Tiffany Extra Band 03
auszunutzen, um möglichst oft in seiner Nähe sein zu können.
Allerdings gab es strenge Regeln, was das Miteinander von Marshals und den von ihnen zu schützenden Personen anging. Sich auf keine persönliche Beziehung einzulassen, war eine dieser Regeln.
Ben Callahan war allerdings nicht offiziell im Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden, also galten diese Regeln genau genommen nicht für ihn. Wenn sie jedoch mit ihm ins Bett ginge, dann könnte das problematisch werden, sowohl in professioneller als auch in moralischer Hinsicht.
Aber es müsste ja niemand davon erfahren.
Das Problem war … nun ja, was war denn das Problem? Joanna sank in den Sessel vor dem Fenster. Sie hatte ja nicht vor, sich ernsthaft zu verlieben. Wenn ihr das allerdings den Job erleichterte und sie dabei entspannter wäre, warum eigentlich nicht?
Aber nein, sie durfte sich das nicht schönreden.
Es könnte zwar ganz nett werden, aber es verstieß gegen Joannas Prinzipien, aus beruflichen Gründen mit jemandem ins Bett zu gehen. Ein kleiner Flirt oder auch mal ein Date, das wäre in Ordnung. Wenn sie dadurch besser auf Callahan aufpassen konnte, dann sprach nichts dagegen.
Zum Glück klingelte ihr Telefon und beendete ihre Tagträumerei. Sie blickte aufs Display. Ihr Chef rief an.
„Wyatt“, meldete sie sich, wie immer.
„Bist du drin?“, fragte Don ohne Umschweife.
Sie stand auf und begann, im Zimmer hin und her zu gehen.
„Ja, kein Problem.“
„Gut. Und du schläfst nicht mehr im Auto, oder?“
„Nein.“ Sie unterdrückte ein Grinsen. Don war ihr Boss, aber er war auch ein Freund und benahm sich manchmal wie ein Bruder. Wenn es um die Arbeit ging, war er allerdings absolut unnachsichtig, und sie erwartete auch nichts anderes von ihm. „Callahan hatte über der Bar ein Zimmer frei, das habe ich genommen.“
„Gut gemacht. Irgendetwas zu berichten?“
„Nö. Alles Routine.“
„Tu nicht so enttäuscht. Ein bisschen Langeweile kann dir nur guttun.“
„Dann werde ich also in ein paar Wochen wieder ganz normal böse Buben jagen?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Wir werden sehen. Ein paar Dinge müssen noch geklärt werden. Außerdem kannst du noch ein bisschen Erholung gebrauchen, bevor du dich wieder ins Gefecht begibst.“
„Don, wirklich, ich …“
„Mach einfach, was man dir sagt, Jo“, fiel er ihr ins Wort. „Der Job ist nicht besonders schwierig, aber wichtig. Konzentrier dich darauf und verhalte dich unauffällig – oder versuch es wenigstens. Ich weiß, das ist nicht deine Stärke“, fügte Don trocken hinzu.
„Na schön. Ich brauche übrigens noch ein paar Dossiers über ein paar Leute, die hier arbeiten.“
Joanne nannte Charlies und Lisas Namen. Sie würde sich besser fühlen, wenn sie mehr über die Menschen um Ben Callahan wüsste. Man konnte nie wissen, wer der Feind war.
„Alles klar. Du bekommst sie per E-Mail. Melde dich, wann immer du kannst. Wenn du also ein Problem hast, gib uns sofort Bescheid. Versuch nicht, allein damit klarzukommen. Hörst du mich, Jo?“
Draußen auf dem Flur knarrte eine Diele. Joanna senkte ihre Stimme zu einem Flüstern.
„Ja, wie die anderen tausend Male auch“, erwiderte sie respektlos. „Ich muss los. Ich melde mich.“ Sie legte auf, ging zur Tür und lauschte.
Hatte sie sich das Geräusch nur eingebildet?
Es konnte auch von unten gekommen sein, wo die Musiker gerade ihre Instrumente auspackten. Donnerstags, freitags und samstags gab es im Roadhouse immer Livemusik. Joanna hatte beim Telefonieren gesehen, wie der Bus der Band hinter dem Haus geparkt hatte.
Ein dumpfes Geräusch kam vom Flur, dann klopfte es an der Tür. Erschrocken wich Joanna zurück. Dabei stieß sie gegen den Tisch, und eine kleine Tischlampe fiel herab. Joannas Herz pochte. Die Lampe war heil geblieben. Sie hob sie auf und stellte sie wieder an ihren Platz.
„Joanna?“ Es war Callahans Stimme. „Was war das? Alles in Ordnung?“
Sie zog eine Grimasse, legte ihr Handy auf den Tisch und öffnete die Tür. Neben Ben stand ein Karton, der offenbar eine Klimaanlage enthielt.
„Alles in Ordnung?“, fragte er noch einmal und blickte an Joanna vorbei.
„Ja, ja. Ich bin nur auf dem Weg zur Tür an die Lampe gestoßen“, erwiderte sie. Ihr Puls hatte sich schon etwas beruhigt.
„Hier ist die Klimaanlage. Ich kann sie innerhalb von ein paar Minuten installieren. Wo wollen Sie sie haben?“
Joanna schaute genießerisch zu, als Ben sich bückte, um den nicht gerade
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