Tiffany Exklusiv Band 06
heiraten.
Carly seufzte und straffte sich. „Nichts! Ich benehme mich nur albern. Ich bin ein bisschen überfordert, das ist alles.“
Jill war nicht davon überzeugt. Sie konnte nur hoffen, dass Carly die Hochzeit nicht nur deshalb nicht absagte, um die anderen nicht zu enttäuschen. Aber wenn sie sich unsicher war, musste sie das sagen, bevor es zu spät war. „Carly, wenn du es nicht willst, musst du auf jeden Fall mit Dean reden.“
Carly schüttelte den Kopf und stand auf. „Nein. Dean hat recht. Ich habe nur Lampenfieber. Morgen wird es mir bestimmt wieder besser gehen.“
Brenda kam auf sie zu. „Jill, da ist ein Anruf für dich aus L.A.“
Jill fragte sich, wer sie wohl hier anrufen würde, während sie zur Küche des Country Clubs ging, wo Brenda den Anruf entgegengenommen hatte.
„Elaine?“, fragte sie in den Hörer. „Alles in Ordnung?“
„Ich bin’s“, erwiderte Nick. „Erholen Sie sich gut?“
Erstaunt sah Jill auf ihre Uhr. Es war jetzt kurz nach zwei Uhr nachmittags, also zwölf Uhr in Los Angeles. Für heute lagen keine Termine an, darum konnte es also nicht gehen. „Ja, es ist schön hier. Stimmt etwas nicht, Nick?“
Sie konnte ihn leise lachen hören. „Es ist alles in Ordnung. Ich habe gute Nachrichten für Sie, darum rufe ich an.“
„Und?“
„Es ist unerwartet ein neuer Posten frei geworden, und Montgomery hat Sie dafür vorgeschlagen. Der Vorstand hat schon seine Zustimmung gegeben. Herzlichen Glückwunsch, Jill. Sie werden die stellvertretende Leiterin in der Abteilung Strafrecht.“
Eine Beförderung? Sie war gerade seit zwei Jahren bei Lowell & Montgomery. Natürlich hatte sie hart gearbeitet, aber so schnell war nicht mit einer Beförderung zu rechnen gewesen. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Wie wäre es mit ‚Danke, Nick, dass Sie mir alles beigebracht haben‘?“
Jill lachte. „Danke, Nick. Das ist eine nette Überraschung.“
„Sie sind eine verdammt gute Anwältin. Aber Bill Mitchell ist ein netter Kerl. Sie werden gut mit ihm auskommen und …“
„Moment mal! Kommt Mitchell aus San Francisco, um Sie abzulösen?“ Lowell & Montgomery hatten insgesamt vier Kanzleien in ganz Kalifornien.
„Nein, Jill. Sie werden versetzt.“
Sie schloss die Augen und lehnte die Stirn an die kühle Wand. Sie würde vierhundert Meilen weit weg von Morgan sein.
„Ist das ein Problem?“
Kein Problem, dachte sie. Eher eine Katastrophe. „Nein“, log sie. „Es kommt nur so überraschend.“
„Das ist ein wichtiger Schritt für Sie, Jill. Lassen Sie uns noch einmal darüber reden, wenn Sie am Dienstag wieder da sind.“
Sie legte den Hörer auf und ging langsam in die Halle zurück. Als sie Morgan am Tisch sitzen sah, blieb sie stehen.
Warum gerade jetzt? Warum jetzt, wo sie gerade alles gekriegt hatte, was sie sich immer erträumt hatte? Sie konnte diese Beförderung unmöglich ablehnen. Sie hatte sie sich verdient, und der Vorstand schien der gleichen Meinung zu sein.
Wenn sie annahm, würde sie Morgan verlieren.
Wieder einmal war es so weit. Sie hatte alles, was sie wollte, und plötzlich passierte etwas, das alles durcheinanderbrachte. Es würde das Ende ihres Glückes sein.
Morgan versuchte verzweifelt, seine Krawatte zu binden. Es war der dritte Anlauf, aber es wollte einfach nicht gelingen. Dafür war er viel zu sehr von Jill abgelenkt. Seit sie heute diesen Anruf bekommen hatte, war sie unnatürlich schweigsam. Natürlich hatte sie gesagt, dass alles in Ordnung sei, aber das kaufte er ihr nicht ab.
„Warum muss ich denn bloß schon heute eine Schleife tragen?“
„Weil wir das bei den Proben für eine Hochzeit immer so gemacht haben. Das ist Tradition in meiner Familie.“
Er hatte die Krawatte gebunden, aber irgendwie saß sie nicht richtig.
„Lass mich das machen“, befahl Jill. Sie trug ein einfaches schwarzes Kleid und hochhackige schwarze Riemchensandaletten. Ihre rot lackierten Zehennägel schimmerten durch ihre hauchzarte Strumpfhose. Sie sah sehr elegant aus und unglaublich sexy.
Voller Konzentration machte sie einen korrekten Knoten. Dabei sagte sie kein Wort, sie lächelte nicht einmal, und genau das machte Morgan Sorgen.
„Fehlt dir wirklich nichts?“
Jill rückte die Krawatte zurecht. Sie legte ihre Hand auf seine Brust und blickte ihn unglücklich an.
„Nick hat angerufen“, begann sie tonlos. „Er hatte Neuigkeiten für mich.“
„Was für Neuigkeiten?“
„Der Posten einer stellvertretenden
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