Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)

von Vogelgezwitscher, war viel angenehmer als mit Vollgas eine Straße hinunterzurasen, begleitet von wildem Gehupe.
    Sie schaute zurück zum Parkplatz. Der kleine Gangster gestikulierte wild, während der große zum Himmel hinaufsah und sich den Kopf kratzte. Dann nahm ein silberblauer Doppeldeckerbus ihr die Sicht auf ihre Verfolger.
    Sie lehnte sich zurück und atmete die warme Luft ein. Trotz der Hitze fühlte sie, wie ihre Kraft zurückkehrte, während die Corvette den Abstand zwischen ihr und Graves Gangstern vergrößerte. Außerdem fuhren sie vom Strip, der bekanntesten Straße in Las Vegas, fort, und das war gut, denn dann würde der Verkehr weniger dicht werden. Zudem lag ihr Haus ebenfalls in der Richtung.
    Das Haus, in dem sie schon ihr ganzes Leben lang wohnte.
    Das Haus, in das Gramps und Grandma Suzie nach dem Tod ihrer Eltern vor fast dreißig Jahren eingezogen waren. Und weil es höchstwahrscheinlich der nächste Ort sein würde, an dem Grave und seine Gangster suchten, würde LuLu es verlassen müssen. Die Vorstellung, ihr geliebtes Zuhause zu verlieren, schmerzte unendlich.
    Augenblicke später hielt die Corvette an einer roten Ampel. Rudolpho sah LuLu wütend an. “Was zur Hölle mache ich hier eigentlich? Ich rase durch Las Vegas mit einer Frau, die ich gerade geheiratet habe und deren Namen ich nicht mal kenne!” Er murmelte etwas Unverständliches, ehe er hinzufügte: “Ich fahre Sylvia nie schneller als hundertzehn, nicht mal auf dem Highway.”
    “Sylvia?”, fragte LuLu.
    “Meine Corvette.”
    Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, was er meinte. “Sie haben Ihren Wagen Sylvia getauft?”
    “Nach einer alten Freundin. Das ist eine lange Geschichte.”
    LuLu betrachtete die makellosen Lederpolster und das glänzende Armaturenbrett. “Die muss ja eine tolle Innenausstattung gehabt haben.”
    “Um ehrlich zu sein, es war die Außenausstattung.”
    LuLu wusste nicht, was schlimmer war – die Hitze, die Flucht oder der Chauvi neben ihr.
    “Ich befinde mich in einem bösen Traum, richtig?” Sie trommelte mit den Fingern auf dem Ledersitz. “Ein Traum, in dem ich von Gangstern verfolgt werde, nachdem ich einen stupiden Mann geheiratet habe, der mehr am Aussehen einer Frau interessiert ist als an ihrem Charakter.” Sie seufzte schwer. “Jetzt muss ich nur noch feststellen, dass ich nackt bin, dann ist der Alptraum komplett.”
    Drake machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch in diesem Moment sprang die Ampel um. LuLu war dankbar für den röhrenden Motor, denn das ersparte ihr eine weitere Unterhaltung über Sylvias Äußeres.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Wie typisch für sie, dass sie von einem Ritter in schimmernder Rüstung mit Machomentalität gerettet wurde. Obwohl sie Las Vegas und die Wüste liebte, hasste sie doch die Sorte Männer, die von dieser Stadt angezogen wurden. Es war ein Mekka für Männer, die sich wie Neandertaler benahmen.
    Bei der nächsten roten Ampel fragte er: “Wie heißen Sie?”
    Sie verkniff es sich, “Sylvia” zu antworten. “Louise Lewis. Aber man nennt mich LuLu.” Sie fuhr sich durch die vom Wind zerzausten Locken. “Und Sie?”
    “Drake Hogan. Man nennt mich Drake.” Er warf ihr einen Blick zu. “Ich habe ja schon ein paar Stichwörter aufgeschnappt, aber mir ist immer noch nicht ganz klar, wieso diese Kerle Sie umbringen wollen.”
    “Weil ich ihren Boss nicht geheiratet habe.”
    “Haben Sie kalte Füße bekommen?”
    “Bei diesem Wetter?” Sie seufzte schwer. “Sagen wir einfach, dass ich einer Operation nicht zustimmen wollte. Diese Gangster würden mich erschießen und mich zu Graves Arzt bringen, damit er … Um es kurz zu machen: ich habe etwas, was Grave will.” Sie kannte diesen Mann neben ihr nicht, daher wäre es töricht, etwas über den Diamanten zu verraten. Was, wenn er sie plötzlich auch umbringen wollte? So unsinnig dieser Gedanke auch war, ihr Instinkt riet ihr, lieber nicht zu viel zu verraten.
    “Sie weigerten sich also, sich operieren zu lassen und ihn zu heiraten. Und deshalb will er Sie umbringen. Ist er so scharf darauf?”
    “Ja”, erwiderte sie und versuchte, härter zu klingen als sie sich fühlte. “Es geht doch nichts darüber, begehrt zu werden.” Seine verblüffte Miene ignorierend, deutete sie auf die Ampel. “Es ist grün.”
    Drake gab Gas, und LuLu nahm die Gelegenheit wahr, über ihre Situation nachzudenken. Vielleicht hätte ich Grave doch heiraten sollen, überlegte