Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
seine Zeit mit Fantasien zu verschwenden.
Grimmig zog er sein T-Shirt aus und machte sich daran, das Öl wieder auszuwaschen.
Nancy, die sich inmitten von Kaninchen und Kätzchen aufhielt, freute sich über Melissas und Griffins strahlende Gesichter. Sie könnte vielleicht sogar Gefallen an ihrem Sommerjob finden, wenn sie den blöden Fallen ausweichen könnte, die Hayley ihr mit ihren Bewerbungsmärchen gestellt hatte.
Als sie mit den Kindern durch eine Seitentür in die sonnige Küche kam, war ihr Blazer voller Katzenhaare. Die geblümte Tapete, die gerafften Vorhänge und die gemusterten Fliesen waren vermutlich ein Vermächtnis der verstorbenen Mrs Richter.
Nancys Kopf war übervoll mit Notizen über Max und die Ranch, die sie festhalten wollte. “Macht ihr beide ein Mittagsschläfchen?”
Griffin schnaubte verächtlich. “Dafür sind wir zu alt!”
“Ich mag es, mich nachmittags zurückzuziehen und zu schmökern”, gab Melissa zu.
Perfekt, dachte Nancy. “Das ist hervorragend. Liest du, Griffin?”
“Sicher.”
“Er sieht sich die Bilder an”, sagte Melissa.
“Ein bisschen lesen kann ich schon”, konterte er.
“Ich werde dir dabei helfen”, versicherte Nancy. “Später. In der Zwischenzeit legen wir eine Ruhestunde ein. Ihr könnt beide in euren Zimmern spielen, und ich werde ein Mittagsschläfchen machen.”
Melissa und Griffin lachten.
“Dafür bist du zu alt”, erklärte Griffin. Nancy hatte den beiden vorgeschlagen, sie zu duzen.
“Das denkst auch nur du”, entgegnete Nancy. “Wo ist übrigens mein Zimmer?”
Die Kinder führten sie durch ein elegantes Wohnzimmer in einen Flur. Nancy erhaschte einen Blick auf weitere Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Eines davon war das gemütliche Wohnzimmer, in dem Kirstin schlief, wie Melissa Nancy erzählt hatte. Kirstin musste eine der Katzen sein. Dann zeigten die Kinder Nancy ihre Zimmer, denen gegenüber ein Bad und das Zimmer des Hausherren lag.
Nancy widerstand dem Drang, einen Blick hineinzuwerfen. Als sie vorbeiging, nahm sie aber flüchtig einen Hauch von Leder und eines undefinierbaren männlichen Dufts wahr.
Fragen über Fragen beschäftigten sie. Was für eine Frau Mrs Richter wohl gewesen war? Ob Max eine Freundin hatte? Ob ihm irgendjemand dabei behilflich war, sein Hemd wieder in die Hose zu stecken oder, noch besser, es ihm vom Leib zu reißen und ihn dann ins Bett zu ziehen?
Nancy würde voraussichtlich keine Antworten erhalten. Es ging sie ja auch nichts an.
“Dein Zimmer liegt am Ende des Flurs.” Melissa deutete auf die Zimmertür. “Es war früher einmal eine Veranda.” Sie hielt einen Moment inne. “Was wirst du wirklich machen?”
Nancy entschied sich, die Wahrheit zu sagen. “Auspacken. Ich hoffe, Rory und Ronny haben wie versprochen meine Taschen abgeliefert.”
“Rudy und Randy”, verbesserte Griffin sie.
“Roly und Poly?” Nancy täuschte Verwirrung vor.
Griffin kicherte. “Du machst das absichtlich.”
“Ich mag dich”, sagte Melissa.
Nancy war selbst überrascht, dass sie beide umarmte. Da sie alle von Katzen- und Hasenhaaren bedeckt waren, flogen die Härchen durch die Luft.
Jemand wird demnächst diesen Flur reinigen müssen, dachte Nancy. Vermutlich würde sie das selbst tun. “Bis in einer Stunde.”
“Bis dann!” Die beiden Kinder verschwanden in ihren Zimmern.
Wenigstens das ging glatt, dachte Nancy, als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. Der rechteckige Raum war in fröhlichen Farben gehalten. Der einzige Hinweis, dass er einmal eine Veranda gewesen war, waren die Fensterläden, die sich über die ganze Wand erstreckten.
Merkwürdig war allerdings, dass ein Mädchen mit langen Haaren an einem schmalen Tisch saß und sich mithilfe von Nancys Laptop ins Internet eingeloggt hatte.
“Hast du irgendetwas Interessantes gefunden?”, fragte Nancy.
“Vielleicht.” Bevor sich das Mädchen zu ihr umdrehte, schickte sie erst noch eine E-Mail ab.
Sie war hübsch, aber für ihre schätzungsweise elf oder zwölf Jahre hatte sie entschieden zu viel Make-up aufgelegt. Auf ihrem teuren, wenn auch winzigen Top prangte der Name eines Designers.
“Ich habe meinen Freundinnen in Dallas gemailt”, sagte das Mädchen. “Dieser Ort hier ist extrem primitiv. Der einzige Computer gehört Onkel Max und ist durch ein Passwort geschützt.”
Obwohl Nancy Verständnis für ihr Gefühl der Isolation hatte, war das keine Entschuldigung dafür, in die Privatsphäre einer anderen Person
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