TIFFANY EXKLUSIV Band 04
nickte. „Woher weißt du das?“
„Weil es nichts Besseres als eine Analyse gibt, um jemanden zu verunsichern. Es bringt keinen besonderen Spaß, seine Schwächen und Gefühle so kühl zu untersuchen, nicht wahr?“
„Nein“, beschwerte sich Jamie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt weiß ich, wie sich eine Laborprobe unter dem Mikroskop fühlen muss.“
Donna grinste und schirmte die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab. „Das ist die richtige Einstellung. Aber im Ernst, sieh die Zeit mit deinem Seelenklempner einfach als eine Art Klassenarbeit an. Jetzt begreifst du, wie sich deine Patienten fühlen, wenn sie zu dir kommen und du das Gleiche mit ihnen machst.“
„Ich verstehe. Ich wünschte nur, das wäre alles.“ Jamie bedeckte das Gesicht mit den Händen, als ihr klar wurde, wie sehr ihr Selbstbewusstsein erschüttert worden war.
„He, Kleines, bist du okay?“
Jamie senkte die Hände. „Donna, was soll ich nur tun? Ich meine, du und Mom seid den ganzen Weg aus New Orleans gekommen, um mit mir zu feiern, und ich bin nicht einmal sicher, ob ich überhaupt meinen Doktortitel erhalte. Stattdessen wird mich die Herde meiner Studienkollegen einfach zurücklassen.“
„Du meine Güte, so schlecht steht es um dich?“ Donna klopfte auf den Platz neben sich. „Jamie, komm her. Setz dich, und erzähl mir, was los ist.“
Jamie seufzte tief und folgte ihrer Aufforderung. „Bevor wir uns zu sehr in meine Ängste vertiefen, möchte ich dir sagen, wie froh ich bin, dass du und Mom hier seid. Selbst wenn es nur für ein paar Tage ist. Ihr fehlt mir so.“
„Dann komm doch wieder nach Hause.“
„Ich kann nicht.“ Jamie starrte blicklos auf ihre Laufschuhe. Sie würde nie wieder zurückgehen können. Dort gab es zu viele Erinnerungen, zu viele Schuldgefühle. „Ich liebe euch alle. Aber mein Leben ist jetzt hier.“
Donna nickte. „Ich verstehe. Du bist seit fünf Jahren in Tampa und hast dir ein nettes Heim geschaffen. Du hast neue Freunde und wichtige berufliche Verbindungen. Und sicher wird es leichter sein, eine Praxis an einem Ort zu eröffnen, wo man sich nicht an dich als kleines Mädchen mit braunen Zöpfen und dünnen Beinen erinnert. Aber manchmal wünschte ich, du hättest dich nach deinem Studium nicht um die Stelle hier beworben.“
„Es war ein Segen, glaub mir.“
„Ein Segen? Warum klingst du dann so, als ob du gleich von einer Brücke springen wolltest?“
Jamie dachte an einen bestimmten Tag zurück und presste unwillkürlich die Lippen zusammen. Sie war dreizehn gewesen, als ihr Vater sie mit dem damals sechzehnjährigen Kellan Chance, den alle nur Kell nannten, in ihrem Zimmer auf dem Bett erwischte. Es war ihr erster Kuss und völlig unschuldig. Sie waren auf das Bett zurückgesunken, aber ihr Vater hatte die Situation überbewertet und Kell aus dem Haus geworfen. Und dann hatten ihre Eltern sich gestritten, und ihr Vater war gegangen – für immer. Himmel, was für eine Katastrophe! Und alles war ihre Schuld gewesen. Sie hatte das noch zu niemandem gesagt, denn es war schon schwierig genug, es sich selbst einzugestehen.
Jamie schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen zu verscheuchen. „Glaub mir, Donna, es ginge mir viel schlechter, wenn ich in New Orleans geblieben wäre.“
„Was ist denn so unangenehm an New Orleans? Du bist dort geboren worden, du hast Freunde dort. Mom ist dort und ich auch.“
Jamie lächelte. „Ich fehle euch, hm?“
Donna legte einen Arm um Jamie und drückte sie an sich. „Natürlich tust du das, Dummerchen. Wir haben dich lieb, und wir wollen, dass du glücklich bist.“
„Ich bin glücklich. Das heißt, ich war es, bevor diese blöden Therapiestunden anfingen“, sagte Jamie und seufzte wieder. „Begreifst du, was geschehen wird, wenn das Ganze schiefgeht und ich meine Zulassung als Psychologin nicht erhalte?“
„Ja, natürlich. Dann war alles umsonst – dein langes Studium, die viele Arbeit, die du investiert hast. Aber ich kenne dich und weiß, dass du nicht zulassen wirst, dass das passiert.“
Jamie zuckte die Achseln. „Ich werde tun, was ich kann. Aber es geht hier nicht nur um mich.“ Oje, das hatte sie nicht verraten wollen.
„Wieso? Wen meinst du? Deinen Psychotherapeuten?“
Jamie zögerte. „Nein, es gibt da noch jemanden.“
Donna horchte auf. „Einen Mann? Spuck es aus.“
Jamie lachte. „Okay. Ich sage nur Kell Chance.“
Donna starrte sie an. „Kell Chance? Das ist nicht dein Ernst. Du
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