Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
Schwellung unter seinem linken Auge sah nicht sehr attraktiv aus, und die Platzwunde über demselben Auge blutete.
“Guter Schuss, mein Lieber. Zu dumm, dass Godzilla dich vor aller Welt in den Hintern getreten hat.”
Er sah sie missbilligend an. “Was machst du hier unten? Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass du dich unauffällig verhältst?”
“Ich war ganz unauffällig, aber in der zweiten Halbzeit wollte ich endlich etwas sehen und habe Andy gebeten, mich auf einem besseren Platz sitzen zu lassen.”
“Andy sollte es besser wissen.”
“Andy mag mich. Und er findet, du übertreibst. Ganz abgesehen davon hat mich das schon ein bisschen besorgt gemacht, als du diesen Sturzflug mit dem Gesicht gegen die Bande vollführt hast. Aber ich hätte wissen müssen, dass dein Kopf mit Zement gefüllt ist und du wahrscheinlich überhaupt nichts spürst.” Sie berührte die Schwellung mit der Fingerspitze. “Du wirst bald in allen Farben schillern.”
Er zuckte zurück und schob sachte ihre Hand weg. “Mir geht’s gut. Tu mir einfach den Gefallen und geh zurück auf deinen Platz.”
“Du hast doch nicht etwa vor weiterzuspielen, oder?”
“Nein, hat er nicht!”, rief jemand von hinten.
Sie drehten sich um und sahen einen alten Mann übers Eis watscheln.
“Ist schon gut, Doc. Ich kann weiterspielen”, rief Sam.
“Das überlassen Sie mal mir, Mr Matthews.” Der Doktor hielt drei Finger in die Höhe. “Wie viele Finger sind das?”
“Drei”, erwiderte Sam siegessicher.
“Falsch. Es waren fünf. Runter vom Eis.”
Haley Jo legte den Kopf schief. Sie war ziemlich sicher, dass es nur drei Finger waren. Aber ein kurzes Zwinkern des Doktors genügte ihr, um zu wissen, was Sache war. Sie lächelte und zwinkerte zurück.
“Ich habe euch zwinkern sehen. Sie haben geschummelt, Doc”, sagte Sam, als der Doc und Rudy ihn zum Ausgang führten.
“Ich habe nicht gezwinkert”, verteidigte sich Haley Jo. “Ich hatte etwas im Auge.”
Sam sah sie böse an. “Jetzt guck mich bloß nicht mit dieser Unschuldsmiene an.” Er sah an ihr herab. “Und was soll überhaupt diese Aufmachung?”
“Was heißt hier ‘Aufmachung’? In welcher Zeit lebst du überhaupt?”
Die Leute um sie herum waren sehr still geworden. Sie schienen gespannt zu lauschen.
“Niemand in Reflection Lake trägt diese … diese abgeschnittenen Hosen. Falls du es selbst noch nicht bemerkt hast, du hast eine Gänsehaut, weil du halb nackt bist. Und dann auch noch diese hohen Absätze.”
“Komm endlich auf den Punkt.”
“Du siehst unmöglich aus.”
Es folgte ein kollektives Aufseufzen von der Tribüne.
“Tja, was machen wir da nur! Ich hätte gedacht, dass ich es nicht schlecht gemacht habe, schließlich musste ich etwas aus einem einzigen Koffer voller Konferenzkleidung aussuchen. Ich hätte wohl schon beim Packen wissen müssen, dass ich möglicherweise in einer kalten, muffigen Zelle in einem Kaff am Ende der Welt lande, eingesperrt vom Chef der Modepolizei.”
“Kaff am Ende der Welt”, das tat weh. Vielleicht weil er damit gerechnet, ja geradezu darauf gewartet hatte. Und jetzt hatte sie es ausgesprochen, und, ihrem Ausdruck nach zu schließen, meinte sie es auch. So war es also. Sie brannte regelrecht darauf, zurück in die Großstadt zu kommen. Er hätte es wissen müssen. Nein, er hatte es gewusst. Deshalb hatte er sie ja auch zurückgewiesen.
“Falls es dir entgangen sein sollte, du warst keine Sekunde eingesperrt”, erwiderte er. “Aber wenn du darauf bestehst, das lässt sich nachholen.”
“Ach, zurück zur Sklaverei, oder was? Oder kannst du dich einfach nicht entschließen, wie du dich als liebenswürdiger Gastgeber zu benehmen hast?”
Aus dem Augenwinkel konnte Sam sehen, wie die Leute gespannt von ihm zu Haley Jo und wieder zu ihm blickten. Und sie schienen von seiner Rolle nicht sehr begeistert zu sein.
“Wenn ich mich nicht irre”, sagte er, “dann warst du doch diejenige, die darum gebettelt hat, endlich einmal Ausgang zu bekommen. Und jetzt redest du vom ‘Kaff am Ende der Welt’. Vielleicht bist du es, die sich nicht entscheiden kann, Sweetheart.”
“Nenn mich nicht ‘Sweetheart’, wenn du es nicht wirklich meinst.”
“Bravo. Sag ihm ordentlich die Meinung, Schätzchen!”, rief eine Frau aus der Zuschauermenge.
Haley Jo lächelte und hob den Kopf. “Ich habe jede Minute hier in dieser kleinen Stadt genossen – bis auf die unbedeutende Tatsache, dass ich mich von
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