TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 01 - CHERYL ANNE PORTER, JOANN ROSS
Mitch jedoch konnte seine wachsende Ungeduld nicht verbergen.
„Ich verstehe das nicht“, grollte er, während sie in dem überfüllten Wartezimmer auf den harten Plastikstühlen saßen. „Vor zwei Stunden war unser Termin, und bisher ist keiner da reingegangen. Also was, zum Teufel, macht der Kerl da drinnen? Harmlosen Fliegen die Flügel ausreißen?“
„Er ist Angestellter der Regierung“, erklärte Sasha zum x-ten Mal. Da sie mit russischer Bürokratie aufgewachsen war, tat sie sich leichter, solche Verzögerungstaktiken hinzunehmen.
„Das bin ich auch“, betonte Mitch, warf zwei weitere Aspirin ein und schluckte sie trocken hinunter. „Aber ich frage mich, wie es Potter wohl gefiele, wenn sein Haus brennen und ich mit zwei Stunden Verspätung anrücken würde.“
„Das ist etwas anderes.“
„Ist es nicht.“
Sie dachte nach. „Ich denke, du hast recht. Aber das ändert nichts an der Sache.“ Besorgt über Mitchs Gereiztheit, fügte sie hinzu: „Du wirst doch nichts sagen, das ihn verärgert, oder?“
„Nein.“ Er schnitt eine Grimasse. „Ich glaube, ich schlage ihn einfach nieder.“
„Mitch!“
Die Panik in ihren Augen war echt. Als er merkte, wie ernst sie seine Bemerkung genommen hatte, bereute Mitch seinen aggressiven Ton.
„Sasha. Darling. Ich hab’ doch nur Spaß gemacht.“ Er tätschelte ihre Hand, und in diesem Moment wurde die Bürotür geöffnet.
„Mr. Potter kann Sie jetzt sprechen, Ms. Mikhailova“, verkündete eine spröde Sekretärin mit dünnen Lippen.
„Das wird aber auch Zeit. Und sie heißt jetzt Cudahy“, sagte Mitch, als sie an ihr vorbeigingen. „Das können Sie schon mal in Ihre Akten aufnehmen.“
Bald musste Mitch erkennen, dass es nicht leicht sein würde. Obwohl er an Glorys Aussage über das harte Durchgreifen hinsichtlich Scheinehen nicht gezweifelt hatte, hatte er dennoch nicht erwartet, wie der Staatsfeind Nummer eins behandelt zu werden.
Als Potter von ihrer überstürzten Heirat erfuhr, nahm er kein Blatt vor den Mund. „Wenn Sie denken, dass dies ihre Ausweisung verhindert, Ms. Mikhailova …“
„Cudahy“, unterbrach Mitch.
„Bitte?“
„Sasha heißt jetzt Mrs. Cudahy.“
„So.“ Er presste die Lippen aufeinander. „Der Zeitpunkt Ihrer Eheschließung kommt ja recht gelegen. Wenn man bedenkt, dass Ms. Mik…“
„Cudahy“, erinnerte ihn Mitch.
Potter sah ihn indigniert an und zuckte dann mit den Schultern, als könne er es sich leisten, diesen Punkt zu vernachlässigen. Schließlich hatte er die Macht der gesamten Regierung der Vereinigten Staaten hinter sich.
„Es kommt mir sehr verdächtig vor“, fuhr er fort, „dass Mrs. Cuday …“ – er sah zu Mitch, der befriedigt nickte – „ihre Verlobung am Freitag mir gegenüber mit keinem Wort erwähnte.“
„Das ist ganz einfach.“ Mitch nahm Sashas kalte Hand in seine und streichelte sie, ganz der liebevolle Ehemann. „Da wusste sie ja auch noch nicht, dass ich um sie anhalten würde.“
„Erwarten Sie tatsächlich, dass ich glaube, Sie hätten diesen Antrag rein zufällig genau zu dem Zeitpunkt gemacht, als die Einwanderungsbehörde drauf und dran war, Ihre Braut auszuweisen, Mr. Cudahy?“
Obwohl Mitch jedem gegenüber immer wieder betonte, dass dies keine richtige Ehe war, geriet er bei der Extraportion Verachtung, die das kleine Wiesel auf das Wort „Braut“ legte, in Rage. „Ich habe nicht die Absicht, Sie anzulügen“, sagte er und beschloss, bei der halben Wahrheit zu bleiben. „Sashas Termin bei Ihnen hatte tatsächlich etwas damit zu tun, dass ich um ihre Hand anhielt.“ Als Sashas Hand noch eisiger wurde, drückte er sie aufmunternd.
„Aha!“ Potter sah aus, als hätte er gerade im Lotto gewonnen. Am liebsten hätte Mitch ihm ins überheblich grinsende Gesicht geschlagen. Doch er beherrschte sich.
„Ja, denn dadurch wurde mir klar, dass ich sie tatsächlich verlieren könnte. Er warf Sasha einen zärtlichen, verliebten Blick zu. „Und dass ich sie liebe und den Rest meines Lebens mit ihr verbringen möchte.“
„Das ist eine nette Geschichte, Mr. Cudahy. Leider ist sie kein bisschen originell.“ Potter nahm einen ansehnlichen Stapel Formulare aus seinem Aktenschrank. „Angesichts Ihres neuen Familienstands muss ich Sie getrennt befragen.“
„Ausfragen?“ Mitch stutzte. Er hatte gedacht, dass er sich in seinen einzigen Anzug werfen würde, den er zur Hochzeit seiner Schwester gekauft hatte, sich als Sashas Ehemann vorstellen und mit
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