Tiffany Extra Band 03
würde.
Die Zeit verging, und die Bar begann sich zu leeren, da Geschäftsleute und Rancharbeiter wieder zurück an die Arbeit gingen.
Joanna kam an den Tresen und setzte sich auf einen Barhocker. Sie lächelte Ben zu. Ihr Gesicht war erhitzt von der Arbeit. Ben gefielen ihre dunklen Augen. Sie war freundlich zu den Gästen, flirtete jedoch nicht mit ihnen – mit ihm übrigens auch nicht. Allerdings war da immer eine gewisse Spannung zwischen ihnen, das ließ sich nicht leugnen. Obwohl sie viel lächelte, wirkte Joanna irgendwie sehr ernst. Plötzlich ertappte er sich dabei, dass er wissen wollte, was für Bücher sie las, welche Filme sie mochte. Sofort verdrängte er diesen Gedanken. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas. Und mit einer Angestellten eine Affäre anzufangen, war nie gut.
Ben schob ihr ein Glas eisgekühlte Limonade zu und tat, als würde er die Bewegung ihrer Armmuskeln nicht bemerken, oder die sanfte Kurve ihres Halses, als sie trank.
„Kann ich Ihnen etwas zum Essen bringen?“, fragte er.
„Später. Ich muss Lisa helfen aufzuräumen, aber danke für den Drink. Heiß heute, trotz Klimaanlage.“
„Ja, da wir gerade davon sprechen: Tut mir leid, dass ich gestern nicht mehr die Ventilatoren gebracht habe, aber ich bin in die Stadt gefahren und habe stattdessen eine Klimaanlage gekauft. Ich kann sie heute installieren. Das sollte helfen. Ein Ventilator rührt die heiße Luft ja nur um.“
Joanna wirkte ernsthaft überrascht, als würde sie nicht damit rechnen, dass jemand einfach so etwas für sie tat.
„Na ja, immer noch tausendmal besser, als im Auto zu schlafen“, scherzte sie.
„Kein Problem. Ich hätte schon längst da oben eine Klimaanlage einbauen sollen. Wenn Sie wollen, mach ich es jetzt gleich, während Sie Lisa helfen, und …“
„Nein, schon gut. Später wäre mir lieber“, entgegnete sie schnell.
Er schwieg. Jetzt war es wieder da, dieses ungute Gefühl.
„Ich meine, ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich schlampig. Ich will nicht, dass Sie über meine Sachen stolpern, Sie wissen schon.“ Joanna lächelte verlegen.
„Klar, ich verstehe. Also dann heute Abend.“
Das ist wohl okay, sagte Ben sich. Es war immerhin ihr privater Bereich.
„Danke für den Drink. Ich muss jetzt Lisa helfen.“ Joanna glitt vom Barhocker und ging in die Küche.
Ben stellte die Gläser, die er poliert hatte, auf das Regal hinter dem Tresen, schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Er geriet selten aus dem Gleichgewicht, aber diese Frau …
Vielleicht hatte Charlie recht. Vielleicht sollte er wirklich etwas unternehmen. Es war zwar unklug, sich mit einer Angestellten einzulassen – keine gute Situation, weder für sie noch für ihn –, doch er bekam sie einfach nicht aus dem Kopf.
Andererseits gab es viele Frauen hier, mit denen er schlafen könnte. Joanna brauchte er als Kellnerin.
Wirklich schade, dachte er, als sie mit einem Tablett frisch gefüllter Ketchup-Flaschen aus der Küche zurückkam. Der Ansatz ihrer Brüste wölbte sich über dem Ausschnitt ihres Tanktops.
Wirklich schade.
Joanna wischte die Hände an ihren Jeans ab. Jetzt fühlte sie sich besser. Sie hatte das gesamte Apartment von einer dicken Staubschicht befreit.
Es war vorhin auch noch recht stickig gewesen, doch jetzt am frühen Abend und bei geöffneten Fenstern – zum Glück waren die Fliegengitter intakt – spürte man eine leichte Brise. Es war immer noch warm, aber nicht unangenehm. Joanna blickte hinaus auf den Parkplatz. Dahinter erstreckte sich endloses Grasland, bis zu den Bergen in der Ferne. Es roch nach Regen.
Grillen zirpten vor ihrem Fenster. Als Kind hatte sie oft Albträume gehabt, besonders nachdem ihre Mutter fortgegangen war. Ihr Vater hatte ihr gezeigt, dass die Grillen sie beschützten, indem sie sie vor jeder Gefahr warnten. Er war mehrmals nach draußen und zu ihrem Fenster gegangen, und jedes Mal hatten die Grillen aufgehört zu zirpen.
Sogar jetzt noch fühlte Joanna sich geborgen, solange sie Grillen zirpen hörte.
Diese Wohnung war wirklich praktisch. Joanna hatte von hier aus einen ganz guten Überblick, und den brauchte sie, wenn sie für Callahans Sicherheit sorgen wollte.
Ihm möglichst nahe zu sein – wie auch immer sie das hinbekommen würde – wäre gut. Solange sie die Situation unter Kontrolle hatte. Es war nicht zu leugnen, dass die Luft zwischen ihnen brannte. Offenbar begehrte er sie – und es wäre dumm von ihr, das nicht
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