Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
einließ. Trotzdem stand sie hier und starrte ihn unverwandt an.
„Sie gehen nicht weg, bis ich die zweite Pille geschluckt habe, stimmt’s?“
„Richtig.“ Hinter sich hörte sie Geflüster aus dem Auditorium.
„Es würde mich nicht stören, wenn Sie bleiben.“
„Doch, das würde es.“ Piper musste lächeln. „Dafür würde ich sorgen.“
Verwundert sah er sie aus seinen blauen Augen an. Sein Blick glitt zu ihren Lippen. „Die Versuchung ist groß.“
Ja, die Versuchung war groß. Sie wollte herausfinden, ob das Vergnügen den anschließenden unausweichlichen Schmerz wert war.
Mark schaltete sein Mikro wieder ein und sprach zu den Studenten. „Wir kommen jetzt zu dem Foto auf Seite 107. Wenn einer von Ihnen so nett wäre, das Licht auszuschalten.“ Er drückte auf die Fernbedienung, und hinter ihm erschien das Foto.
Ich werde ziemlich albern aussehen, wenn ich die nächste halbe Stunde hier herumstehe, dachte Piper. Oder ich gebe auf und schleiche mich raus.
Doch während die Studenten in ihren Büchern blätterten, schluckte Mark, ohne den Blick von Piper zu wenden, die zweite Pille.
Anerkennend hob sie die Daumen, lächelte und wandte sich ab.
„Hey.“
Sie spürte seine Finger am Unterarm, jeden einzelnen Finger.
Mark blinzelte verwundert.
Merkte er auch die seltsame Energie?
Eine Sekunde lang schaltete er das Mikro wieder aus. „Vielen Dank.“ Einen Herzschlag lang schwieg er. „Ich schätze, wir sehen uns.“
Piper nickte, und als sie die Bühne verließ, setzte Mark seinen Vortrag bereits fort.
Doch als sie den Ausgang erreichte, brachte sie es nicht über sich, den Hörsaal zu verlassen. Sie blieb bei der großen Doppeltür an der hinteren Wand stehen und hörte einem Mann zu, den sie niemals wieder treffen würde. Es sei denn …
Wieso fühlte sie sich bloß zu ihm hingezogen? Er war heiß und liebenswert, und auch professionell interessierte sie sich für ihn. Dazu kam noch diese seltsame Verbindung, die sie in den paar Momenten gespürt hatte.
Mark saß lässig da, einen Fuß auf der Querstange unten an seinem Hocker. Niemand käme auf den Gedanken, dass er Schmerzen hatte. Er zeigte eine bewundernswerte Selbstbeherrschung.
Woher nahm Mark seine Motivation? Und was würde ihn dazu bringen, sich langfristig an eine Frau zu binden?
Diese Frau bist nicht du, sagte sie sich. Die Versuchung ist groß, das hatte er gesagt. Liebend gern würde sie mehr Zeit mit Mark Banning verbringen, selbst wenn er für sie nicht der Richtige war. Piper sehnte sich nach Stabilität und Verlässlichkeit, er dagegen wollte allein kreuz und quer durch die Welt ziehen. Wohin würde da eine Beziehung führen? Wieso fand Piper die Vorstellung so verführerisch, obwohl sie letztlich nur leiden würde? Glaubte sie etwa, sie könnte ihn verändern?
Vielleicht bin ich meiner Mutter doch ähnlicher, als ich dachte.
Männer ändern sich nicht. Immer wieder prägte sie das ihren Klientinnen ein.
Auf ihrem Handy sah sie nach der Uhrzeit. Das Seminar war jetzt fast vorbei, und Dancie war mittlerweile sicher vom Lunch mit ihrer Mutter zurück.
Wahrscheinlich war Dancie völlig außer sich. Croissants mit Zartbitterschokolade mit Mokkasahne, das war in diesem Fall genau die richtige Medizin.
Nach einem letzten Blick zu Mark verließ Piper den Hörsaal und begab sich seufzend auf die Suche nach einer Bäckerei, in der sie die Croissants bekam.
Nach der Vorlesung saß Mark in seinem Büro. Er verdankte Piper Scott sehr viel. Ohne sein Medikament hätte er große Probleme bekommen. Sobald der Schmerz halbwegs erträglich war, spürte Mark, wie sich Muskeln langsam entspannten, die er zuvor verkrampft hatte.
Vielleicht hätte er die Tabletten doch schon vor dem Meeting nehmen sollen. Hätte er BT dazu bringen können, ihm eine zweite Chance zu geben, wenn er schmerzfrei gewesen wäre?
Jetzt war es anders gekommen. Mark musste sich einen neuen Job suchen.
Er atmete tief durch. Immer noch hatte er Pipers Duft in der Nase. Ihr Körper hatte sich perfekt an seinen geschmiegt, und selbst unter seinem vollen Gewicht hatte sie sich nicht beklagt.
Er mochte sie, vielleicht zu sehr. Nicht viele Menschen hätten sich vor den versammelten Studenten auf so ein kleines Machtspielchen mit ihm eingelassen.
Ich muss Piper Scott aus dem Kopf bekommen, sagte er sich. Und einen neuen Job finden.
Also rief er seine Kontakte an.
Nach sieben Telefonaten legte er den Hörer weg und ließ sich auf dem Stuhl nach hinten
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