Tiffany Exklusiv Band 06
vorsichtig waren, wenn es um ihre Beziehung ging.
Welche Beziehung?, durchfuhr es Jill.
Das Gespräch heute Morgen hatte sie ziemlich verwirrt. Selbst ihre berühmte Logik erwies sich diesmal als wenig hilfreich. Dass zwischen ihnen eine starke sexuelle Anziehungskraft bestand, war schon vor der Reise klar gewesen, aber nun wollte Morgan, dass sich ihre Beziehung vertiefte.
Welche Beziehung?, hätte sie am liebsten laut geschrien.
Sie war sich nicht mehr sicher, wo sie stand, zu viel hatte sich in letzter Zeit verändert. Sie mussten einen weiteren Schritt wagen – zusammen. Aber die Angst vor dem Unbekannten blieb.
„Er ist schon ein toller Kerl.“ Carlys Bemerkung brachte Jill in die Gegenwart zurück.
Ali kam mit einer langen Schleppe an und befestigte sie an Carlys Hochzeitskleid. „Wenn man diese Machotypen mag.“
Jill warf Ali einen wütenden Blick zu. „Er ist kein Macho.“
Die drei Schwestern traten zurück, um die Braut zu bewundern. „Carly, du bist wunderschön“, hauchte Jill.
Carly verzog das Gesicht. „Ich sehe aus wie …“
„Eine Rolle Toilettenpapier“, antworteten ihre Schwestern im Chor.
Carly trat von dem kleinen Podest herunter. „Zurück zu Morgan. Ich glaube auch nicht, dass er ein Macho ist.“
Chickie kam mit dem Nadelkissen und machte sich an Carlys Kleid zu schaffen. „Er scheint ein netter Kerl zu sein.“
Genau wie Owen. Keine sagte es, aber Jill ahnte, dass ihre Schwestern es dachten. Sie hatte einmal einen Fehler gemacht, aber sie würde ihn nicht wiederholen. Und im Unterschied zu Owen war Morgan ehrlich.
Chickie war immer noch mit Carlys Kleid beschäftigt. „Ich glaube, Morgan ist genau das, was du brauchst.“
„Ich brauche überhaupt nichts!“
„Oh, Jill, bitte nicht“, sagte Ali. „Wir haben doch alle mitbekommen, wir ihr beide euch anseht. Also, wenn das keine Liebe ist, dann weiß ich es nicht.“
„Immerhin seid ihr verlobt“, fügte Chickie hinzu.
Jill spürte Schuldgefühle in sich aufsteigen und hätte ihnen am liebsten die Wahrheit ins Gesicht geschrien. Aber dann musste sie an die fünfzigjährige Freundschaft zwischen ihrer Großmutter und der von Luther denken und hielt den Mund.
„Nur weil man verlobt ist, bedeutet das noch gar nichts“, bemerkte Carly ungewohnt trocken. Sofort richteten sich drei Augenpaare auf sie und Carly lief rot an. „Ich meine doch nur, dass Jill auch mit Owen verlobt war und ihn trotzdem nicht geliebt hat. Oder, Jill?“
Chickie arbeitete mittlerweile am Saum. „Nicht das schon wieder, bitte.“
„Gute Idee.“ Ali setzte sich und zupfte ihre Bluse zurecht. „Mich würde auch viel mehr interessieren, wie ihr beide euch kennengelernt habt.“
„Durch meine Arbeit. Er hat mich engagiert, um einen seiner Angestellten vor Gericht zu vertreten.“
„Ist er romantisch?“, wollte Carly wissen.
Jill musste einen Moment überlegen. Morgan war nicht der Typ, der eine Frau mit Blumen überschüttete. Ihm lagen mehr die praktischen Dinge, wie zum Beispiel bei einer Autopanne zu helfen. Oder das Essen mitzubringen, wenn sie Überstunden im Büro machen musste. Sie lächelte. „Auf seine Art schon.“
„Unterstützt er dich bei dem, was du tust?“, fragte Chickie undeutlich, da sie eine Stecknadel zwischen den Lippen hatte.
„Wenn du wissen willst, ob er so ist wie Owen, kannst du beruhigt sein. Er unterstützt mich schon, aber …“
Aber sie hatte noch ihre Zweifel. Nicht an seinem Charakter. Hinterhältigkeit war bei Morgan ausgeschlossen. Doch sie bezweifelte, ob er sie trotz ihres beruflichen Ehrgeizes akzeptieren könnte. Sie hatte sich zwar für ihre Karriere entschieden, aber sie war sich auch der Wichtigkeit der Familie bewusst. Und die Tatsache, dass sie ihre Familie belog, bedeutete nicht, dass die Familie ihr gleichgültig war. Im Gegenteil, es war der verzweifelte Versuch, Schaden von ihr abzuwenden. Ihren Beruf aber würde sie niemals aufgeben, und sie bezweifelte auch, dass Morgan sie vor die Wahl stellen würde.
„Aber?“, fragte Ali nach.
„Aber er denkt genau wie ich. Die Familie hat immer Vorrang.“
Morgan hatte gesagt, dass sie ihren Schwestern ähnlich sei. Konnte er vielleicht recht haben? Nein. Sie war anders. Sie war auch nicht wie ihre Mutter, die für die Ehe ihr Medizinstudium abgebrochen hatte. Und anders als ihre Schwestern hatte es sie von zu Hause fortgezogen. Ob das Anderssein ihr nun im Blut lag oder ob es der Schock über Owens Verhalten gewesen war,
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