Tiffany Lieben & Lachen Band 0012 (German Edition)
Gedanken vor ihm nicht aussprechen konnten. Der eine Blick war voller Verlangen, der andere voller Bedauern.
“Meinst du, der Wagen ist schon fertig?”, fragte Baily nach einer Weile.
“Schauen wir mal nach.”
Aber sie wussten beide, dass der Wagen noch nicht fertig war. Das Gespräch war jedenfalls beendet, und es weiterzuführen würde doch nur in einen Streit münden.
Mit einer gewissen neuen Spannung zwischen ihnen schlenderten sie die Hauptstraße von Jackson Hole hinunter. Um sich abzulenken, beobachtete Baily die Touristen um sie herum und entdeckte dabei ein vertrautes Gesicht. Sie hatte keine Ahnung, wieso ihr der Mann bekannt vorkam. Er trug braune Freizeitschuhe und ein beigefarbenes Hemd. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass er an der Farbzusammenstellung noch arbeiten müsse. Besonders wegen der braunen Baseballkappe auf seinem Kopf. Er ging auf der anderen Straßenseite, ein paar Schritte hinter ihnen.
Eine braune Mütze! So eine hatte sie gestern auf ihrem Weg zur Autovermietung gesehen. Natürlich musste das nichts heißen. Er konnte bloß irgendein Tourist sein, der sich wie sie die Sehenswürdigkeiten anschaute. Jackson Hole war nicht so groß, dass es undenkbar wäre, jemandem zu begegnen, dem sie erst gestern Abend über den Weg gelaufen war. Trotzdem beunruhigte es sie. Baily wollte Daniel fragen, ob er den Mann mit dem Hut erkannte, doch er war drei Schritte voraus und ging so schnell, als wollte er unbedingt von ihr wegkommen.
Sie war nicht sicher, was das sollte, da sie schließlich beide zur Werkstatt wollten. Baily blieb bei ihrem Tempo und kam einige Schritte nach ihm an.
“Das war kein Wettlauf.”
Kühl drehte Daniel sich zu ihr um. “Entschuldige. Konntest du nicht mithalten?”
Er wusste ganz genau, dass er sie damit reizte. Am meisten ärgerte sie, dass er es mit Absicht tat. Es war offenkundig, dass Daniel jedes Mal gehässig wurde, sobald Harrys Name gefallen war.
“Tut mir leid, dass ich Harry erwähnt habe”, sagte sie. “Es regt dich anscheinend auf, wenn ich von meiner Verlobung spreche. Ich werde mich bemühen, nicht wieder über mein zukünftiges Glück zu reden.”
“Deine Verlobung regt mich überhaupt nicht auf.”
Daniel hatte die Zähne zusammengebissen, seine Wangenmuskeln zuckten, und die Adern am Hals traten hervor. Nein, es regte ihn kein bisschen auf.
“Doch, tut es wohl.”
Erstaunt über ihre Dreistigkeit, so etwas auch nur anzudeuten, biss er erneut die Zähne zusammen. “Ich kenne dich erst anderthalb Tage, und bis jetzt bin ich mir noch nicht mal sicher, ob ich dich mag, Feuerschopf. Glaub bloß nicht, ich hätte schon vergessen, dass du mich praktisch von der Straße abgedrängt hast und der Grund dafür bist, dass ich jetzt in Wyoming festsitze und auf einen Wagen mit zwei platten Reifen angewiesen bin. Einen Wagen, mit dem man nicht mal zum Einkaufen fahren sollte, geschweige denn quer durchs Land. Es gibt also keinen Grund, weshalb ich mich darüber aufregen sollte, dass du und irgend so ein Waschlappen namens Herman heiratet.”
“Er heißt Harry. Aber du hast recht. Wie konnte ich so blind sein?”
“Jetzt, wo wir diesen Unsinn geklärt haben, können wir hoffentlich den Wagen holen.”
“Meinen Wagen?”, fragte Baily unschuldig.
Daniel war nicht mehr in der Stimmung für irgendwelche Spielchen, daher nickte er nur.
“Du meinst den Wagen, mit dem man nicht mal zum Einkaufen fahren sollte? Den Wagen, der mich schon einmal quer durchs Land gebracht hat? Den Wagen, der über Berge gefahren ist, immer anspringt, wenn es drauf ankommt, und uns bereits durch zwei Staaten gebracht hat, im Gegensatz zu einem bestimmten Mercedes? Meinst du diesen Wagen?”
Daniel beobachtete das Funkeln in ihren Augen und das Wippen ihrer Locken während ihres wütenden Vortrags. Friedlich war sie wunderschön. Wütend war sie atemberaubend. Heftiges Verlangen durchzuckte ihn. Eigentlich betrachtete Daniel sich nicht als einen Typen für wilde Leidenschaft. Wenn es erforderlich war, konnte er im Bett sehr kreativ sein, aber bisher hatte er sich nie wohl genug gefühlt, um sich beim Sex völlig gehen zu lassen. Eher war es so, dass er sich selbst dabei zuzuschauen schien und seinem Körper Anweisungen gab.
Baily dagegen würde seine ganze Aufmerksamkeit fordern. Sie war eine Frau, der er die Kleider vom Leib reißen könnte, um sie in stürmischer Begierde im Stehen an der Mauer hinter der Werkstatt zu lieben, bis sie vor Lust schrie und ihre
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