Tiffany Lieben & Lachen Band 0012 (German Edition)
Seine Drohung war bei ihr angekommen. Baily hielt den Mund und legte den Kopf auf die Matratze. So schlecht war Schweigen gar nicht.
“Das ist schrecklich!” Die Morgensonne stach in Bailys Augen, die sie letzte Nacht kaum mehr als ein paar Stunden zugemacht hatte. Jetzt starrte sie kochend vor Wut auf ihren Wagen, der zwei platte Reifen hatte. Wie konnte man sich zwei Platten gleichzeitig holen?
“Wo hast du geparkt? Auf Glasscherben?” Daniel war mit der Katze unter dem einen Arm und seiner Reisetasche unter dem anderen aus dem Zimmer getreten.
“Wieso ich?” Bailys Zorn von letzter Nacht war noch nicht ganz verflogen. Daher brauchte Daniel heute Morgen nicht viel zu tun, um sie erneut auf die Palme zu bringen. “Wenn ich mich recht erinnere, hast du hinter dem Steuer gesessen, als wir hier vorfuhren. Also, wo hast
du
geparkt?”
“Es hat doch keinen Zweck, hier herumzustehen und darüber zu streiten, wie es passiert ist. Wir müssen es reparieren lassen. Dann müssen wir das Büro der Western Union finden. Ich kann keinen ganzen Tag in Jackson Hole vergeuden, sonst schaffe ich es nie rechtzeitig bis nach Philadelphia, um die Hochzeit zu stoppen.”
Baily murmelte etwas darüber, dass Männer nie zugeben könnten, wenn sie im Unrecht waren, aber dabei beließ sie es. Es stimmte ja, hier ging es nicht nur um zwei platte Reifen, sondern um die Zukunft seiner Schwester. “Als wir gestern in die Stadt fuhren, habe ich eine Tankstelle gesehen. Vielleicht haben die einen Abschleppwagen.”
“Das kann ich nur hoffen.”
Damit drehte er sich um und ging ins Zimmer zurück, um die restlichen Sachen zu holen. Als hätte Baily einen Einfluss darauf, ob die Tankstelle einen Abschleppwagen hatte oder nicht. Sie nutzte die Gelegenheit, ihm erneut die Zunge herauszustrecken. Die Wirkung war jedoch ruiniert, als sie sah, wie Theodoras Schwanz sich unter seinem Arm bewegte. Unwillkürlich musste Baily grinsen, was sie noch wütender machte, weil sie in diesem Moment absolut nicht daran erinnert werden wollte, wie süß Daniel mit ihrer Katze unterm Arm aussah.
Es war besser, an ihn als Tyrannen zu denken. Viel besser. Schließlich war es nicht so, dass sie mit zwei platten Reifen in Wyoming festsitzen wollte. Sie musste selber weiter, zu ihrer Familie und ihrem baldigen Verlobten. Na schön, andererseits gab es Schlimmeres, als in Wyoming festzusitzen. Trotzdem, sie hatte die Luft ja nicht selbst aus den Reifen gelassen. Wenn sie nicht zwei neue Reifen auftrieben, würden sie eine weitere Nacht gemeinsam in dem winzigen Motelzimmer verbringen müssen. Und dafür besaß sie einfach nicht mehr die nötige Willenskraft.
Nach kurzer Suche in der Kleinstadt entdeckten Daniel und Baily zuerst die Zweigstelle der Western Union und dann die Tankstelle. Zum Glück hatte der Tankwart zwei Reifen für sie, und Daniel war in der Lage, bar zu zahlen, als Anreiz für schnelle Arbeit. Der Tankwart versprach, den Wagen abzuschleppen und die Reifen zu wechseln. Sie könnten in ein paar Stunden wiederkommen, um den Wagen zu holen. Baily protestierte dagegen, dass Daniel den Schaden einfach bezahlte, doch er betrachtete es als Beteiligung an der Reise quer durchs Land. Da Baily insgeheim glaubte, dass die platten Reifen auf sein Konto gingen, akzeptierte sie schließlich die Zahlung.
“Wir haben noch ein wenig Zeit totzuschlagen. Was hältst du davon, wenn wir uns auf die Suche nach etwas zu essen machen?”, schlug Baily vor.
Daniel war einverstanden, und gemeinsam schlenderten sie durch die Stadt, bis sie ein kleines gemütliches Restaurant abseits der Hauptstraße fanden, das Frühstück anbot. Dort aßen sie Croissants und tranken Kaffee.
“Bist du sicher, dass Miss Roosevelt allein im Motelzimmer bleiben kann?” Baily stellte diese Frage zum dritten Mal an diesem Morgen.
“Ja”, antwortete Daniel zum dritten Mal, seit sie die Katze zurückgelassen hatten. “Ich fasse es nicht. Wir haben sie gestern Abend, als wir zum Essen waren, auch allein gelassen. Was ist denn das Problem heute Morgen?”
“Das war vor der Panne”, gestand sie ihm besorgt. “Was, wenn dich jemand verfolgt und die kaputten Reifen bloß eine Warnung waren?”
Er gab es nur ungern zu, aber diesmal war ihre Überlegung gar nicht so abwegig. Eine gestohlene Brieftasche war eine Sache, aber zwei platte Reifen eine ganz andere. Niemand hatte in so kurzer Zeit so viel Pech. Da er diesen Gedanken noch nicht aussprechen wollte, um Baily nicht
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