechung.“
„Was müsste ich denn bieten?“, fragte er sofort.
Er lächelte dabei, aber sie erkannte an dem Blick seiner dunklen Augen, dass er jeden Preis zahlen würde. Einen Augenblick lang war sie in Versuchung. Geld war zwar nicht alles im Leben, aber sie konnte finanzielle Hilfe wirklich gebrauchen.
Dann schüttelte sie entschlossen den Kopf. „Es tut mir leid, Logan, ich gehe nicht
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