Tiffany Lieben & Lachen Band 0013 (German Edition)
doof.”
“Gibt es etwas Bestimmtes, das du doof findest, oder ist alles blöd?”
Travis presste die Lippen zusammen. “Alles.”
“Auch die große Pause?”
“Na schön. Mein Mathelehrer Mr Hansen ist doof.”
Aha. Langsam kamen sie voran. “Was hat der doofe Mathelehrer angestellt?”
Travis sah auf. Er war rot geworden. “Er hat mich vor der ganzen Klasse lächerlich gemacht. Bloß weil ich Ashley ein Geheimnis verraten habe.”
“Wer ist Ashley?”
“Das Mädchen, das mich ständig so genervt hat”, erwiderte Travis. “Aber sie hat fast ganz damit aufgehört. Jedenfalls habe ich ihr ein Geheimnis verraten. Mr Hansen hat es gesehen und mich gezwungen aufzustehen und es der ganzen Klasse zu sagen. Aber ich hab kein Wort gesagt.”
“Wieso?”
Travis sah ihn an, als sei Sam schwer von Begriff. “Weil ich Ashley gesagt habe, dass ich sie mag. Alle hätten mich ausgelacht. Und sie auch. Dann hätte sie mich für immer gehasst.”
Sam wurde weich ums Herz. Die erste Liebe des Jungen. “Das heißt, du hast das Geheimnis nicht verraten?”
Travis schüttelte den Kopf. Tränen standen in seinen Augen. “Mr Hansen hat mich die ganze Zeit gepiesackt. Ich durfte mich auch nicht wieder hinsetzen.”
Sam konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie es gewesen war, als er in der fünften Klasse mal nach vorn gemusst hatte, um ein Gedicht vorzulesen. Er hatte es auswendig gelernt, nachdem er sich in der Bibliothek eine Kassette mit Gedichten von Robert Frost ausgeliehen hatte. Doch im letzten Augenblick forderte ihn die Lehrerin auf, ein ganz anderes Gedicht zu lesen. Er hatte wie der letzte Idiot dagestanden, unfähig, das Gedicht zu lesen. Und zu stolz, irgendjemandem zu sagen, weshalb.
Sam hatte eine Sechs bekommen, und darüber hinaus hatte die Lehrerin seine Mutter angerufen, um mit ihr über die Leseschwäche ihres Sohnes zu reden. Er konnte sich noch gut erinnern, wie peinlich es seiner Mutter gewesen war. Sie hatte ihn angesehen wie einen Feind. Bald danach waren er und Dexter in die Obhut ihres Großvaters gekommen. Seinem Bruder hatte er niemals gestanden, dass dieses Exil auf sein Konto ging.
“Ich gehe nie wieder hin”, verkündete Travis und hob trotzig den Kopf.
“Gut.”
Travis schaute ihn verwundert an. “Gut?”
Sam zuckte die Achseln. “Du musst tun, was du für richtig hältst.” Er ließ das einen Moment wirken. “Obwohl ich glaube, dass Ashley dich vermissen wird. Vor allem da sie jetzt weiß, dass sie dir vertrauen kann.”
“Aber ich kam mir so blöd vor.”
“Sie fand dich bestimmt nicht blöd”, versicherte ihm Sam. “Glaubst du, sie wollte, dass alle in der Klasse von dem Geheimnis wissen?”
Er schüttelte den Kopf. “Nein.”
“Findest du es richtig, dass dein Lehrer dich so bloßgestellt hat?”
“Nein.”
“Lässt du es zu, dass er dich aus der Schule treibt? Sodass du Ashley nie wiedersehen wirst?”
“Nein!”, rief Travis wütend. “Ich habe nämlich gar nichts Böses getan!”
“Manchmal ist es schwierig, das Richtige zu tun”, sagte Sam und zerzauste dem Jungen liebevoll das Haar. “Ich bin sehr stolz auf dich, Travis. Denn du hast das Richtige getan.”
Das Gesicht des Jungen hellte sich auf. “Wirklich?”
Sam nickte und nahm sich vor, einmal mit diesem Mr Hansen zu reden. “Und ich werde noch stolzer auf dich sein, wenn du dich traust, wieder in die Schule zu gehen.”
Travis atmete tief durch. “Vielleicht kann ich heute Nachmittag hingehen. Kriege ich vorher noch ein Eis? Das macht mich immer ganz mutig.”
Sam grinste und bot ihm die Hand zum Einschlagen. “Abgemacht.”
Nachdem er sich von Travis getrennt hatte, fuhr Sam zurück in seine Wohnung, um sich wieder in Philomena zu verwandeln. Er hatte mittlerweile schon Routine darin, obwohl er vor allem das Make-up hasste. Sam hörte schnell noch den Anrufbeantworter ab, ehe er ging. Verblüfft vernahm er Laurens Stimme.
“Hallo, Sam, hier ist Lauren McBride. Ich wollte dir noch mal für den schönen Abend danken. Es war wirklich sehr nett.”
So nett, dass sie sich hinterher die Augen ausgeweint hat, dachte Sam frustriert.
“Falls du Lust hast, könnten wir doch am Sonntagnachmittag zusammen zu einem Spiel der Steelers gehen. Ich habe zwei Karten. Es ist zwar nichts Besonderes”, fügte sie hastig hinzu, “aber vielleicht macht es Spaß.”
Sie zögerte. Sam konnte förmlich hören, wie es in ihrem Kopf arbeitete.”Ruf mich an, wenn du mit mir hingehen möchtest.
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