TIFFANY EXKLUSIV Band 04
Schuss Whiskey verfeinerte.
„Haben Damen so was denn früher getragen?“, fragte sie.
„Ja.“ Ihre Mutter nahm das Korsett und schüttelte es aus.
„Warum wollte man denn dann unbedingt eine Dame sein?“
Unterdrücktes Lachen war zu hören.
„Du bist wirklich keine Hilfe, Mutter.“ Lily seufzte. „Aber was anderes hätte ich eigentlich auch nicht erwartet. Komm, Amber, zieh das mal an.“
Amber hielt sich das Gebilde aus vergilbter Spitze und Baumwolle um den Brustkorb. „Eigentlich müsste ich mich wie Scarlett O’Hara an einem Bettpfosten festhalten, damit es auch ordentlich fest geschnürt werden kann.“
Ihre Mutter überging den Kommentar. „Dreh dich um, Bertha und ich werden es zuhaken.“
Amber seufzte, tat aber wie von ihr gefordert. Das Korsett war eng. Dazu trug sie weite weiße Baumwollhosen, die unter dem Knie gebunden waren, und ein leichtes Baumwollhemdchen. Als Nächstes kam der Reifrock. „Müssen wir wirklich diese ganze Scarlett-Show schon jetzt abziehen? Ich kann ja kaum atmen!“
„Und du bist sogar dünner, als ich es war, als ich das Kostüm trug.“ Ihre Großmutter lächelte ein wenig wehmütig.
Zum Teufel, wenn Mema es getragen hatte, würde sie es ihr zuliebe auch tun.
Schließlich war das Korsett zugehakt, und Lily wies Amber an, sich im Kreis zu drehen.
Die drei Frauen sahen Amber prüfend an.
„Das Mädchen hat oben nicht genug“, sagte Bertha schließlich.
Amber sah an sich hinunter. Bertha hatte recht. Die Körbchen des Korsetts waren etwa drei Nummer zu groß.
„So geht das nicht.“ Lily runzelte die Stirn. „Die Flachbrüstigkeit kommt aus der Familie deines Vaters.“
„Aber die Frauen in seiner Familie waren wenigstens selbstständig“, gab Amber trotzig zurück.
„Und unverheiratet“, fügte ihre Großmutter hinzu.
Glücklicherweise klingelte es, bevor Ambers Ehelosigkeit Gesprächsthema werden konnte. Bertha verließ das Zimmer.
Lily hatte in einer Schublade herumgewühlt und kam jetzt mit zwei geblümten Chiffontüchern auf Amber zu. „Hier, versuch es damit.“
Amber unterdrückte ein Stöhnen, nahm die Tücher und versuchte, sie um ihr Dekolleté zu drapieren.
„Du liebe Zeit, doch nicht so! Darunter.“
„Ich soll die Körbchen ausstopfen? Ich bin doch keine zwölf mehr!“
„Amber!“ Ihre Mutter schloss die Augen. Ihr Mund war nur noch ein dünner Strich.
Jeder Widerstand war jetzt zwecklos. Das wusste Amber aus Erfahrung.
In der Ferne hörten sie Stimmen.
Lily öffnete schnell die Augen und lächelte entzückt. „Ich wette, der ‚Mirror‘ hat die Reporterin der Gesellschaftsspalte geschickt. Beeil dich, Amber.“
Amber stopfte die Tücher unter ihre Brüste. Bunte Zipfel lugten auf beiden Seiten heraus.
„Amber, ich bitte dich, wir brauchen ein vernünftiges Dekolleté.“
„Ihr sprecht über Dekolletés?“ Gigi Van Dells Stimme drang durch den Flur. Ihre hohen Absätze waren auf dem alten Holzboden zu hören, die Tür wurde aufgerissen, und Logans Mutter rauschte in Lily Madisons Schlafzimmer, gefolgt von einer vergeblich protestierenden Bertha.
„Hier seid ihr ja alle.“ Gigi strahlte. Sie wandte sich kurz zur Tür. „Komm nur herein, mein Junge, es ist okay, sie ist angezogen.“
Logan?
„Es ist nicht okay!“, riefen Amber und ihre Mutter wie aus einem Mund.
Bertha versuchte die Tür zu versperren.
„Lassen Sie doch, Bertha“, sagte Gigi fröhlich, „Sie tun ja gerade so, als sei Amber nackt.“
„Das wäre vielleicht weniger peinlich.“ Amber war verzweifelt bemüht, die Tuchzipfel in das Korsett zu stopfen, was ihr nicht ganz gelang.
Logan blickte über Berthas Schulter. „Ist hier das Hauptquartier? Ich soll Ihnen von dem Fotografen bestellen, dass er um zwölf Uhr mittags wieder in der Redaktion sein muss.“
Amber sah zu ihm hin. Irgendwie fühlte sie sich bei seinem Blick in dieser altmodischen Unterbekleidung entblößter, als wenn sie ein leichtes Sommerkleid auf der nackten Haut getragen hätte. Vielleicht war sie aber auch nur deshalb so verlegen, weil Logans Küsse gestern Nacht ihre Gefühle für ihn neu geweckt hatten. Dass er das genau wusste und in diesem Augenblick daran dachte, war sehr deutlich. Er stand in der Tür und sah sie langsam von oben bis unten an. Seine Lippen umspielte ein winziges Lächeln, und in seinen Augen stand eine Leidenschaft, die ihr Herz schneller schlagen ließ.
Lily stellte sich vor ihre Tochter. „Bertha“, sagte sie, „holen Sie uns doch
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