Tiffany Lieben & Lachen Band 0012 (German Edition)
der eine Traube durchsichtiger bunter Luftballons befestigt war. In jedem war ein kleiner Zettel enthalten.
Ein Geschenk für die Kinder? Verwundert nahm Rowan den Umschlag, der unter der Skulptur hervorragte, und zog die Karte heraus. Nur zwei Worte standen darauf: “Die Wahrheit”. Unterschrieben war das Ganze mit “Jake”. Rowan seufzte und trug den Baum mit seiner Fracht in die Wohnung. Die Zwillinge hüpften interessiert um das Geschenk herum.
Geistesabwesend tippte Rowan mit der Nagelspitze auf einen der Ballons. So leicht war ihre Gunst nicht wiederzugewinnen. Jake war wirklich ein Schuft und verdiente es nicht, dass sie ihm verzieh, auch wenn dieses Friedensangebot wirklich originell war. Er hatte sie belogen und sich wahrscheinlich einen Heidenspaß daraus gemacht. Außerdem hatte er die Räume gemietet, die eigentlich Rowan für sich hatte haben wollen. Sie drückte fester zu. Der Ballon platzte.
Rowan zuckte zusammen und schrie erschrocken auf. Die Zwillinge ebenfalls.
“Was ist das?” Mac deutete auf das zusammengefaltete Papier, das auf dem Boden lag.
Rowan hob es auf und faltete es auseinander. Es war Jakes Geburtsurkunde. Sie enthielt seinen vollständigen Namen und sämtliche persönliche Daten. Rowan nahm ihre Brosche ab und piekste in den nächsten Ballon.
“Ich war nie auf dem College, aber ich wünschte, ich wäre dort gewesen”, lautete die nächste Botschaft. Rowan wischte sich mit der Hand über die Augen. Etwas, das sich verdächtig wie eine Träne anfühlte, rollte über ihre Wange. Verflixt noch mal, sie begann, weich zu werden. Sie wollte das nicht, aber sie wusste, sie stand auf verlorenem Posten. Rowan las nacheinander alle Botschaften, und sie bemerkte dabei kaum, dass die Kinder die Tür öffneten, als der Babysitter kam.
Schließlich hatte sie sämtliche Ballons zerstochen und wusste alles über Jakes geheimste Wünsche und Schwächen. Er hatte einen Betrieb für Garten- und Landschaftsbau besessen, ihn aber verkauft, weil er eine Pause brauchte. Er hatte einmal einen Strafzettel nicht bezahlt, zahlte aber immer brav seine Steuern. Seine Mutter war gestorben, als er acht war, und im Schlaf redete er immer noch manchmal mit ihr. Er liebte Oldies und Countrymusic, und er war immer der Meinung gewesen, dass er einen ganz guten Leadgitarristen abgeben würde. Ernsthaft verliebt war er nie gewesen, aber es gab jemanden, den er unbedingt wiedersehen musste.
Rowan nahm den letzten Zettel, faltete ihn sorgfältig zusammen und steckte ihn die Tasche. Sie gab dem Babysitter noch einige Anweisungen und verließ das Haus. Auf dieses Abendessen hatte sie jetzt überhaupt keine Lust mehr. Zum Glück war sie klug genug gewesen, mit Mel zu verabreden, dass sie sich alle im Restaurant trafen.
Sie wünschte, sie könnte an Jakes Aufrichtigkeit glauben. Sie hatte geglaubt, ernste Absichten bei ihm zu erkennen, doch jetzt fürchtete sie sich davor, ihm zu vertrauen.
Als sie versuchte, das widerspenstige Türschloss ihres Wagens zu öffnen, hörte sie Jakes Stimme.
“Ich vermisse dich.”
Sie blickte auf. Er stand an die Stoßstange seines Wagens gelehnt, der direkt neben ihrem geparkt war. Sie konnte nicht glauben, dass sie ihn nicht einmal bemerkt hatte, und war unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen.
“Ich habe Mist gebaut. Ich wollte dir an dem Tag alles erzählen. Wirklich, das musst du mir glauben.”
“Ich glaube dir”, flüsterte sie. Aber was sie vor allem verletzte, war die Tatsache, dass er ihr überhaupt so etwas angetan hatte.
Er stieß sich von seinem Wagen ab und ging zu ihr. “Gibst du mir ein paar Minuten?”
“Nein, ich bin verabredet. Ein Rendezvous”, fügte sie noch hinzu und bedauerte im selben Moment diesen kindischen Racheakt.
Er presste die Lippen zusammen. Obwohl es schon fast dunkel war, war die Intensität seines Blickes nicht zu übersehen. “Tja, ich könnte jetzt sagen: ‘Viel Spaß!’, aber das wäre gelogen. Ich hoffe, du hast überhaupt keinen Spaß. Ich hoffe, du kommst früh nach Hause. Und wenn du dich ins Bett legst, dann denk daran, dass ich auf der anderen Seite der Wand bin. Dann denk an mich. Denk an uns.”
Sie rüttelte erneut an der Tür, und endlich ging sie auf. “Es gibt kein ‘uns’.” Die Tür ächzte und quietschte. Jake legte die Hand auf den Türrahmen. “Ich kann das für dich reparieren”, bot er an.
Seufzend setzte Rowan sich hinters Steuer. “Das vielleicht schon, aber mehr auch nicht”, sagte sie
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