TIFFANY EXKLUSIV Band 05
Firmenführung ist. Das verspreche ich dir.“
„Kyle.“ Sie hob die Hand, als wollte sie seinen Arm berühren, hielt jedoch inne. „Hör mir gut zu, denn ich sage es jetzt zum letzten Mal. Ich will den Posten des Vizepräsidenten nicht mehr, selbst wenn wir ihn beide haben könnten. Hast du mich verstanden?“
„Wie du willst.“ Wütend warf er die Wagentür zu. Auf dem Weg zurück in die Polizeiwache begegnete er Harris und knurrte nur etwas Unverständliches als Antwort auf das fröhliche „Auf Wiedersehen!“ seines Chefs. Er zwang sich, sich nicht umzudrehen und Laura nachzusehen.
Nachdem er das Gebäude wieder betreten hatte, nickte er Peg kurz zu, setzte sich auf Lauras Platz und legte den Fuß auf einen anderen Stuhl. Inzwischen schmerzte sein Knöchel höllisch. Er hätte Laura mehr Fragen über die Anweisungen des Arztes stellen sollen. Aber das wäre nur auf Kosten der Zeit gegangen, die sie mit Reden und anderen Dingen verbracht hatten. Lieber würde er für den Rest seines Lebens diese Schmerzen ertragen, als auf eine Sekunde der gemeinsamen Zeit mit Laura zu verzichten. Wahrscheinlich würde sein Knöchel nicht richtig heilen, und in fünfzig Jahren würde er anhand des Schmerzes vorhersagen können, ob es regnen würde. Und seine Kinder und Enkel würden ihm nicht glauben, bis er mit ihnen schimpfte.
Wo kamen denn diese Gedanken her? Er hatte sich sich noch nie als grantigen alten Mann vorgestellt. Es gab überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass er kein gut gelaunter alter Mann werden würde, da er bis vor Kurzem ein gut gelaunter junger Mann gewesen war. Aber das war vor Laura gewesen.
Als er seufzte, fragte Peg: „Ist es Ihr Fuß oder Ihr Herz?“
Er schaute sich um und stellte fest, dass der Polizist in sein eigenes Büro gegangen war. Kyle fand, dass es eine ziemlich gemütliche Polizeiwache war. Er wollte sich bei Peg und dem Cop dafür bedanken, dass sie sich so gut um Laura gekümmert hatten. Allerdings würde dann jeder wissen, wie es um ihn stand – zumindest in Podunk, Georgia. Daher antwortete er: „Es ist bloß der Knöchel.“ Er probierte jenes Lächeln, das schon bei seiner Mutter gewirkt hatte. „Die Gefahr eines gebrochenen Herzens besteht nicht. Herzen hake ich ab wie … wie leere Druckerpatronen.“
„Von wegen.“
Aha, Peg durchschaute ihn also und erkannte die Verletzlichkeit hinter seiner Sonnyboy-Fassade. Allen Frauen gelang das, ob jung oder alt. Nur Laura nicht. Warum nicht? Er registrierte, dass Peg den Kopf schüttelte.
„Sie haben in Ihrem ganzen Leben noch keine Druckerpatrone gewechselt.“ Sein Charme war erloschen. Laura hatte das sicher auch erkannt. Doch dann fragte Peg: „Möchten Sie ein Stück Nusskuchen?“
„Ja, bitte. Ich kann es mir selbst holen“, sagte er, stand auf und zuckte zusammen.
„Nun mal langsam“, meinte Peg und ging zu dem kleinen Kühlschrank an der gegenüberliegenden Wand. „Nehmen Sie ruhig all das Mitgefühl an, das man Ihnen entgegenbringt.“ Sie stellte ihm ein Stück Kuchen und ein Glas Milch hin. „Ich nehme an, Laura war von Ihrer Verletzung nicht allzu beeindruckt, oder?“
Kyle hatte bereits mehrere Bissen Kuchen gegessen. Peg stand auf und holte ein neues Stück, das sie auf den Pappteller vor ihm legte. „Danke. Laura – wahrscheinlich habe ich in ihrer Gegenwart zu oft übertrieben. Offenbar durchschaut sie mich jetzt.“
„Eine blutende Wunde würde sie also nicht beeindrucken. Was würde denn Eindruck auf sie machen?“
Er hatte keine Ahnung. Der Polizist kam aus seinem Büro und übergab Peg einige Unterlagen zur Bearbeitung, die sie sofort in Angriff nahm. Kyle blätterte das Time-Magazin durch. In der Mitte des Zeitschriftenstapels lag ein weißes Blatt Papier, auf dem er Lauras Handschrift erkannte. Hatte sie ihm eine Nachricht hinterlassen?
Er betrachtete das Blatt eine Weile und versuchte eine geheime Botschaft darin zu erkennen, etwa: „Kyle, ich bin verrückt nach dir, und ich weiß, dass du kein Nichtsnutz bist.“ Doch zu seiner Enttäuschung handelte es sich nur um ein Flussdiagramm, in dem dargestellt wurde, wer wen wann und mit welchem Wagen wohin brachte. Von wegen geheime Botschaft! Er faltete das Blatt zu einem Papierflugzeug zusammen und ließ es zum Papierkorb segeln. Die Tür des kleinen Büros öffnete sich erneut, und das Flugzeug wurde von einem Aufwind erfasst, der es gegen die Brust des Polizisten lenkte.
„Kommt Ihre Mitfahrgelegenheit nicht?“, erkundigte sich der
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