Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
“Oklahoma” hieß. Sie hatte darin die Hauptrolle gespielt. Zum Teufel mit ihr!
Soweit Nancy wusste, hatte sich Hayleys Kontakt zur Natur bisher auf einen Zoobesuch beschränkt. Und was ihre eigenen Reitkünste betraf, hatte sie diese auf einem Karussell in Disneyland erworben.
Anstatt die Frage zu beantworten, sagte sie: “Ich benutze meinen mittleren Namen, Mr Richter, also Nanette – kurz Nancy.”
“Die Leute hier nennen mich Max.”
Nancy mochte schlichte Namen. Seine Exfrau allerdings anscheinend nicht, da sie ihren Sohn Griffin genannt hatte. Was mochte mit der früheren Mrs Richter geschehen sein? Die Frau musste wohl gestorben sein, wahrscheinlich vor Langeweile.
Max wich mit dem Pick-up einem kleinen schwarz-weißen Tier auf der Straße aus.
“Ein Stinktier!”, rief Nancy. “Wie niedlich!”
“Wenn wir es angefahren hätten, würde es gar nicht mehr niedlich riechen”, erwiderte Max.
“Wir haben eine Menge Stinktiere”, fügte Griffin hinzu.
“In deinem Zimmer?”, fragte Nancy.
Melissa kicherte. “Nein, sie sind wild.”
“Eigentlich sind sie nachtaktiv”, erläuterte Max, “obwohl wir in letzter Zeit auch tagsüber mehrere gesehen haben. Es gibt keinen Grund, sich deshalb zu beunruhigen.”
“Wer ist beunruhigt?” Nancy hatte beschlossen, prinzipiell keine Angst zu zeigen, egal mit welchem Tier sie konfrontiert werde würde. Sonst könnten sich die Kinder herausgefordert fühlen, eines in ihrem Bett zu verstecken.
Als sie das Schild mit der Aufschrift “Rolling-R-Ranch” passiert hatten, hielten sie vor einem großen Tor an, das sich zu Nancys Überraschung automatisch öffnete. Sie nahm an, dass sie das hätte erwarten sollen, denn angeblich war sie ja auf einer Farm groß geworden. Vermutlich hatte Hayley auch behauptet, sie habe Ziegen aufgezogen, Kühe gemolken und jeden Morgen vor der Schule den Acker gepflügt.
Durch das Autofenster drang der scharfe Geruch von Kuhdung und Heu. Wenn es möglich wäre, den Gestank in eine Flasche zu füllen, würde sie ihrer Schwester eine Flasche zu Weihnachten schenken.
“Das dort sind das Gerätehäuschen und der Maschinenschuppen.” Max zeigte nach rechts. Als er dabei den Arm hob, nahm Nancy den reizvollen Duft von Seife und Leder wahr.
Ihr wurde heiß, und sie spürte den Drang, näher an Max zu heranzurücken.
Auf dem Rücksitz meldete sich Melissa zu Wort: “Da hinten ist das Pferdegatter, und wir haben zwei Ställe – einen für die Pferde und einen für das Vieh.”
“Die Kätzchen sind im Pferdestall”, fügte Griffin hinzu.
“Dort gibt es auch Häschen”, warf seine Schwester ein. “Wir sammeln die Eier jeden Morgen ein.”
“Ihr zieht Osterhäschen groß?”, fragte Nancy.
Max’ Lachen ging ihr durch und durch. “Die Häschen sind Kaninchen und teilen sich den Platz mit den Hühnern. Ich fürchte, wir produzieren lediglich ordinäre Hühnereier.”
“JoAnne bereitet sie zu, und ich hasse sie”, verkündete Melissa.
Nancy schöpfte Hoffnung. “Sie haben eine Köchin?”
“Die Frau des Vormanns hat bei uns ausgeholfen. Natürlich wird sie das jetzt, wo Sie hier sind, nicht mehr tun”, antwortete Max. “Sie müssen ja fantastisch kochen können.”
Nancy stöhnte innerlich. Hayley hatte bei ihren vielen zwischenzeitlichen Jobs auch als Köchin gearbeitet. Das war zumindest nicht gelogen und somit in bester Ordnung – wenn man mal von der Tatsache absah, dass nicht Hayley es war, die ihren Hintern nach Texas bewegt hatte.
Max hielt vor einem weitläufigen, eingeschossigen Haus an. Zwei junge Männer kamen auf sie zu.
“Willkommen, Ma’am!”, rief einer von ihnen Nancy zu.
“Ebenso”, sagte der Zweite.
Die beiden Männer waren sonnengebräunt, rothaarig und mit Sommersprossen übersät. Die beiden unterschieden sich einzig durch eine Lücke in den Vorderzähnen des einen.
“Das sind Rudy und Randy Malone”, erklärte Max und griff nach seinem Cowboyhut. “Sie helfen hier bei allen Arbeiten aus.”
“Die beiden sind Zwillinge”, bemerkte Melissa.
“Sie wohnen in der Schlafbaracke”, fügte Griffin hinzu. “Ich will auch dort schlafen. Darf ich, Dad?”
“Wenn du älter bist.” Sein Vater öffnete die Fahrertür.
Als Nancy ebenfalls die Tür aufmachen wollte, hatte der Zwilling mit der Zahnlücke sie bereits weit aufgerissen. “Nennen Sie mich Randolph statt Randy”, sagte er. “Sie sind wirklich eine tolle Mieze, Ma’am, wenn Sie mir den Ausdruck nicht übel
Weitere Kostenlose Bücher