Tiffany Extra Band 01
Freundinnen einzulassen. Aber sie hatte eisern gespart und ganz sicher nie genug übrig gehabt, um Geld in Aktien zu investieren. Hoffentlich versuchte Rick nicht, sie damit zu beeindrucken.
Nein, das würde er wohl nicht. Außerdem hatte er das nicht nötig bei dem Sex-Appeal.
Der Aufzug öffnete sich, und Lindsey ging den Flur hinab. An ihren Zimmertüren hingen Schilder mit der Aufschrift „Bitte nicht stören“. Lindsey schloss eine der Türen auf und rief laut Hallo, doch weder Mia noch Shelby schien hier zu sein.
Schade, dass sie nicht mit ihnen reden konnte. Andererseits war sie auch ein bisschen erleichtert. Sie war nämlich noch nicht bereit, Details über sich und Rick auszuplaudern.
Sie legte ihre Handtasche und die Tüte mit der Selbstbräunungslotion auf dem Nachttisch ab und ging ins Badezimmer, um zu duschen. Als sie sich auszog, dachte sie natürlich wieder an Rick. Und begann prompt wieder zu grübeln. Es war wie ein Fluch, der über ihrem Leben lag. Dabei hatte sie sich doch so fest vorgenommen, diesen Urlaub einfach nur zu genießen.
Lindsey seufzte schwer und drehte den Wasserhahn in der Dusche auf. Sie war stolz, dass sie es geschafft hatte, nicht in den Spiegel zu blicken. Hätte sie es getan, hätte sie doch nur wieder tausend Mängel an ihrem Äußeren entdeckt. Aber dieses eine Mal würde sie nicht zulassen, dass ihr schlimmster Feind die Oberhand gewann.
Rick trug nichts als ein um die Hüften geschlungenes Handtuch, und sein Haar war noch feucht, als er die Preisanhänger von den beiden neuen T-Shirts und der Badehose entfernte, die er in dem ABC-Shop gegenüber gekauft hatte. Wenn er die Nacht hier in Waikiki verbrachte, würde er sich wohl noch Shorts besorgen müssen, aber er hoffte, dass sie später noch zu ihm fahren würden. Auf keinen Fall jedoch durfte Lindsey sich bedrängt fühlen.
Zum dritten Mal, seit er vor einer Stunde eingecheckt hatte, piepte sein Handy. Er wusste, es waren nur SMS über die Wellen vor Waimea, die von Stunde zu Stunde besser wurden. Aber er hatte trotzdem nachgeschaut für den Fall, dass Wally ihn zu erreichen versuchte. Er hatte ihm eine Nachricht hinterlassen, dass er es möglicherweise heute nicht mehr schaffen würde, in den Shop zu kommen.
Rick las seine E-Mails durch, lachte über den Witz, den ihm sein zehnjähriger Neffe geschickt hatte, und ärgerte sich über die Preiserhöhung, die sich sein Polyurethan-Lieferant für den Sommer hatte einfallen lassen. Der Kerl war ein Haifisch. Es gab keinen Grund, die Preise zu erhöhen, aber er konnte es sich erlauben. Da Rick die höheren Preise nicht an seine Kunden weitergeben konnte, war es für ihn ein Problem. Zu viele davon waren junge Einheimische, deren Surfboards beim Surfen kaputtgingen oder gestohlen wurden und die sich kaum ein neues leisten konnten.
Er hatte auch mehr Angestellte als nötig. Wenn ein Junge aus einer armen Familie zu ihm kam und sich sein eigenes Surfboard verdienen wollte, dann sagte Rick so gut wie nie Nein. Aber ganz umsonst gab er nie etwas her. Er ließ die Kids in seinem Geschäft arbeiten. Sein Finanzberater hatte ihn schon oft als verrückt bezeichnet, doch das war ihm egal. Solange der Laden lief – und wenn auch nur mithilfe von seinen Preisgeldern –, sollte es ihm recht sein.
Rick überlegte, ob er noch einmal Wally anrufen sollte. Beim letzten Versuch hatte sich niemand gemeldet, das war merkwürdig. Bevor er sich entschieden hatte, kam ein Anruf von Wally. Schade, dachte Rick enttäuscht, dass es nicht Lindsey ist, die anruft.
„Wo bleibst du?“, rief Wally.
„Warum, ist irgendwas?“
„In Waimea ist der Teufel los.“
„Hab ich schon mitgekriegt.“
„Jeder fragt, wo du bleibst.“
Rick ging zu den Glasschiebetüren des Balkons und blickte hinaus auf die ziemlich flache Brandung vor Waikiki. Sehr schön für Schwimmer, aber nichts für Surfer.
„Hast du meine SMS gelesen?“
„Klar. Gestern Abend warst du auch nicht da“, stellte Wally fest. Seine Stimme klang rau, geradezu rostig. Er war ein ziemlich harter Bursche, der mit seinen langen grauen Haaren und dem krausen Bart nicht gerade vertrauenerweckend aussah. Doch wer ihn kennenlernte, merkte bald, dass Wally ein Herz aus Gold hatte.
Rick hätte nicht gewusst, wie er sein Geschäft ohne ihn managen sollte. „Alles in Ordnung?“
„Skip und Kai hätten heute das Büro sauber machen sollen. Dreimal darfst du raten, wer nicht aufgetaucht ist. Aber warte nur, bis sie ein paar
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