Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
Elaine frei zu machen.
Doch der Mountie hielt nicht auf Elaine zu, sondern auf Melina. Er kam näher und näher. Ohne hinzusehen, öffnete er die Handschellen mit einem Klicken und blieb direkt vor ihr stehen.
“Tut mir leid, Ma’am.” Er schloss die Handschellen lose um Melinas behandschuhte Handgelenke. “Ich fürchte, Sie sind verhaftet.”
“Ich?”, quiekte Melina überrascht. Sie sah zu Elaine, doch die lachte nur, als ob sie das Ganze eingefädelt hätte. Denn Elaine musste klar gewesen sein, dass Melina freiwillig nicht mit auf die Party gegangen wäre. Ob sie tatsächlich einen Mountie bestochen hatte?
Melina schaute in seine schiefergrauen Augen. Er wirkte nicht besonders erfreut über seinen Fang. Wahrscheinlich hätte er lieber Elaine verhaftet. Tja, da konnte sie ihm auch nicht helfen. Sie hatte diesen Coup schließlich nicht geplant. Nun, da es passiert war, hatte sie durchaus vor, den Abend zu genießen.
Sie blickte sich erneut nach Elaine um, weil sie wissen wollte, ob sie alle gemeinsam auf das Fest fahren würden. Doch ihre Freundin war verschwunden. Offensichtlich hatte ein anderer Mountie sie geschnappt.
“Sind Sie sicher, dass Sie die richtige Person verhaftet haben?”, fragte Melina, die noch gar nicht richtig fassen konnte, dass sie tatsächlich auf eine Party gehen würde. Sie wünschte, sie hätte unter ihrem Skianzug etwas Hübscheres an als langweilige Jeans. Immerhin würden sämtliche Honoratioren der Stadt anwesend sein. Elaine hätte ja mal ein Wort sagen können!
“Ja, Ma’am”, knurrte der Mountie.
“Dann fahren wir also aufs Fest?”
“Ja, Ma’am.” Er schien alles andere als beglückt, sich einen Abend lang amüsieren zu dürfen. Zu dumm. Melina konnte sich nur zu gut vorstellen, sich zu einem Walzer in seine Arme zu schmiegen. Er sah so verdammt gut aus. Ade, aufgewärmter Eintopf. Willkommen, Schlemmerbüfett und Sekt. Ihren Pick-up konnte sie auch morgen früh noch holen.
Mit leichtem Druck seiner Hand, die auf ihrem Arm lag, führte der Mountie Melina durch die Menge, die sich langsam zerstreute. Ein paar Leute starrten ihnen neugierig hinterher und riefen harmlose Anzüglichkeiten.
“Fahren wir in einem Polizeiauto?”, fragte Melina hoffnungsvoll. Das wäre doch was!
“Ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen, Ma’am.”
Obwohl sie ein bisschen enttäuscht war, musste sie lächeln, weil er sich so ungemein höflich benahm. Er behandelte sie wie eine Respektsperson, und sie fühlte sich fast wie seine Lehrerin. Das passte wiederum absolut nicht zu den Fantasien, die seine breite Brust und sein markantes Gesicht in ihr wachriefen.
Weder sah sie sich als strenge Lehrerin noch als Gefangene, die gerade abgeführt wurde. Von Sex in Handschellen hatte sie noch nie geträumt. Melina warf dem Mountie einen Seitenblick zu. Sein Profil verriet Entschlusskraft. Hm, dachte sie, als Frau ist man ja eigentlich offen für vieles …
Er blieb vor seinem neuen Leihwagen stehen und öffnete die Beifahrertür für Melina.
“Stoßen Sie sich nicht den Kopf”, warnte er. Dann schloss er die Handschellen auf.
Melina war darüber nicht unglücklich. So genial fand sie Fesselungsspielchen nun doch nicht. Vielleicht sollte sie sich einfach vorstellen, sie sei auf dem Weg zu einer tollen Party, mit einem tollen Mann an ihrer Seite. Das Einzige, was an ihm störte, war seine schlechte Laune.
Doch die wurde während der Fahrt nicht besser. Nachdem sie den Two Mile Hill passiert hatten und auf den Alaska Highway gelangt waren, gab es Melina auf, eine Unterhaltung in Gang bringen zu wollen, und rutschte gemütlich tiefer in die weichen Polster.
Aus den Lautsprechern kam klassische Musik. Die Heizung tat ihr Bestes und wärmte Melina richtig durch. Sie fuhren nordwärts. Irgendwann verabschiedete sich auch der letzte Rest vom Tageslicht hinter den Bergen. Im Scheinwerferlicht stäubte der Schnee.
Melinas Ranch lag in dieser Richtung. Das Haus des Bürgermeisters ebenfalls. Wäre doch nett, wenn die Party bei ihm zu Hause stattfände. Melina hoffte, jemanden zu finden, der sie nach dem Fest nach Hause brachte. Vielleicht einen Mountie, der bessere Laune hatte als dieser hier.
Er bog in die River Road ein, und Melina saß plötzlich ganz gerade. Verwirrt überlegte sie, wohin die Reise eigentlich ging. Denn das Haus des Bürgermeisters befand sich nicht in der River Road. Am Flussufer standen ein paar Häuser. Doch sie waren, soweit sie von ihren Ausritten wusste, seit
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