Tiffany Exklusiv Band 06
vergessen. Sie hatte sich bereits auf Dinge eingelassen, die sie möglicherweise noch jahrelang verfolgen würden. Sie hatte ihre Lektion gelernt und würde ihren heimlichen Begierden nicht mehr nachgeben, auch wenn die Versuchung noch so groß war.
Toni seufzte. „Du solltest dich mit ihm treffen. Du brauchst ihm ja nicht sämtliche Details zu erzählen. Denk dir was aus. Er ist dir noch einen Gefallen schuldig, nachdem du seinetwegen deinen Job riskiert hast.“
Nein, nach der Geschichte in dem Abstellraum sind wir quitt, widersprach Georgia im Stillen und erinnerte sich daran, wie sehr sie sich hinterher geschämt hatte. Dabei hatte er sich in dieser peinlichen Situation wirklich wie ein Gentleman benommen und versucht, das Beste daraus zu machen. Toni hatte vermutlich recht – der rascheste Weg, um die Identität des Mannes am anderen Ende der Leitung herauszufinden und ihren Seelenfrieden wiederzufinden, war, sich an Ken zu wenden. Sie brauchte ihm nicht alle Einzelheiten zu verraten. Außerdem würde er sicher diskret sein. Er wusste ja auch gar nicht, dass sie nicht mehr mit Rob zusammen war. Daher würde er sie bestimmt nicht mehr drängen, sich mit ihm zu treffen. Nicht nach ihrem Gespräch in dem Abstellraum. Tatsächlich würde ihre Bitte um Hilfe ihnen die Chance geben, die Verlegenheit nach ihrem letzten Zusammentreffen zu vergessen. Und sobald sie von Ken den Namen des Mannes erhalten hätte, der sich hinter der Telefonnummer verbarg, würde sie das Chaos der letzten Woche endgültig hinter sich lassen.
11. KAPITEL
Ken sprang auf, als der heiße Kaffee auf seinem Schoß landete. „Verdammt!“ Er stampfte herum, wischte mit einem Papierhandtuch auf dem Fleck herum und sah wütend zu seinem Partner Owen. „Was starrst du mich so an?“
Owen, der an einem Nachbarschreibtisch saß, hob eine Braue. „Ich frage mich nur, was aus meinem gut gelaunten Partner geworden ist und wer diesen grimmigen Bären an seine Stelle gesetzt hat.“
Ken ließ sich mit finsterer Miene wieder in seinen Sessel fallen. „Ich habe nur einen schlechten Tag, das ist alles.“
Owen deutete auf den Stapel Karten und Briefe, die sich im Lauf des Tages angesammelt hatten. „Ja, es ist schon hart, ein Held zu sein, was?“
Ken blickte spöttisch auf die zahlreiche Post. „Mein Telefon zu Hause steht nicht mehr still.“
Jeder, der seine Geheimnummer besaß, hatte angerufen – seine Mutter, seine Schwestern, sein Bruder, seine Nachbarn, seine Freunde. Alle bis auf Georgia. Die Karten hatte er heute nur deswegen überflogen, weil er hoffte, dass sie ihm irgendeine Nachricht geschickt hatte.
Wieso sie das tun sollte, wusste er allerdings auch nicht. Aber hoffen durfte man ja schließlich. Seit Samstag hatte er an kaum etwas anderes mehr gedacht und sich gefragt, ob Rob Trainer inzwischen nach Hause gekommen war und ob sie schon bemerkt hatte, dass ihr Liebesgeflüster einem ganz anderen Mann als ihrem Freund heiße Nächte beschert hatte.
Ken rieb sich die müden Augen. Er hatte in den vergangenen zwei Nächten nicht viel geschlafen, und der starke Kaffee, der ihm eigentlich zu einem klaren Kopf verhelfen sollte, machte ihn nur gereizt.
Er runzelte die Stirn. Na schön, es war eher sein Gewissen, das ihn gereizt machte. Durch eine einzige dumme, spontane Entscheidung, die Situation auszunutzen, hatte er sich emotional völlig verstrickt. Schlimmer noch, er hatte mehrere Gelegenheiten verstreichen lassen, den Irrtum aufzuklären und die Wahrheit zu gestehen.
Er war enttäuscht von sich, dass er eine nette, unschuldige Frau in seelische Bedrängnis gebracht hatte. Bisher hatte er sich für einen anständigen Menschen gehalten. Doch jetzt ging ihm eines der Lieblingszitate seines Vaters durch den Kopf: „Es ist leicht, ein guter Mensch zu sein, wenn man nie in Versuchung geführt wird.“
Er hatte auf der ganzen Linie versagt, und die Lösung war ebenso einfach wie schmerzlich: Er musste Georgia die Wahrheit sagen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.
„Ärger mit Frauen?“, fragte Owen und klopfte ihm auf die Schulter.
Ken sah auf. „Wie zum Teufel kommst du denn darauf?“
„Es gehört schon einiges dazu, dich so durcheinanderzubringen.“
Ken verzog das Gesicht. „Es ist jedenfalls keine Frau.“ Es war das, was er mit ihr gemacht hatte.
Owen schüttelte den Kopf. „Du bist ein schlechter Lügner.“
Im Gegenteil, er war ein ausgezeichneter Lügner – genau darin bestand ja das Problem.
„Es ist
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