Tiffany Lieben & Lachen Band 0012 (German Edition)
zusätzlich zu beunruhigen, gab er die Frage an sie zurück. “Woher weißt du, dass der Verfolger es auf mich abgesehen hat? Vielleicht ist er hinter dir her.”
“Sei nicht albern. Wer sollte mich verfolgen? Bei dir dagegen kann ich mir gut vorstellen, dass du eine Menge Leute verprellt hast. Und du weißt ja wohl, was Psychopathen mit armen, wehrlosen Haustieren machen. Nicht dass Theodora nicht kämpfen würde, schließlich ist sie Miss Roosevelt. Also, glaubst du wirklich, sie ist in Sicherheit?”
“Ja.”
“Ich dachte mir, dass du das sagen würdest.”
Seufzend stellte Daniel die Kaffeetasse ab. “Ich werde dir mal was erzählen, Feuerschopf, und ich will, dass du gut zuhörst. Dein Haustier, Theodora, ist eine Katze. Eine Katze mit Ohren und einem Schwanz. Sie ist kein Kind.” Eigentlich wollte er sie nur necken. Aber dann bemerkte er einen Ausdruck auf ihrem Gesicht, der alles andere als amüsiert war. Ihr Blick war ernst, traurig und ein wenig störrisch.
Da sie wusste, dass ihre Augen viel über ihre Gefühle verrieten, wandte sie das Gesicht ab. Sie hatte Angst, ihre Stimme könnte brechen, wenn sie ihm sagte, was sie in diesem Moment von ihm dachte.
Daniel war erstaunt von ihrer Reaktion. Er hatte mit einer scharfen Antwort gerechnet, einem wütenden Blick, vielleicht sogar einem Tritt gegen das Schienbein, mit dem sie ihm zu verstehen gegeben hätte, dass sie auf seine Bemerkung verzichten konnte. Stattdessen Stille. Das war etwas, womit er bei Baily nie gerechnet hätte. Er griff über den kleinen Tisch und legte ihr die Fingerspitzen unters Kinn, damit sie ihn wieder ansah. Der Anblick ihrer Tränen erschütterte ihn.
“Was habe ich denn gesagt?”, fragte Daniel, nicht vorwurfsvoll, sondern weil er wirklich wissen wollte, was er falsch gemacht hatte.
Baily schüttelte ihre Traurigkeit ab. Um sich von seiner Berührung zu lösen, hob sie ein wenig das Kinn. Dann atmete sie tief durch. Es war albern. Daniel hatte nichts gesagt, was nicht schon jeder, der sie und ihre Katze kannte, zu ihr gesagt hätte. Theodora war eine Katze. Natürlich wusste Baily das.
Nur gab es Tage in Seattle, an denen sie sich sehr allein fühlte. Dann fehlte ihr jemand, dem sie all ihre Liebe geben konnte. Sie hatte keinen Mann, den sie verwöhnen konnte, keine Kinder, die sie beschützen und auf die sie aufpassen konnte. Nur Miss Roosevelt. Daher war es möglicherweise fragwürdig, wie sie ihre Katze behandelte. Hinzu kamdie Angst, es könnte bei Theodora als Kinderersatz bleiben. Deshalb musste sie Harry heiraten. Es mochte falsch sein, ihn für ihre Zwecke zu benutzen, aber sie würde ihm auch eine gute Frau sein und seinen Kindern eine liebevolle Mutter.
“Tut mir leid. Du hast gar nichts gesagt. Ich war einfach dumm.” Baily lächelte zur Bekräftigung ihrer Worte. Ihre Traurigkeit war wie immer nur vorübergehend. Das Leben war zu kurz für düstere Grübeleien. Daher erlaubte sie sich immer nur höchstens eine Minute des Grübelns. Allerhöchstens zwei.
Daniel hätte ihr Lächeln erwidern und das Thema wechseln können, doch ihre Antwort stellte ihn nicht zufrieden. “Du bist nicht dumm”, versicherte er ihr. “Aber bitte verrate mir, weshalb du gerade so verletzt ausgesehen hast. Natürlich weißt du, dass deine Katze eine Katze ist. Ich meine, ich fahre doch wohl nicht den ganzen Weg nach Philadelphia mit einer Verrückten, die an Wahnvorstellungen leidet … oder?”
“Verrückt schon, aber ohne Wahnvorstellungen”, erwiderte Baily mit einem schiefen Grinsen. “Theodora ist einfach etwas Besonderes für mich, das ist alles. Natürlich ist sie kein Kind. Aber sie ist die Einzige, der ich all meine Liebe geben kann. Ich habe diese nicht versiegende Quelle gefühlsduseliger mütterlicher Gefühle in mir. Daher ist Theodora vermutlich verwöhnter als andere Katzen. Sie ist meine Familie, und entsprechend behandle ich sie.” Mit einem Schulterzucken fügte sie hinzu: “Sobald ich Kinder habe, wird sie nicht mehr so verwöhnt werden. Deshalb fahre ich nach Hause, um Harry zu heiraten.”
Das Bild, das plötzlich in Daniels Fantasie entstand, war keineswegs erfreulich. Er sah Baily schwanger mit dem Kind eines anderen, der es nicht wert war. “Harry”, murmelte er, als sei der Name ein Fluch.
“Harry”, wiederholte Baily, und es klang endgültig.
Dann herrschte Schweigen zwischen ihnen. Sie sahen sich auf eine vertraute Weise an, als säße Harry mit ihnen am Tisch, sodass sie ihre
Weitere Kostenlose Bücher