Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
gewesen, in einer anderen Stadt mit geändertem Namen ein neues Leben zu beginnen. Vermutlich ahnte sie selbst, dass ihr diese Geschichte in Zukunft noch einige Probleme bereiten würde.
Auf jeden Fall würde eine Beziehung mit ihm, einem aufstrebenden Jungunternehmer aus einer der reichsten Familien Massachusetts, das Interesse der Medien ordentlich anheizen. Und das so kurz vor dem Zusammenschluss mit Wholesome Branding auch für Keith zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt.
Die Frage war, wie stark er sich dieser Frau verbunden fühlte. Er kannte sie erst seit zwei Tagen, aber was für Tage! Der Sex mit ihr war einfach atemberaubend gewesen. Er wusste zwar nicht, wo das alles hinführen würde, doch er war noch nicht bereit, es so schnell aufzugeben.
„Du kannst nicht ewig vor deiner Vergangenheit davonlaufen“, sagte er, während er Josies Wagen durch das South End, einem lebhaften Stadtteil von Boston, navigierte, um sie zu ihrer Wohnung in der Harrison Street zu bringen.
Sie kamen an einem venezolanischen Restaurant vorbei, vor dem wartende Gäste den Fußweg bevölkerten. Junge Paare führten ihre Hunde aus, eine Bäckerei warb groß mit Bio-Tiernahrung. Aus einer Tapas-Bar drang laute Musik auf den Gehweg.
„Ich bin nicht davongelaufen.“ Sie zeigte auf ein weiß angestrichenes Sandsteingebäude, das sich zwischen einem chinesischen Restaurant und einer Schneiderei befand. „Ich habe New York bewusst den Rücken gekehrt und nie wieder zurückgeschaut.“
„Aber du hast einen anderen Namen angenommen.“ Er parkte ihren Wagen auf der Straße vor dem Haus und fragte sich, ob es nicht doch irgendeine Lösung für das Problem gab. Doch um die zu finden, braucht er noch mehr Informationen.
„Die Namensänderung war sowieso überfällig.“ Schnell stieg sie aus, bevor er ihr die Tür öffnen konnte.
„Darf ich wenigstens deine Tasche nach oben tragen?“ Sie zögerte. Offensichtlich unsicher, welche Erwartungen er damit verband.
„Ich werde mir ein Taxi rufen. Ich wohne am Fluss in Back Bay, nicht sehr weit von hier“, versicherte er ihr. Kein Druck, keine Verpflichtungen. „Wenn du es nicht möchtest, werde ich auch nicht lange bleiben. Da dir deine Arbeit so viel bedeutet, bin ich nur neugierig auf dein Studio.“
Sie nickte. Offenbar glaubte sie ihm. Und das zu Recht, denn er hatte nicht gelogen. Doch sollte er auch nur das kleinste Anzeichen dafür entdecken, dass sie sich doch wünschte, er bliebe länger … Verdammt. Es war einfach schon viel zu viele Stunden her, dass er sie in seinem Bett gehabt hatte. Er hatte das dringende Bedürfnis, sie zu berühren, sie an sich zu ziehen. Wenn er seine Gedanken nicht sofort auf etwas anderes richtete, würden sie es noch nicht einmal bis ins Gebäude schaffen. Er riss sich zusammen und nahm den Gesprächsfaden wieder auf.
„Du hättest deinen Namen also auch geändert, wenn du in New York geblieben wärst?“
Er nahm ihre Reisetasche aus dem Kofferraum. Der Geruch von chinesischem Essen wehte aus dem Restaurant nebenan zu ihnen herüber, und die untergehende Sonne färbte den Himmel lila.
„Ja. Ich hätte mich mit achtzehn schon gern Passano genannt, aber die Modefirma, für die ich damals arbeitete, zog es vor, dass ich den Namen Davenport benutzte. Es war ein beliebtes Gesprächsthema, dass die Tochter einer bekannten New Yorker Familie dort arbeitete“, murmelte sie finster vor sich hin, während sie die Eingangstür öffnete und sie vorbei an einer Wand mit Briefkästen zum Fahrstuhl führte, der sich in einem kleinen Foyer befand.
Man konnte zwar nicht sagen, dass das Gebäude heruntergekommen war, aber es war auf jeden Fall alt. Offensichtlich hatte sie bewusst auf eine finanzielle Starthilfe für ihr Büro verzichtet. Den Davenports gehörte ein großer Gebäudekomplex in Central Park West, ganz in der Nähe eines Manhattaner Luxushotels, das seit der Jahrhundertwende ebenfalls im Besitz der Familie war. Ohne Frage: Mit der Unterstützung ihrer Eltern hätte sie sich auch in Boston eine der besten Adressen leisten können. Doch Josie hatte sich gegen den Weg des geringsten Widerstands entschieden. Er konnte nicht anders, als sie dafür zu bewundern.
„Es war klar, dass die Presse früher oder später auf dich aufmerksam werden würde“, sagte er, als er mit ihr in den Fahrstuhl stieg.
„Genau so war es auch. In einer Branche, die vom Klatsch und Tratsch prominenter Persönlichkeiten lebt, war die Katastrophe gewissermaßen
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