Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
zu trennen.”
“Ich glaube, dieser Fall hat dir den Verstand benebelt, Andy.” Sam ließ langsam die Kupplung kommen.
“Vielleicht”, erwiderte Andy. “Aber denk wenigstens mal nach über das, was ich gesagt habe.
“Ja, schon gut, das werde ich.” Sam fuhr los. Niemand brauchte ihm irgendwelche Lehren zu erteilen. Er und Haley Jo waren bereits zu dem Schluss gekommen, dass sie nicht füreinander geschaffen waren. Rein körperliche Anziehung reichte schließlich nicht aus, um eine Beziehung darauf zu gründen.
Außerdem hatte er keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Ein Blick auf die Armbanduhr sagte ihm, dass er es gerade noch schaffen würde, rechtzeitig zum Eishockeyspiel zu kommen.
Die Drake-Memorial-Arena war ein riesiges Gebäude, das von außen betrachtet eher wie ein Lagerhaus aussah. Es beherbergte jedoch die einzige überaus wichtige Freizeiteinrichtung von Reflection Lake: die Eisbahn.
Sam steuerte seinen Wagen auf den Parkplatz und fand zum Glück noch eine Parklücke. Natürlich kamen manche der Besucher hauptsächlich, um für ein paar Stunden dem heißen Klima zu entfliehen, aber die meisten Zuschauer waren wirklich von Herzen begeisterte Eishockeyfans.
Sam riss die Tür zum Umkleideraum auf und holte erst einmal tief Luft. Er liebte diesen muffigen Geruch nach feuchtem Leder, angebranntem Kaffee und Schweiß. Jedes Mal, wenn er hier drin war, stiegen vertraute Kindheitserinnerungen in ihm auf. Erinnerungen daran, wie er frühmorgens um halb sechs hinter seinem Dad in den Umkleideraum gewankt war, die Hockeytasche auf dem Boden hinter sich herschleifend.
Er ließ seine Tasche auf die Bank fallen, schlüpfte aus den Schuhen und begann sich umzuziehen. Er wusste, er war spät dran, aber man würde das Spiel nicht ohne ihn anfangen.
Lächelnd stand er auf. Durch die Tür, die zur Eisfläche führte, konnte er die Stimmen der anderen hören – ihr Lachen und ihre rauen Scherze. Sie waren wohl schon beim Aufwärmen.
Sam nahm Handschuhe, Helm und Hockeyschläger und ging nach draußen. Als er das Tor zur Eisfläche öffnete, blickte er suchend in die Zuschauermenge. Aber da waren nur endlose Reihen fröhlicher, allerdings einfallslos gekleideter Mitbürger, nirgendwo ein grellbunter Farbfleck, der sich bei näherem Hinsehen als Paradiesvogel entpuppen könnte.
Vielleicht hatte Haley Jo es sich doch anders überlegt. Nun, das war ja auch besser so. Trotzdem, ein klein wenig enttäuscht war er schon.
Das Spiel wurde angepfiffen, und innerhalb weniger Sekunden gab es für ihn nur noch das Eis, den Puck und die anderen Spieler. Allerdings fand er dennoch immer wieder ein paar Sekunden Zeit, um im Zuschauerraum nach einem gewissen Rotschopf Ausschau zu halten. Es war jedoch keiner zu sehen.
In der zweiten Halbzeit änderte sich das Tempo. Es war, als spielten sie auf schlüpfrigem Glas. Das Eis sang unter den Kufen seiner Schlittschuhe. Sam hatte den Puck, und er wusste, niemand würde ihn jetzt stoppen.
Tosender Applaus erfüllte das Stadion, als er den Puck ins Tor brachte, und er hob triumphierend seinen Schläger.
Er schoss auf die Bande zu und stoppte kurz davor. Eis spritzte unter den Kufen seiner Schlittschuhe hoch. Jetzt hörte er eine vertraute Stimme durch den Applaus. “Wow! Super, Matthews! Wir lieben dich!”
Die Zuschauer lachten, und ein paar weibliche Stimmen fielen in die bewundernden Rufe mit ein.
Sam musste nicht aufblicken, um zu wissen, wer gerufen hatte. Es war Haley Jo. Er war überrascht, wie erleichtert er war, ihre Stimme zu hören. Und es machte ihm auch nichts aus, dass ganz Reflection Lake es mitbekam. Er war einfach nur froh, dass sie da war.
Ja, da saß sie, natürlich gleich in der zweiten Reihe, zwischen Andy und Eleanor. Als sie merkte, dass er zu ihr hinsah, sprang sie auf und winkte wie verrückt. Offenbar glaubte sie, er könnte sie vom Spielfeld aus nicht erkennen.
Aber Sam hätte sie gar nicht übersehen können, selbst wenn er es versucht hätte. Sie fiel auf wie eine Ballerina in einer Versammlung von Holzfällern. Ihre schlanken Beine steckten in neongrünen Caprihosen, und als Oberteil trug sie nichts weiter als ein winziges, gelbes, rückenfreies Gebilde und darüber ein transparentes, grünes, langärmliges Etwas, das sie wohl in dem kühlen Stadion warm halten sollte.
Wie auch immer, Sam vergaß für einen Moment alles um sich herum. Er konnte einfach nicht anders, er musste sie ansehen. Was für einen wunderschönen Hals sie hatte.
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