Tiffany Lieben & Lachen Band 0003
Holzboden hörte er das scharfe Klick-Klick von hohen Absätzen.
“Nicht Max, Liebling, Meredith.” Seine Exfrau stand in der Mitte des Wohnzimmers wie auf einer Theaterbühne und strahlte ihn an.
“Wie bist du hereingekommen?” Ben sah sich schnell um. Wer weiß, vielleicht hatte sie aus Verzweiflung über das Ende ihrer letzten Beziehung ein Loch in die Fensterscheibe geschnitten, und zwar mit diesem überdimensionalen Diamantring, den Dexter unbedingt zurückhaben wollte.
“Kein ‘Guten Abend’?” Meredith verzog schmollend die Lippen.
“Guten Abend”, sagte er knapp und blickte sich um. “Bist du eingebrochen, um noch eine Couch zu stehlen?”
Meredith warf den Kopf zurück und lachte laut. Ben zuckte zusammen, als eins der Essstäbchen sich aus der Frisur löste und auf den Boden fiel. Doch dann wurde Meredith wieder ernst und strich sich den Kimono über den Hüften glatt. “Aber, Liebling, ich bin doch nicht gekommen, um eine Couch zu stehlen. Oder einen Stuhl. Oder einen Garderobenständer.” Sie öffnete die Arme theatralisch, dass er schon fürchtete, sie würde einen Song aus “The Sound of Music” trällern. “Ich …”, sie machte eine dramatische Pause, “… gestalte dein Badezimmer um.”
Er starrte sie so lange an, dass seine Augen zu tränen begannen.
“Sag doch etwas!” Meredith strahlte ihn an.
“Du bist in mein Haus eingebrochen, um mein Badezimmer umzumodeln?” Das war ja etwas ganz Neues. Ein Dieb, der nicht stahl, sondern renovierte.
Sie ließ die Arme sinken. “Ich bin doch nicht eingebrochen”, sagte sie gereizt, “ich habe den Schlüssel benutzt, der unter dem Ziegelstein liegt.”
“Unter dem Ziegelstein?”
“Unter dem dritten. Erinnerst du dich nicht mehr? Der nur lose aufliegt, draußen auf der Patiomauer. Wir haben doch die Schlüssel in Plastikfolie gewickelt und darunter geschoben.”
Das hatte er fast vergessen. Bei den vielen Ziegelsteinen war das auch kein Wunder. Der ganze Patio bestand nur aus Ziegelsteinen. Das war Merediths Idee gewesen, die damals nach der hässlichen Scheidung das Gefühl hatte, ihm was Gutes tun zu müssen. Denn nach der Scheidung war ihm nichts mehr geblieben, weder das Haus noch das Auto oder die Antiquitäten. Aber das Schlimmste war für ihn gewesen, dass sie darauf bestanden hatte, auch Bogie, ihren Golden Retriever, zu behalten. Sie hatte geweint und gebettelt, bis er nicht mehr Nein sagen konnte.
Die Erinnerung schmerzte immer noch.
Ben hatte nur darunter gelitten, Bogie verloren zu haben. Der Hund war sein bester Kamerad gewesen und hatte ihn auf allen Kajaktouren begleitet. Ohne Frau und – schlimmer noch – ohne Hund war Ben für ein paar Monate auf die Couch seines Freundes Matt gezogen, bis er dieses kleine preiswerte Landhaus außerhalb von Chicago fand. Da Meredith wusste, wie sehr Ben den offenen Kamin aus Ziegelsteinen in ihrem alten Haus geliebt hatte, ließ sie ihm einen Innenhof aus Ziegelsteinen bauen. Er hatte das anfangs für eine sehr großzügige Geste gehalten, bis sich herausstellte, dass Meredith gerade die Verbindung zu einem Maurer beendet hatte.
Ob sie sich mit dem Maurer wohl gut im Bett verstanden hatte?
In diesem Augenblick trottete Max in den Raum und wedelte nur zwei Mal zur Begrüßung mit dem Schwanz. Was war mit ihm los? Wahrscheinlich hatte Merediths unverhoffter Besuch ihn eingeschüchtert.
“Wie soll ich denn sonst hereingekommen sein?” Sie war beleidigt, dass er ihr einen Einbruch zutraute.
“Durch die Hundeklappe.”
“Das wohl kaum!” Meredith strich sich über die Hüften. “Ich würde steckenbleiben.”
Die Vorstellung, wie seine Exfrau in der Hundeklappe festsaß, erfüllte Ben mit einer perversen Freude. Er würde sich hübsch Zeit lassen, bevor er ihr zu Hilfe kam. Sie würde verzweifelt nach ihm rufen, aber er würde sich in der Küche zunächst mal eine Flasche Bier öffnen, sich gemütlich hinsetzen, Max kraulen und die Zeitung lesen. Nach einer halben Stunde vielleicht oder auch erst nach vierzig Minuten würde er sich bequemen, die Feuerwehr zu rufen.
“Woran denkst du gerade?”, fragte Meredith argwöhnisch.
“An die Hundeklappe. Und an die Feuerwehr.” Aber jetzt Schluss mit den Fantasien. Er musste Meredith dringend von ihren neuesten Renovierungsplänen abbringen. Über die Tatsache, dass sie ohne seine Erlaubnis in sein Haus eingedrungen war, würden sie sich später unterhalten. “Lass mein Badezimmer in Ruhe, Meredith”, sagte er
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