Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
Verbrecher kennen”, sagte er sanft. Melina sah in seine grauen Augen und versuchte zu ergründen, ob er sie verdächtigte oder nicht. Da Jeannie keinen Raub begangen hatte, konnte sie Logans forschendem Blick geradeheraus begegnen. Sie log ja nicht. Aber warum fühlte sie sich dennoch schuldbewusst?
“Mich auch”, erwiderte sie fast flüsternd. Der schwache Lichtschein ließ Logans Eintagebart noch dunkler wirken. Er passte plötzlich verflixt gut in dieses rustikale Ambiente hier. Melina war nervös, und sie nahm nicht an, dass es Schuldgefühle waren, die unvermittelt dazu führten, dass ihre Hände feucht und ihr Puls beschleunigt waren. Schuldgefühle ließen einen nicht darüber nachdenken, wie sich die Lippen eines Mannes anfühlen mochten. Wie es sein würde, ihn zu berühren, ihn zu …
“Melina?”
“Ja?”
“Haben Sie das Gold gestohlen?”
4. KAPITEL
Sie hatte Nein gesagt.
Natürlich, was hätte sie sonst sagen sollen?
Logan hätte glatt die halbe Million Dollar darauf verwettet, dass Melina das Gold nicht geraubt hatte. Und trotzdem – warum war ihre Reaktion so schuldbewusst gewesen, als er den Golddiebstahl erwähnte? Der Kriminalist in ihm war sofort erwacht.
Dann kam da noch der Umstand hinzu, dass er das Bedürfnis verspürte, Melina zu küssen. Deshalb musste er sichergehen. Denn wenn er tatsächlich so verrückt war, sie zu küssen, durfte nicht der geringste Zweifel bestehen, dass sie nicht irgendwann als Hauptverdächtige dastand.
Unterdessen hatte er eigentlich nichts anders getan, als sich ihr gegenüber äußerst grob zu verhalten. Kein Wunder, dass sie wütend auf ihn war. Und wahrscheinlich bekam er nie die Chance herauszufinden, ob ihre Lippen so süß schmeckten wie sie aussahen. Wie zart die Haut ihrer Wangen war, auf der die frechen kleinen Sommersprossen zu Berührungen geradezu einluden. Ach, tausend Dinge, von denen er geträumt hatte, während er Melina zusah, wie sie am Herd stand und in der Suppe rührte.
Logan hatte den schmalen Pfad gefunden, der hinter dem Haus zu einer kleinen Anhöhe führte. Dort befand sich nämlich die Toilette. Als er Ottawa verließ, hatte er eigentlich angenommen, dass diese Art rustikales Leben mittlerweile ausgestorben sei. In Melinas Haus schaute er sich wieder und wieder suchend um, sicher, irgendwann das Badezimmer zu entdecken. Toiletten befanden sich heutzutage
im
Haus, nicht draußen. Das war doch kein Luxus mehr!
In seinem Hotel in Whitehorse hatte er sich eindeutig davon überzeugen können, dass diese Art Sanitärtechnologie ihren Weg längst hier rauf in den Norden gefunden hatte. Im Hotel gab es ein wunderbar modernes Bad, mit Dusche und allem, was dazugehört.
Als er Melina jedoch endlich fragte, deutete sie bloß nach draußen und wies ihm den Weg, der von der Hintertür den kleinen Hang hinaufführte. Jetzt fror Logan erneut, darauf angewiesen, dass ihm Mond und Sterne zeigten, wo es langging. Er sagte sich wiederholt, dass es hier bestimmt keine Eisbären gab, denn dann hätten sie Melina bestimmt schon längst gefressen.
Er war ein Mountie. Und Mounties lernten in ihrer Ausbildung, mit allen möglichen Situationen fertig zu werden. Also auch mit dieser hier. Steinzeit oder nicht. Er umrundete das Holzhäuschen und blieb abrupt stehen. Wurde er mit dieser Situation wirklich fertig?
Er sah nach rechts, dann nach links, dann spähte er in das Häuschen. Es gab keine Tür. Er befühlte den Holzrahmen, um zu erkunden, ob es irgendwann mal so etwas wie Türangeln gegeben hatte. Aber das Holz war glatt. Das kühle Örtchen schien ihm außerdem ziemlich neu zu sein. Wer um Himmels willen baute so etwas ohne Tür?
Die Antwort war klar. Eine niedliche Verrückte, die aussah, als wäre sie einem Wintermärchen entsprungen. Eine zierliche Fee, die ohne Sattel und Zaumzeug auf Pferderücken sprang. Wer sonst?
Logan fand sich selbst nicht besonders prüde. Immerhin duschte er im Fitnesscenter drei Mal die Woche zusammen mit anderen Leuten. Aber es gab Momente im Leben eines Mannes, in denen er gern allein war. Er hätte es absolut in Ordnung gefunden, die Tür hinter sich zuzumachen. Frauen konnten da eigentlich nicht viel anders sein, oder?
Der eiskalte Wind frischte auf und trieb Logan eine Gänsehaut über den Rücken, da zwischen der Fellmütze und dem hochgeklappten Kragen seiner Uniform immer noch eine Ritze war, durch die die Kälte eindringen konnte. Und diese Kälte war gerade eben Logans größtes Problem. Mit der
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