Tiffany Extra Band 01
klar war. Dass zwischen ihnen mehr war als nur ein vergänglicher Traum.
Er legte seine Armbanduhr an und steckte sich noch ein paar Kondome in die Tasche seiner leichten Sommerhose, zu der er ein dünnes Baumwollhemd trug. Nicht gerade seine übliche Partykleidung – aber in diesem Fall galt: Je weniger, desto besser. Deshalb hatte er auch auf Unterwäsche verzichtet.
Weil Tess nicht in ihrem Zimmer war, rief er nach ihr.
„Ich … ich bin … in einer … Minute fertig“, kam die stockende Antwort aus dem Badezimmer.
Ihre Stimme klang gedämpft. Er lauschte an der Tür und hörte sie schniefen. „Tess, lass mich rein!“ Sie hatte sich eingeschlossen. „Tess? Bitte mach die Tür auf.“
„Ich bin fast fertig“, rief sie.
„Schließ doch bitte auf!“ Keine Antwort. Dann hörte er das Schloss klicken. Sofort öffnete er die Tür und stürmte ins Bad. Wie ein Häufchen Elend saß Tess auf dem Badewannenrand, umgeben von etlichen zerknüllten Papiertaschentüchern. Ihre Augen waren rot, die Nase lief.
Er setzte sich zu ihr. „Was ist denn los?“
„Sieh mich an“, rief sie erregt, während sie die letzten Tränen von der Wange wischte. Sie sprang auf und drehte sich vor dem Spiegel.
„Ich schau dich an“, entgegnete er verwirrt. Gefiel ihr das Kleid nicht mehr? Stimmte etwas nicht mit ihren Haaren? Wollte sie vielleicht doch lieber Unterwäsche tragen? „Du bist wunderschön.“
„Ich weiß“, schrie sie. „Ich bin schön. Sogar ich finde mich schön – und das tue ich sonst nie. Mein Haar, ich habe keine Ahnung, was damit los ist. Sonst sieht es nie so gut aus. Und in dem Kleid sehe ich richtig glamourös aus. Ich habe ein bisschen Farbe bekommen und ein paar Sommersprossen auf der Nase. Ich brauche nicht mal Make-up.“ Wieder kullerten ihr Tränen übers Gesicht. „Ich trage keine Unterwäsche, und es macht mir überhaupt nichts aus.“
„Aber wo ist das Problem?“
„Wie soll ich in mein altes Leben zurückkehren? Wie kann ich auf Dauer mit dem glücklich sein, was ich habe?“ Sie schwenkte ein Etikett unter seiner Nase. „Vierhundert Dollar. So viel hat das Kleid gekostet.“
Er nahm ihr das Preisschildchen aus der Hand. „Ich dachte, das hätten wir abgehakt.“
„Du musst nicht mal auf den Preis schauen. In meinem ganzen Leben habe ich nie Kleidung gekauft, die nicht heruntergesetzt war. Und dann trage ich sie, bis sie fast auseinanderfällt. Ich muss immer erst überlegen, ob ich mir etwas leisten kann – du musst daran keinen einzigen Gedanken verschwenden.“
„Es tut mir leid. Du musst das Kleid nicht tragen, ich bringe es wieder zurück. Mir hat die Farbe gefallen, und ich war sicher, dass es dir gut steht.“
„Nein, ich liebe das Kleid.“ Sie betrachtete ihr Spiegelbild, strich über ihre Hüften.
Das war das verwirrendste Gespräch, das er jemals mit einer Frau geführt hatte. Was wollte sie? Egal was er vorschlug, es löste nur eine neue Tränenflut aus. „Aber was ist denn nun das Problem?“
„Das Problem ist, dass ich mich viel lieber mag, wenn ich so aussehe wie jetzt. Und wenn ich mich so fühle wie im Moment. Wenn ich lache und Spaß habe. Und wenn ich dich küsse und dich berühre. Noch nie war ich so glücklich. Und ich habe Angst davor, dass das alles zu Ende geht und ich nie wieder so glücklich sein werde.“
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
Sie seufzte. „Es ist, als würde ich etwas verlieren, das ich vorher nie haben wollte.“
Sanft legte er die Arme um sie. „Ich möchte doch nur, dass du glücklich bist, Tess. Was kann ich tun, damit du wieder lächelst?“
„Du könntest mich küssen. Das hilft bestimmt.“
Mit dem Daumen wischte er die Tränen von ihren Wangen und küsste sie zärtlich. Mein Gott, es fühlte sich so gut an, sie zu küssen, so besonders. Mit Verlangen oder einem sexuellen Bedürfnis hatte es überhaupt nichts zu tun. Es war nur die einfachste Form von Kommunikation zwischen ihnen.
Er hauchte Küsse auf ihre Augenlider und kitzelte ihre Nase. „Besser jetzt?“
„Ja, tut mir leid.“ Ein tiefer Atemzug – dann lachte sie. „Mit dieser Lebensweise hätte ich nie überlebt. Wem will ich denn etwas vormachen? Ich gehe jeden Abend um neun ins Bett und stehe in der Morgendämmerung auf. Hier bin ich wie ein Fisch auf dem Trockenen.“
„Und wie, glaubst du, würde ich mich auf einer Pferderanch fühlen? Ich weiß bei einem Pferd nicht mal, wo vorne und hinten ist.“
Tess musste lachen. „Das
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