Tiffany Extra Band 2 (German Edition)

solle ruhig sein, nicht so laut reden und nicht laut lachen, weil jedes Geräusch durch die Wände drang.
    Genutzt hatte es nichts. Die einzige Konsequenz war, dass Pipers Blutdruck stieg.
    Hinzu kam, dass Dancie auch die bisher so stille Anna dazu gebracht hatte, offen und ungehemmt ihre Ansichten zu äußern, die weder Piper, und schon gar nicht ihre Auftraggeber, zu hören brauchten.
    Wenigstens konnte Piper heute mal das Büro verlassen.
    Manchmal wollte sie beobachten, wie ihre Klienten sich bei einem Date verhielten, deshalb arrangierte sie hin und wieder Verabredungen zwischen ihren Kunden und beobachtete sie unbemerkt.
    Heute würde sie Spion spielen. Sie liebte dieses Versteckspiel und freute sich jedes Mal sehr darauf.
    In ihrer Handtasche war eine Kamera eingebaut, allerdings war das Mikro nicht sehr gut. Folglich musste sie möglichst nahe an die Pärchen heran, um mithören zu können. Andererseits musste sie weit genug entfernt sein, um nicht erkannt zu werden, denn dann wäre das Verhalten ihrer Kunden nicht mehr natürlich, und damit hätte die gesamte Aktion ihren Sinn verloren.
    Aus diesem Grund hatte Piper sich ein paar Perücken gekauft.
    Heute trug sie einen Kapuzenpullover und eine Perücke mit langem braunem Haar. Mit einem Buch vor dem Gesicht würde sie aussehen wie eine der unzähligen Studentinnen in Austin.
    „Ich habe dich noch nie in einer deiner Verkleidungen gesehen“, stellte Dancie fest, als Piper aus ihrem Beratungszimmer kam.
    „Es ist ja keine richtige Verkleidung. Nur eine Perücke.“
    „Du solltest sie mal mit der hässlichen grauen sehen.“ Anna kicherte. „Die ist noch hässlicher als die Handtasche.“ Mittlerweile war Anna Dancies größter Fan.
    Mit einem warnenden Blick erinnerte Piper sie daran, wer ihr das Gehalt zahlte.
    Dancie grinste und winkte Piper zu. „Viel Spaß!“
    Eigentlich hatte Piper gehofft, Dancie würde ihre Kündigung bei OMG früher oder später bereuen, und in dem Fall hätte Piper Travis oder sogar BT angefleht, Dancie wieder aufzunehmen. Aber Dancie wirkte glücklicher denn je, während Piper …
    Nein, sie wollte sich keine negativen Gedanken gestatten. Es war ein schöner Herbsttag, die Sonne schien, und Piper würde im „Friezen-Burger“ essen, wo es die verrücktesten Pommes frites und Mini-Burger gab.
    Im Friezen-Burger zogen sich kleine Sitznischen an der Fensterwand entlang, und an der gegenüberliegenden Wand reihten sich Barhocker vor einem Tresen. Für die Überwachung eines Dates war dieser Ort perfekt.
    Piper setzte sich auf einen der Hocker und platzierte die Handtasche so, dass die Kamera auf die Sitznische hinter ihr gerichtet war.
    Toni, die Frau hinter dem Tresen, legte ihr eine Speisekarte hin. „Wieder ein Paar mit Schwierigkeiten auf dem steinigen Weg zur Liebe?“
    „Vielleicht sollte ich mal die Verkleidung ändern“, erwiderte Piper.
    „Aber wie soll ich dich dann erkennen?“
    Einen Moment dachte Piper nach. „Keine Ahnung. Ich weiß gar nicht, ob ich hier jemals schon ohne Verkleidung war.“
    „Weiß ich auch nicht. Genau das meine ich ja.“
    Beide mussten lachen, dann fragte Toni: „Soll ich das Paar in eine der drei Nischen hinter dir setzen?“
    „Das wäre perfekt. Sie sollten in fünfzehn bis zwanzig Minuten hier sein.“
    Nachdem Piper Toni kurz beschrieben hatte, wie Medina und Vanny aussahen, schlug sie die laminierte Speisekarte auf. „Gib mir einen Moment zum Aussuchen.“
    „Geht klar. Bin gleich zurück.“ Toni nahm eine andere Bestellung auf, während Piper die Karte studierte.
    Im Friezen-Burger wählte man zuerst die Kartoffelsorte und dann den Schnitt der Pommes frites aus. Es gab glatte oder gewellte, schmale oder spiralförmige oder Steak-Fries zur Auswahl. Anschließend wählte man aus, in welchem Öl die Pommes frittiert werden sollten. Normalerweise nahm Piper Erdnussöl, aber jetzt hatte sie sich gerade für Rinderschmalz entschieden, als ihr Handy vibrierte.
    Piper sah aufs Display. Travis? Woher kannte Dancies Bruder ihre Nummer? „Piper Scott.“
    „Hey, Piper, wie läuft’s?“
    „Bestens. Was kann ich für dich tun, Travis? Ich bin bei der Arbeit.“
    „Richtig, genau darum geht es. Ich habe bei dir im Büro angerufen, weil ich mit Dancie sprechen wollte. Sie hat tatsächlich gekündigt.“
    „Ja, Travis.“ Obwohl es noch früh für den Lunch war, kamen immer mehr Gäste ins Friezen-Burger. „Ihr lasst sie nicht Teilhaberin werden. Deshalb sucht sie sich etwas