Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
hatten. Sie saß tatsächlich fest. Und das bis zum Ende der Parade.
Sie lächelte. “Tja, gegen Clowns ist man machtlos. Immerhin kann ich sicher sein, dass auf der Hauptstraße heute niemand nackt herumläuft.”
“Er hatte doch einen Stringtanga an”, korrigierte Elaine ungerührt und setzte ihren pelzverbrämten Hut auf. Melina zog den Reißverschluss ihrer lila Skijacke zu und sah zu, dass ihre Mütze richtig saß, ehe sie Elaine auf die Straße folgte.
Zuerst kamen die Umzugswagen der Parade, danach ein Dutzend Reiter mit Fahnen, auf denen die Logos der Sponsoren gedruckt waren. Melina begutachtete fachmännisch die Pferde. Elaine dagegen war damit beschäftigt, Bekannte zu begrüßen. Sie war von Natur aus offen und herzlich. Bald war sie der Star der Parade.
Die Männer konzentrierten sich auf Elaine. Melina konzentrierte sich auf die Pferde. Nun ja, so war es halt.
Eine Brigade rot uniformierter Mounties marschierte in Sechserreihen auf. Ein Fahnenträger ging voran. Das Rot der Uniformen kontrastierte malerisch mit dem kühlen Weiß des Schnees. Melinas Blick fiel auf einen besonders gut gebauten Offizier, der in der ersten Reihe marschierte. Die Musik, die die Blaskapelle der High School schmetterte, schien plötzlich aus ganz weiter Ferne zu kommen.
Melina schluckte. Ihre Wangen wurden warm und rot trotz der Kälte. Wenn es denn ein nackter Mann sein musste – dann wollte sie den da drüben.
Er war sehr groß. Seine Schultern waren muskulös, seine Brust breit. Die Pelzmütze gab ihm die Aura eines Mannes, der es gewohnt ist zu befehlen. Sein Gesicht war, markant, seine Augen blitzten entschlossen. Er marschierte im perfekten Gleichschritt mit den anderen. Melina verlor sich in einem wunderbaren Tagtraum, während sie die Parade beobachtete.
Logan hatte das Gefühl, sich in einem akustischen Albtraum zu befinden. Direkt vor ihm schepperte und quäkte eine hochmotivierte Schülerband auf ihren Blechblasinstrumenten. Seit fast vierundzwanzig Stunden war er jetzt in Yukon, und seit seiner Ankunft war er kaum dazu gekommen, auch nur ein paar Minuten ernsthaft zu arbeiten. Um das Maß an Frust voll zu machen, hatte man ihn jetzt auch noch abgestellt, in einer öffentlichen Parade zur Belustigung der Leute mitzumarschieren.
Das einzig Gute an dem Krach, den die Blaskapelle mit dem populären Song “Wooly Bully” veranstaltete, war vermutlich, dass er hungrige Eisbären in die Flucht trieb.
“He, Maxwell …” Mountie Howard Keeper, der neben Logan marschierte, kam keineswegs aus dem Tritt, während er redete.
Logan dagegen wäre fast in einen Haufen Pferdeäpfel getreten. “Ja?”, erwiderte er missmutig.
“Hat man Sie informiert, dass jeder von uns einen der Anwesenden festnehmen und auf den Wohltätigkeitsball schleppen muss, der heute Abend stattfindet?”
“Wohin?”, fragte Logan entsetzt. Man hatte ihn zur Parade verdonnert. Von einer Party hatte niemand was gesagt.
Logan hatte nicht vor, länger als nötig in dieser geborgten roten Uniform zu stecken. Sobald die Parade vorbei war – ade, offizieller Teil. Er wollte arbeiten, und zwar wenn möglich sechzehn Stunden pro Tag. Deshalb hatte er seine Uniform gar nicht erst eingepackt. Die, die man ihm geliehen hatte, spannte um die Schultern und war auch sonst recht knapp bemessen.
“Eine Party zugunsten …”, half Keeper freundlich aus.
“Ich weiß, was ein Wohltätigkeitsball ist”, entgegnete Logan grimmig. Er zwang sich zu einem Lächeln und musterte die Zuschauer, die einzeln oder in kleinen Grüppchen auf dem vereisten Bürgersteig standen. Viele waren es nicht gerade. Wahrscheinlich, weil es einfach elend kalt war. Die, die gekommen waren, hatten wohl sonst nicht viel Unterhaltung.
“Da Sie neu hier sind”, fuhr Keeper fort, “gebe ich Ihnen einen Tipp, wen Sie festnehmen sollten. Ich schnappe mir den Bürgermeister. Sie können die Königin haben.”
“Die Königin?” Kein Mitglied der königlichen Familie, das bei Verstand war, würde heute hier aufkreuzen.
“Ich wette, dass sie Ihnen gefällt.” Das Gelächter in Keepers Stimme wäre ansteckend gewesen, wenn Logan nicht so frustriert gewesen wäre. Verbrachte irgendjemand in dieser verrückten Provinz seine Zeit damit, Kriminalfälle zu lösen? Kein Wunder, dass sie hier wegen eines banalen Golddiebstahls Hilfe von außen benötigten.
“Welche Königin?” Logan hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, als die Kapelle mit Schwung, aber mit völlig
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