Tiffany Lieben & Lachen Band 0003
las der Anwalt David fast seinen kompletten Lebenslauf vor, sodass David schließlich eingestehen musste: “Ja, das bin ich. Aber verstehen kann ich es immer noch nicht. Das ergibt … Gut, ich will das auch aufklären, aber ich kann nicht nach Virginia fahren. Wie bitte? Nein, das geht wirklich nicht. Ich habe sehr viel zu tun. Und heute Abend fliege ich nach Colorado. Wie bitte? Lebendig? Was ist lebendig?” Ungläubig verzog er das Gesicht und richtete sich auf. “Bitte, Mr Trenton, erklären Sie mir doch mal, was genau verstehen Sie unter ‘lebendig’?”
Doch das wollte Mr Trenton nicht. Stattdessen verlegte er sich auf Ausreden und sagte, das gehe nicht am Telefon. Das Testament sei in diesem Punkt ganz eindeutig und so weiter. David hörte nicht mehr genau zu und wartete auf eine Gelegenheit, den Redeschwall zu unterbrechen, um noch einmal zu betonen, dass er sich heute auf keinen Fall mit ihm treffen könne. Flüchtig sah er auf seinen Tischkalender. Freitag, 27. Oktober, 13 Uhr 30. Für den Nachmittag hatte er noch drei Termine. Nichts Aufregendes, aber es würde spät werden.
Während er dem Anwalt nichtssagende Antworten gab, blätterte er in seinen Notizen nach dem Flugtermin. Er wollte nach Denver zu seiner jüngeren Schwester Alicia, die nächsten Donnerstag heiratete. Nicht ohne dich, hatte sie ihm gesagt, und David schüttelte lächelnd den Kopf. In den Augen seiner Schwester war er ein langweiliger Workaholic. Und genau deswegen hatte sie ihm gedroht, dass er entweder sein Büro eine Woche lang schloss und an den gesamten Feiern vor der Hochzeit teilnahm oder sie würde die gesamte Festgesellschaft mitsamt der verrückten Familie zu ihm bringen. Es sei seine Wahl, und David hatte sich klugerweise dafür entschieden, eine Woche freizunehmen. Heute sollte es losgehen.
In gewisser Weise hatte Alicia Recht. Seit über einem Jahr war er nicht mehr in Denver gewesen, und es war wirklich an der Zeit für einen Besuch. Ein bisschen Entspannung konnte ihm nur gut tun. Die Koffer lagen bereits gepackt im Auto. David brauchte nur noch mit drei Klienten zu sprechen und dafür zu sorgen, dass alle Angelegenheiten im Büro geklärt waren, dann konnte er zum Flugplatz fahren. Sonst würde es nicht lange dauern, und seine gesamte Familie stand bei ihm vor der Tür. Das war das Letzte, was er wollte. Und deswegen würde Mr Trenton ihn durch nichts umstimmen.
Genau das sollte er ihm jetzt sagen. “Mr Trenton, es tut mir leid, Sie zu unterbrechen, aber ich darf heute Abend meinen Flug nicht verpassen, und ich komme erst am Dritten wieder. Wie wäre es am Montag, dem sechsten November? Ich kann gern … Wie? Ob ich dranbleiben kann?” Anscheinend setzte der Anwalt das voraus, denn David hörte auf einmal Geigenmusik vom Band.
Er biss die Zähne zusammen. Maximal zwei Minuten würde er dem Mann geben. Er blickte auf seine Uhr und sah aus dem Fenster. Es stürmte, und der Regen peitschte gegen die Scheibe. Bei diesem Wetter sollte er nach Virginia fahren? Nie im Leben. Auch nicht für eine Million Dollar.
Dann wurde David bewusst, dass es hier tatsächlich um eine Million ging. Genauer gesagt um mehrere Millionen. Sein Magen krampfte sich zusammen. Und da ließ er sich von etwas Regen abhalten? War er eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Eigentlich sollte er längst im Auto sitzen und sämtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen übertreten. Mit gezücktem Stift in der Hand, um möglichst schnell zu unterschreiben. Worüber regte er sich denn auf? Was machte es schon, wenn er sich an die alte Dame nicht mehr erinnerte, die ihm ihr ganzes Geld vermacht hatte? Und etwas Lebendiges, nicht zu vergessen. Also schön, dann lebte es eben. Mit mehreren Millionen ließ sich da sicher eine Lösung finden. Vorausgesetzt, er bekam den Hintern hoch und vergaß für heute Nachmittag die Arbeit. Ab heute würde er dann ohnehin nicht mehr arbeiten müssen. Er würde nur noch sein Vermögen verwalten, sonst nichts.
Mittlerweile war er wirklich aufgeregt und konnte kaum noch erwarten, dass Mr Trenton wieder an den Apparat kam. In Gedanken bedankte er sich bei Amelia Stanfield, der lieben Frau, wer immer sie auch gewesen war. Hatte er ihr irgendwann einmal geholfen? War sie eine Klientin von ihm gewesen? Oder war sie einfach nur etwas verrückt gewesen und hatte mit geschlossenen Augen ins Telefonbuch getippt? Das hatte es alles schon gegeben.
David dachte immer eingehender über seine unbekannte Wohltäterin nach.
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