Tiffany Lieben & Lachen Band 0003
gleichzeitig unschuldig und sehr sensibel. Wer sie stehen ließ, konnte wohl nicht ganz bei Trost sein.
Ben stand auf und tippte Rosie auf die Schulter. “Setzen Sie sich doch”, sagte er leise, als sie sich zu ihm umwandte.
Sie schüttelte den Kopf. “Nein, ich habe Ihnen wirklich genug Ärger gemacht.” Sie wandte sich ab.
“Aber ich bestehe darauf.” Er nahm sie beim Ellbogen und führte sie zu dem freien Stuhl.
“Und Ihre Verabredung?”, fragte sie und setzte sich.
“Scheint sich zu verspäten.”
“Meine auch.”
“Wir haben wirklich viel gemeinsam”, sagte er und lachte. Aber irgendwie war da auch was Wahres dran. “Ich hole uns einen Kaffee. Warum sollen wir nicht was trinken, wenn wir schon warten müssen.”
Sie griff in ihre Rocktasche. “Hier ist Geld …”
Er machte eine abwehrende Handbewegung und ging in Richtung Tresen. “Zu viel Zucker und Milch?”
“Ja.”
Rosie sah ihm hinterher. Er ging wie jemand, der viel Selbstvertrauen hat und es gewohnt war, in der Welt allein zurechtzukommen. Selbstvertrauen, das gefiel ihr. Ihr Blick blieb auf seinen schmalen Hüften haften. Auch was sie da sah, gefiel ihr.
Sie wandte schnell den Kopf und sah aus dem Fenster auf die belebte Straße. Wie kam sie dazu, ihn so schamlos zu betrachten? Wenn sie in seiner Nähe war, verlor sie alle Hemmungen und verhielt sich vollkommen anders als sonst. Legte das Bein um ihn. Küsste ihn aufs Herz.
Nach ein paar Minuten kam Ben mit zwei Kaffee zurück. “Ein Milchshake”, sagte er und gab ihr eine Tasse, “und einmal schwarz.”
Milchshake … sehr witzig. Sie nahm einen Schluck von dem süßen Milchkaffee. Köstlich. “Sind Sie mit einem Ihrer Klienten verabredet?”, fragte sie und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Das Wort Klient hätte sie lieber nicht in den Mund nehmen sollen.
Er lachte, als er ihren erschreckten Blick sah. “Ist schon gut. Den Klienten von heute Morgen habe ich nicht verloren, er hat nur damit gedroht. Nein, ich warte jetzt auf jemanden von einer Chicagoer Zeitschrift.”
“Die einzige Zeitschrift, die nur in Chicago erscheint, ist meines Wissens das ‘Real Men Magazin’.”
“Ja, genau, das meine ich.”
Rosie starrte ihn an. “Das ‘Real Men Magazin’?”
“Ja. Die Redaktion befindet sich im selben Gebäude wie meine Kanzlei.”
Allmählich begriff sie, was diese Informationen zu bedeuten hatten. Sie und Ben, sie hatten beide eine Verabredung zur selben Zeit und am selben Ort. Er wartete auf jemanden vom ‘Real Men Magazin’. Er war Mr Mars!
Sie hob schnell die Kaffeetasse, als könne sie sich dahinter verbergen, und nahm viel zu hastig einen großen Schluck. Die Tränen traten ihr in die Augen und sie hätte die heiße Flüssigkeit fast wieder ausgespuckt.
“Alles okay?” Ben beugte sich besorgt vor.
“Ja … danke”, brachte sie mit Mühe heraus.
“Wasser?”
Sie nickte heftig.
Er sprang schnell auf und lief zu dem Tresen, auf dem auch ein großer Krug mit Wasser stand.
“Hier.” Er reichte ihr einen Pappbecher.
Sie sah ihn dankbar an und trank begierig. Währenddessen beobachtete sie Ben über den Rand des Bechers hinweg. Dies also war Mr Mars. Von seinem Brief aus zu schließen war er nur mit Frauen aufgewachsen, die ständig irgendetwas brauchten. Und genau dieses Muster stellte sich auch bei den Beziehungen zu Frauen immer wieder ein. Deshalb also war er so besorgt um sie, gab ihr etwas zum Anziehen, brachte ihr Wasser. Er war der Meinung, dass alle Frauen unselbstständig und hilflos waren.
Sie setzte die Tasse auf dem Tischchen ab. “Danke. Aber ich bin nicht hilflos.”
Ben hob überrascht beide Augenbrauen. “Das habe ich auch nie gedacht. Wenn, dann würde ich Sie eher als …”
“Als was?”
“Als unabhängig bezeichnen.”
Sie wartete, aber er schwieg. Unabhängig. Nannte man so jemanden, der einen mit dem Bein umschlang? Rosie runzelte die Stirn. Männer mochten Frauen, die sich schminkten und auf hohen schwarzen Absätzen herumstöckelten, und nicht den unabhängigen Typ Frau, der immer bequeme Laufschuhe anhatte. Sie war genauso wie Eliza Doolittle mit einem Schmutzfleck auf der Nase.
“Fühlen Sie sich besser?”
Sie wollte ihm lieber nichts von ihrem Minderwertigkeitskomplex und Eliza Doolittle erzählen, und so nickte sie nur.
“Und mit wem sind Sie verabredet?”
“Mit einem Mann.”
Plötzlich sehnte sie sich danach, jemand anderes zu sein, nicht die hart arbeitende sachliche Rosie,
Weitere Kostenlose Bücher