Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
aus Gramps werden? Sie stellte ihn sich allein vor, ohne jemanden, mit dem er sich streiten konnte, für den er kochen konnte.
Niemand, den er lieben konnte.
Bei diesem Gedanken traten ihr die Tränen in die Augen. Sie durfte sich nicht das schlimmste Szenario ausmalen – zumindest noch nicht. Sie musste einfach daran glauben, dass sich alles zum Guten wenden würde.
Erneut sah sie verstohlen zu Drake, der zwischen den anderen Showgirls wie ein Mount Everest mit Pailletten und Federn aufragte. Er stand jetzt ein Stück vor LuLu – vermutlich, um sie zu verstecken. Offenbar versuchte er eine der Posen der Mädchen nachzuahmen, doch so, wie er den Kopf neigte, sah es aus, als hätte er einen steifen Hals.
Eine Reihe Tänzerinnen stolzierte an ihm vorbei. Entsetzt stellte LuLu fest, dass er sich ihnen aus irgendeinem Grund anschloss. Unglücklicherweise traf er eine der Frauen am Kopf, als alle die Arme von sich streckten. Ihr kunstvoller Kopfschmuck, der aussah wie ein Vogelkäfig, verrutschte gefährlich. Durch die Gewichtsverlagerung geriet die Frau ins Stolpern und fiel gegen eine andere Tänzerin.
Drake sprang vor, um Miss Vogelkäfig zu stützen, verfehlte sie jedoch und landete stattdessen auf einem dritten Showgirl.
LuLu schloss die Augen. Eine Kleinigkeit? Der Auftritt entwickelte sich eher zum Chaos. Wahrscheinlich wäre es weniger schmerzlich gewesen, wenn sie sich von den Gangstern hätten erschießen lassen.
Auf der Bühne wurde inzwischen gekreischt, Kleidungsstücke rissen, Schuhe klapperten.
In dem Tumult hörte niemand LuLus Stöhnen. Sie presste die Lippen zusammen und unterdrückte den Wunsch, laut zu schreien. Ein heißer, glühender Schmerz durchfuhr ihren rechten Unterleib. Sie stolperte rückwärts und sank gegen die Wand.
Als der Schmerz verebbte, machte sie die Augen wieder auf. Das Publikum brüllte vor Lachen über Drake, der mit zwei Showgirls auf dem Boden herumzappelte. Niemand hatte auf LuLu geachtet. Sie atmete behutsam ein und überprüfte den hinteren Bühnenbereich. Kein Nathaniel. Sie sah wieder zu Drake und betete, er möge in ihre Richtung schauen. Und zwar sofort.
Er hob den Kopf. Ein wohlgeformtes Bein in einem Netzstrumpf lag über seinem gefiederten Bauch. Sein Blick folgte dem Bein hinauf, über ein silber verziertes Korsett zu einem wütenden Gesicht.
“Sie Idiot!”, zischte das Showgirl und schob das vogelkäfigähnliche Ding auf ihrem Kopf gerade.
Eine weitere Tänzerin rappelte sich hoch, warf ihm zornige Blicke zu und formte lautlos mit den Lippen das Wort “Trottel!”.
Auf dem Boden mit zwei umwerfenden Showgirls. Der Traum eines jeden Mannes. Nur waren diese beiden nicht verliebt, sondern sauer.
Eine Entschuldigung murmelnd, stand Drake benommen auf. Ein Meer von Gesichtern war vor ihm. Das Publikum lachte und applaudierte. Sein Blick fiel auf jemanden in der vordersten Reihe. Der Unterkiefer des Mannes klappte herunter, als er Drake verblüfft anstarrte.
Russell.
Drakes Freund, dessen Trauzeuge er erst gestern gewesen war, saß mit Liz, seiner Frau, in der ersten Reihe. Sie hob eine Braue, grinste und zeigte mit dem Daumen nach oben.
Drake zuckte entschuldigend die Schultern. Es würde Tage, vielleicht sogar Wochen dauern, seinem besten Freund die Verwicklungen der letzten vierundzwanzig Stunden zu erklären.
Drake drehte sich um und hielt nach LuLu Ausschau. Hinter einigen verwirrt aussehenden Showgirls entdeckte er sie. Sie lehnte an der Wand und hielt sich den Bauch.
Er lief in den Bühnenhintergrund. Seine Schuhe klapperten wie Pferdehufe, aber das kümmerte ihn nicht. Gerade als er bei ihr war, sackte sie in sich zusammen. Er fing sie auf und hob sie auf die Arme. Applaus brandete im Publikum auf.
Sie glauben, dieses Durcheinander ist Teil der Show, dachte er. Er konnte nur hoffen, dass Nathaniel und der Elch das Gleiche annahmen, falls sie das Schauspiel verfolgten.
Drake trug LuLu hinter den Vorhang. Hinter der Bühne blieb er stehen und entdeckte die Tür, die nach draußen führte. Eine Silhouette zeichnete sich vor der Sonne im Türrahmen ab. Der Elch. Aber Drake wusste, dass er sie wegen der Dunkelheit hinter der Bühne nicht sehen konnte.
“Halt durch”, flüsterte er LuLu zu. “Wir müssen noch einmal mit dem Elch fertig werden.”
Sie nickte. “Nicht …”
“Nicht was, Liebes?”
“Nicht flirten. Sonst werde ich noch eifersüchtig.”
Er unterdrückte ein Lachen. “Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für
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