Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
mir leid, aber der Elch hat eine Schwäche für kräftige Mädchen.”
“Der Elch?”
“Der große Blues Brother.”
LuLu versuchte aus Drakes Miene schlau zu werden, was angesichts des dicken Make-ups, des blutroten Lippenstifts und der langen Wimpern unmöglich war.
“Du nimmst diese Showgirl-Sache doch nicht ernst, oder?”
“Meinst du, sie haben eine Eröffnungsnummer für die Show?” Als LuLu nicht antwortete, hob Drake eine Braue. “Sieh mich an. Ich könnte mich nicht ernst nehmen, selbst wenn ich es wollte.”
“Na schön.” LuLu zupfte nervös an einer Locke. “Der Plan sieht vor, dass wir uns auf der Bühne im Hintergrund halten. Benimm dich, als würdest du zur Dekoration gehören. Die Mädchen werden für unsere Deckung sorgen.”
“Im Hintergrund?”
“Ja, der Bühne.”
“Ich habe nur Spaß gemacht, als ich fragte, ob es eine Eröffnungsnummer gibt …”
Eine Fanfare erscholl aus den Lautsprechern. Einige der Tänzerinnen marschierten hintereinander mit strahlendem Lächeln auf die Bühne.
LuLu kämpfte gegen eine Welle der Übelkeit. Schweiß trat ihr auf die Stirn. Es war nicht bloß Lampenfieber. Es waren die Symptome, die der Arzt ihr als Ankündigung einer bevorstehenden Blinddarmentzündung beschrieben hatte. Wenn sie Drake bat, sie jetzt sofort ins Krankenhaus zu bringen, würde er es tun. Es gab nur einen Haken.
“Nathaniel schleicht hier herum”, flüsterte sie Drake zu und hielt das Gesicht abgewandt, damit er ihren Zustand nicht bemerkte. Angesichts seiner wachsenden Beschützerinstinkte fürchtete sie, dass er sich zu einer weiteren Machonummer hinreißen lassen würde, die die falsche Art von Aufmerksamkeit erregen könnte. Und nachdem sie schon so weit gekommen waren, konnten sie auch noch ein paar Minuten länger ruhig bleiben. “Wahrscheinlich verschwindet er gleich wieder”, fuhr sie fort und bemühte sich um einen gefassten Ton. “Dann schleichen wir uns von der Bühne und am Elch vorbei.”
“Aber mit einer besseren Ausrede, als Zigaretten schnorren zu wollen.”
Die Musik schwoll an. Weitere Mädchen marschierten auf die Bühne. Belle, deren goldener Kopfschmuck im Scheinwerferlicht schimmerte, forderte sie mit einem Blick auf, ihnen zu folgen.
Drake drückte beruhigend LuLus Arm. “Wir haben geheiratet, Verfolgungsjagden überstanden und mit Pistolen herumgespielt. Da ist ein Auftritt als Showgirls doch eine Kleinigkeit für uns.” Er hob ihr Kinn und sah ihr in die Augen. “Denk dran, ich passe auf uns auf.” Seine Miene wurde besorgt. “Was ist los? Fühlst du dich nicht gut?”
Das war genau die Situation, die sie hatte vermeiden wollen. Sie waren so kurz davor, aus diesem Schlamassel herauszukommen. Ein falscher Schritt jetzt, und alles war ruiniert. Sie setzte ein Lächeln auf und zwang sich, stärker zu klingen als sie sich fühlte. “Ich habe bloß Angst. Los, gehen wir da raus.”
Er betrachtete sie einen Moment skeptisch, dann nickte er. “Wenn dir schwindelig wird, lehn dich gegen die hintere Wand. Ich werde …” Er blinzelte mehrmals hintereinander. Ein Auge blieb geschlossen. “Diese verdammten Wimpern”, murmelte er.
“Dann lehne ich mich gegen die hintere Wand”, wiederholte sie. Was dachte er denn, was sie tun würde? Von der Bühne springen?
“Genau.” Mit einem Auge musterte er ihren Aufzug. “Ist das Buch noch immer …?”
Sie streckte die Arme aus, so wie die anderen Showgirls es machten. “Ich habe es in die Garderobe gelegt. Ich wollte nicht riskieren, dass es mir auf der Bühne aus dem Kostüm rutscht.” Sie berührte Drakes Arm. “Heb die Arme.”
Er gehorchte.
“Versuch, nicht wie ein wandelnder Kleiderschrank auszusehen”, flüsterte sie und marschierte auf die Bühne. Hinter ihr folgten klappernde Schritte. Das musste Drake in seinen Halbschuhen sein. Hoffentlich war das Publikum fasziniert von seinem Körperbau, nicht von seinen großen Schuhen.
Das Scheinwerferlicht war grell und heiß. LuLu kam sich vor wie in der Wüste. Vorsichtig drehte sie den Kopf in Drakes Richtung.
Ein Klecks Schminke lief ihm seitlich über das Gesicht, und er war sichtlich außer Atem. Und sie machte sich Sorgen, ihr könnte schwindelig werden? Die ganze Show würde zusammenbrechen, wenn “das kräftige Mädchen” umfiel.
LuLu stoppte und nahm eine Pose ein. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie wagte nicht an die Möglichkeit zu denken, dass sie aufflogen und nicht heil aus diesem Chaos herauskamen. Was würde
Weitere Kostenlose Bücher