Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
sah sie Drake in die Augen. “Erst recht, wenn ein Kind unterwegs ist.” Bevor Drake noch etwas erwidern konnte, nahm sie die Angelegenheit bereits in die Hand.
“Sie beide müssen draußen warten”, rief sie den beiden Gangstern zu und deutete dabei auf die Tür. “Sie können mit dem Paar reden, nachdem sie getraut wurden.”
Drake hörte, wie etwas gemurmelt wurde. Widerwillig schlurften die Blues Brothers hinaus, und die Tür zur Kapelle schloss sich hinter ihnen. Der Pfarrer, der jetzt eher überrascht als mürrisch aussah, starrte auf den Bauch der Braut. Drake folgte seinem Blick. Ihr Spitzenkleid war formlos – in diesem Kleid konnte sie alles Mögliche sein. Schwanger. Eine Basketballschmugglerin. Niemand würde es merken.
“Ihre amtliche Heiratserlaubnis bitte”, forderte der Pfarrer und streckte die Hand aus.
Drake übergab ihm das Papier mit den beiden fremden Namen. Die Lügen über die Gangster waren schon schlimm genug. Aber hinsichtlich seiner Identität zu lügen – und zwar einem Geistlichen gegenüber –, verursachte ihm schlimmere Schuldgefühle als damals, als Pater O’Brien den Ministranten Drake dabei erwischt hatte, wie er den für die Eucharistiefeier bestimmten Wein austrank.
Der Pfarrer las die Eheerlaubnis und sagte: “Harriet und Rudolpho, willkommen in der Letzten Station für die Liebe.”
Harriet und Rudolpho? Drake dachte an das betrunkene Paar. Die Namen klangen, als hätten sich eine Donutbäckerin und ein Flamencotänzer gefunden.
“Ich glaube, ich spüre Wehen”, unterbrach “Harriet” seine Gedanken. Unter dem Schleier zwinkert sie Drake zu.
“Ja”, pflichtete er ihr sofort bei und wandte sich an den Pfarrer. “Wir wollen nicht, dass das Baby hier zur Welt kommt.”
“Wir müssten es Letzte Station nennen”, meinte Harriet. “Die Leute werden denken, sie sei in einem Bahnhof geboren.”
Sie? Das war ein bisschen anmaßend. Trotz der Umstände musste Drake grinsen. Letzte Station – Endstation. Harriets Sinn für Humor verließ sie jedenfalls nicht, selbst in einer schwierigen Situation.
“Gütiger Himmel.” Der Pfarrer begann eilig mit der Trauungszeremonie. Als er die unvermeidliche Frage stellte, antwortete Drake automatisch: “Ja, ich will.”
“Ich sprach zu Harriet.”
“Ja, ich will”, antwortete sie und verzog das Gesicht.
Drake musterte sie skeptisch. Wieso verzieht sie das Gesicht? Wahrscheinlich, weil sie weitere Wehen vortäuschte. Schließlich hatte noch nie eine Frau das Gesicht verzogen, bei der Vorstellung, ihn zu heiraten.
“Rudolpho?”, fragte der Pfarrer.
Drake sah wieder zu ihm. “Ja, ich will.”
“Sie dürfen die Braut jetzt küssen.”
Er war es gewohnt, eine Frau vor ihrer Tür zu küssen, auf ihrer Couch, auf dem Weg in ihr Schlafzimmer. Aber nicht einmal in seinen wildesten Träumen hatte er sich vorgestellt, jemanden in Anwesenheit eines Pfarrers zu küssen, und zwar nachdem sie zu Mann und Frau erklärt worden waren.
Verdammt, was hatte er getan?
Seine Gedanken wurden unterbrochen durch die zögernde Berührung weicher Lippen an seiner Wange.
Er drehte den Kopf ein Stück und begegnete diesen Lippen. Sie waren warm und süß. Die schlichte Intensität des Kusses überraschte ihn. Er blickte in dunkle Augen. Rosenduft stieg ihm in die Nase. Die Fremde hatte den Schleier gehoben, und zum ersten Mal hatte Drake die Gelegenheit, sie in Ruhe anzusehen.
Sie schien in den Dreißigern zu sein, obwohl ihr naiver Gesichtsausdruck sie jünger erscheinen ließ. Ihr Gesicht war herzförmig, ihre Haut leicht gebräunt. Und diese Augen. Sie waren so groß, dass er glaubte, er könne ihr in die Seele blicke. Sie lächelte – ein ansteckendes Lächeln, das das härteste Herz erweichen konnte.
Der Pfarrer räusperte sich.
Sie teilte die Lippen.
Drake ebenfalls.
“Gib dem Mann Trinkgeld”, flüsterte sie.
“Was?” Drake war zu verwirrt, um die Bedeutung ihrer Worte zu erfassen.
“Trinkgeld”, wiederholte sie und lächelte weiter.
“Oh ja, Trinkgeld.” Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, nahm er einen Geldschein aus der Hosentasche, den er dem Pfarrer in die ausgestreckte Hand drückte.
Ein Hämmern gegen die geschlossene Kapellentür holte Drake abrupt in die Realität zurück. Die Gangster! Er musste Harriet hier rausbringen, und zwar schnell.
Drake drückte dem Pfarrer einen weiteren Geldschein in die Hand. “Bitte sorgen Sie dafür, dass uns das schwule Pärchen nicht folgt.”
Der Pfarrer
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