Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
fehlenden Tür konnte er leben. Denn es war ja nicht so, dass da draußen lauter neugierige Nachbarn hinter den Fenstern saßen. Um ihn herum herrschte Dunkelheit.
Er betrat das Häuschen. Hier drin war es nicht weniger windig als draußen. Er zog seine Handschuhe aus und fragte sich, wie schnell Körperteile, die man der Kälte aussetzte, abfroren. Seine Eltern und Brüder hätten sich totgelacht, wenn er ihnen davon erzählen würde.
Hi, Mom, halt dich fest. Du kannst dir nicht vorstellen, was mir gestern passiert ist … Nein, ich hatte keine Ahnung, dass irgendjemand diese Dinger noch benutzt … Ja, peinlich ist vermutlich das richtige Wort …
Ein Knurren ertönte hinter ihm. Logan fühlte, wie sich ihm sämtliche Nackenhaare aufstellten. Da er sich nicht in einer Lage befand, die es ihm erlaubte, sich umzudrehen und der Gefahr ins Auge zu sehen, konnte er nur beten, dass das Untier, das sich hinter ihm befand, ihn nicht anfiel.
Das Tier knurrte erneut.
Es muss Shadow sein, sagte er sich. Nur Shadow. Er zog den Reißverschluss seiner Hose hoch, dann drehte er sich langsam um, denn er wollte gerüstet sein, falls Shadow ihn ansprang. Melina hatte ihm versichert, der Hund sei harmlos. Nur ein halber Wolf.
Irgendwie genügte diese Information in diesem Moment nicht, um Logan zu beruhigen. Die hellen Augen des Hundes glitzerten im Mondlicht. Sein Fell war gesträubt, die Ohren zurückgelegt, der Schwanz zeigte steil nach oben.
Logan stellte sich automatisch den Telefonanruf vor, mit dem man seinen Eltern von der Tragödie berichten würde.
Mrs Maxwell? Es tut uns leid, aber wir müssen Ihnen mitteilen, dass Ihr Sohn in Yukon ums Leben gekommen ist … Hm, nein. Es geschah nicht direkt im Dienst. Es ist in einer Toilette passiert. Im Freien … Ja, es ist wirklich tragisch … Und vor allem, wenn man bedenkt, dass eine Tür für zwanzig Dollar ihn hätte retten können …
“Shadow?”, kam Melinas Stimme melodisch und lockend aus dem Haus. “Komm, mein Junge. Frauchen hat Futter für dich.”
Shadow warf Logan einen warnenden Blick zu und fletschte kurz die Zähne. Er fuhr sich mit seiner langen rosa Zunge über die Nase. Das Essen war fertig. Er sah wirklich aus, als überlege er, was er lieber verspeisen würde, Logan oder das Hundefutter.
Melina rief erneut nach ihm.
Es dauerte einen endlos langen Moment. Logan hielt die Luft an. Endlich entschied sich Shadow. Er gab seine Drohgebärde auf und drehte ab. Ehe er zum Haus trottete, hob er noch das Bein an einer Ecke des Toilettenhäuschens. Logan verstand die Botschaft.
“Sie brauchen eine Tür.” Logan zog seine Handschuhe aus und wusch sich die Hände unter kaltem Wasser. Danach hielt er sie vor den Kaminofen, um sie aufzuwärmen. Was für ein Glück, dass wenigstens das Haus beheizt war.
“Eine Tür?” Melina schob eine Auflaufform in den Ofen und richtete sich wieder auf. Sie schaute zu Logan.
“Für Ihre Toilette. Die braucht eine Tür.”
“Wieso?” Sie schaute ihn erstaunt an und blinzelte. Dabei fiel Logan auf, wie lang und dicht ihre Wimpern waren. “Vom Haus aus kann niemand was sehen”, bemerkte sie.
“Na und? Macht das einen Unterschied?”
“Und da draußen ist niemand, der Ihnen zuguckt”, fügte sie hinzu.
“Im Moment vielleicht nicht.”
“Würden Sie wirklich lieber auf eine Tür starren, statt die Aussicht zu genießen?”
“Die Aussicht?”
“An einem klaren Tag kann man bis zum Joe Mountain gucken.”
“Alles, was ich gesehen habe, war finstere Nacht. Und Ihr Wachhund stand knurrend hinter mir.”
Sie runzelte die Stirn. “Hinter Ihnen?”
“Genau.”
“Was meinen Sie mit ‘hinter’ Ihnen?”
“Na ja, das, was es bedeutet. Hinter mir, nicht vor mir.”
“Aber warum haben Sie …” Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn halb verlegen, halb erstaunt.
“Weil …” Er gestikulierte und hoffte, sie würde es endlich kapieren. “Sie wissen doch, wie Männer …” Es war lächerlich. Kein Mensch konnte so naiv sein. Wenn sie nicht verstehen wollte, was er meinte, würde er nicht in die anatomischen Details gehen, um sie aufzuklären.
Melina biss sich auf die Unterlippe. In ihren Augen funkelte der Schalk. “Hm, Logan …”
“Ja?”
Sie schüttelte den Kopf. “Nein, schon gut.”
“Sagen Sie es mir”, forderte er. Er hasste das Gefühl, fehl am Platz zu sein. Wie ein Trottel, der sich nicht auskennt. Der einen Fehler nach dem anderen macht. Aber was war falsch daran, beim
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