Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
Handgelenk. „Könnten wir das Thema wechseln?“
Wie interessant, dass Marks bisher längste Beziehung die zu seinen Geiselnehmern gewesen war. „Könnte ich Ihr Handgelenk sehen?“ Piper blieb stehen.
Nach einem halben Dutzend Schritten blieb auch Mark stehen.
Sie sah, wie er die Schultern hob und senkte.
„In Ordnung.“ Während er zurückkam, knöpfte er sich die Manschette auf und krempelte sie hoch. „Hier.“ Er streckte Piper den Arm hin.
„Oh, Mark.“ Behutsam berührte sie die raue Linie. An manchen Stellen war die Narbe breiter.
Als sie aufsah, war sein Gesicht ganz nah. „Sie waren tagelang gefesselt! Sieht das andere Handgelenk auch so aus?“
Langsam schüttelte er den Kopf. „Das hier hat sich entzündet.“
„Es tut mir so leid.“
„Ist ja nicht Ihre Schuld.“
„Trotzdem.“
Ein Mann, der so etwas ertragen und überlebt hatte, verlor keine Zeit mit Überlegungen, was möglicherweise alles schieflaufen konnte. Er handelte, und wenn er einen Fehler machte, tat er etwas dagegen und sah nicht zurück.
An so jemandem sollte Piper sich ein Beispiel nehmen. Sie wartete immer nur. Auf den perfekten Mann, auf den perfekten Moment.
Mark hatte damals nicht gewusst, ob er jemals befreit würde. Im Lauf der Monate muss er gefürchtet haben, man habe ihn vergessen.
Aus einem Impuls heraus beugte Piper sich vor und küsste sanft das Handgelenk, bevor sie die Manschette wieder darüberzog. Als sie den Knopf geschlossen hatte, sah sie auf, doch Mark sagte nichts.
Wieder blies ihr der Wind das Haar ins Gesicht. Als Mark diesmal die Hand hob, um die Strähnen wegzuschieben, ließ sie es geschehen.
Sachte berührte er mit den Fingerkuppen ihre Wange. Piper sehnte sich nach der Berührung. Wenn sie nicht sofort einen Schritt zurück machte, wenn sie ihm weiter in die Augen sah, dann würde er es wissen.
Langsam schob er ihr das Haar hinters Ohr und ließ die Hand an ihrem Hals liegen. Mit dem Daumen streifte er sie unter dem Ohrläppchen.
Geh! Geh einen Schritt zurück! Sonst küsst er dich!
Kein strahlendes Lächeln. Keine Grübchen, kein Spruch, keine verführerische Körpersprache. Er war einfach nur Mark. Und das war mehr als genug.
Sollte sie die Chance nutzen oder sie verstreichen lassen?
Er strich mit dem Daumen über ihr Ohrläppchen, und Piper spürte diese Berührung am ganzen Körper. Sie hob das Gesicht.
Ihre Lippen trafen sich, als Mark den Kopf vorbeugte.
Es war wie eine Begrüßung, ein flüchtiges Hallo. Doch als er ihr eine Hand in den Nacken legte und Piper an sich zog, war es, als wollten ihre Münder sich ganz genau kennenlernen.
Sie spürte seine Lippen zärtlich an ihren. Eigentlich hatte sie mit einem Kuss gerechnet, der den Profi zeigte: schnell, erregend und zielgerichtet.
Doch Mark ließ sich viel Zeit. Er öffnete kaum den Mund. Jede zarte Berührung streichelte Pipers Sinne. Sie roch seinen warmen, vollen und berauschend männlichen Duft. Unwillkürlich öffnete sie die Lippen etwas mehr und presste sich stärker an ihn.
„Piper.“ Er keuchte fast.
Sie sog seinen Atem ein. Mehr!
Wie lange schon wartete sie auf einen Mann, bei dem sie sich nach mehr sehnte!
Mark umfasste ihren Kopf und vertiefte den Kuss. Dabei strich er ihr über den Nacken, und Piper schlang die Arme um ihn.
Wenn sie jetzt nicht höllisch aufpasste …
Die Stimmen, die sich näherten, nahm sie erst wahr, als Mark sie mit sich vom Fußweg zog und mit dem Rücken gegen den Stamm einer Eiche drückte. Den Kuss unterbrach er dabei keine Sekunde.
Piper lächelte dicht an seinen Lippen. Ein typischer Schachzug von Mark Banning. Noch enger schlang sie die Arme um ihn und presste sich an ihn.
Sie spürte seinen warmen, festen Körper … und noch viel mehr: sein Verlangen.
Ihr Herz schlug schneller. Ohne nachzudenken, öffnete sie einladend den Mund. Sie spürte seine Zungenspitze und seufzte leise. Noch näher! Fordernd schob sie die Hüften vor. Dann fuhr sie mit beiden Händen unter seine Jacke und strich über Marks Rücken.
Nie hätte sie gedacht, dass dieser Macho so gefühlvoll küssen würde und sich dabei auch noch so viel Zeit lassen würde. Typisch für Mark Banning wäre doch gewesen, dass er die Führung übernimmt – technisch ausgefeilt und auf Verführung ausgerichtet.
Seltsam, dachte Piper. Mark Banning und der Mark, den ich jetzt kennengelernt habe, sind für mich zwei völlig verschiedene Personen. Der Mann, den ich gerade küsse, ist der echte Mark.
Piper
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