TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 01 - CHERYL ANNE PORTER, JOANN ROSS
aus der Fassung bringen konnte. Schließlich war er trainiert in verschiedenen Kampftechniken, war gewöhnt an den Umgang mit Schusswaffen, kannte sich mit Terroristen aus und führte Ermittlungen durch, um nur einige Punkte zu nennen. Warum konnte er dann dieser einen Frau nicht die simple Frage stellen, weshalb sie hier war?
Da begann sie unvermittelt: „Mike, ich …“ Abrupt brach sie ab.
Er wartete.
Sie atmete tief ein und fing noch einmal an. „Mike, ich habe kein Recht, das zu sagen, aber ich will um dich kämpfen. Doch wie soll ich das tun, wenn ich deine Gefühle mir gegenüber nicht kenne. In dieser Nacht …“
„Nicht.“ Er löste sich von seinem Schreibtisch und zog Julie sanft vom Stuhl hoch. Während er auf sie niederblickte, erfüllte ihn Liebe, und er strich Julie eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht. Dann berührte er zärtlich ihre Wange. „Was soll ich nur mit dir anfangen?“
Die kleine Falte erschien auf ihrer Stirn. „Oh, Mike, es tut mir leid. Ich weiß, ich hätte nicht herkommen sollen.“ Als sie sich befreien wollte, hielt er sie fest. „Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Ich werde gehen.“
„Nein, bitte geh nicht. Gib mir eine Minute.“ Er ließ sie los und drehte sich zum Fenster. Wem wollte er etwas vormachen? Er wusste, was er zu tun und zu sagen hatte, auch wenn es ihm unendlich schwerfiel.
Langsam begann er zu erzählen. „Mein Vater war Admiral bei der Navy. Wir sind ständig umgezogen. Zuhause war für Mom und mich dort, wo Dad stationiert war. Das war auch in Ordnung so. Auf diese Weise lernten wir viele Orte und Dinge kennen, die die meisten Menschen niemals zu sehen bekommen.“
„Das klingt toll. Wo leben deine Eltern jetzt?“
Mike wandte sich zu Julie.
Sie saß auf der äußersten Stuhlkante, als wollte sie sich bereithalten, jeden Augenblick davonzulaufen.
„In Oklahoma City. Ich bin ihr einziges Kind, was Aaron natürlich zu ihrem einzigen Enkelkind macht.“
„Er ist so ein lieber Junge. Bestimmt vermissen sie ihn.“
Mike wurde plötzlich bewusst, dass er Julie anstarrte. Er zwang sich, wieder aus dem Fenster zu sehen. „Ja. Ich bringe ihn zwei-, dreimal im Jahr zu ihnen, oder sie kommen und holen ihn. Im Augenblick geht das gut. Aber wenn er in die Schule kommt, wird das nicht mehr so einfach sein.“
Er dachte an seinen Sohn und sprach nicht weiter, während er sich auf das Hämmern seines Herzens konzentrierte. Etwas ruhiger fuhr er fort: „Sein ganzes Leben lang glaubte mein Vater an Ehrlichkeit, Loyalität, Verantwortungsbewusstsein und Patriotismus. Ideale, die heutzutage fast nur noch Lippenbekenntnisse sind. Aber mich hat er in diesem Sinn erzogen, und ich glaube an diese Ideale. Sie sind ein Teil von mir.“
Mike hörte, dass Julie sich in ihrem Stuhl bewegte. Aber sie sagte nichts. Er erlaubte sich nicht, in ihre Richtung zu sehen, weil ihm klar war, dass er dann den Kampf mit sich selbst verlieren würde. Deshalb hielt er den Blick aus dem Fenster auf die Zack Street gerichtet und betrachtete dort die vorbeifahrenden Autos.
Nach einer Weile sprach er weiter. „Beim FBI geht es ebenfalls um diese Ideale. Deshalb arbeite ich hier.“
„Das passt. Du bist ein sehr ehrlicher Mensch.“
Mike lachte verächtlich auf. „Das war ich mal.“
„Wie meinst du das?“
Er drehte sich um, lehnte sich mit der Schulter an die Wand und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Darauf komme ich noch. Meine Exfrau und ich lernten uns im College kennen, und wir heirateten nach dem Schulabschluss. Sie begann ihre Karriere als Fotografin. Damals verbrachten wir eine gute Zeit miteinander. Aaron wurde geboren. Victoria bekam eine Riesenchance für ein Reisemagazin, für Galerien und dergleichen zu arbeiten. Die Herausforderung und der Nervenkitzel waren ihr wichtiger als wir. Deshalb trennte sie sich von uns. Aaron war damals noch nicht einmal ein Jahr alt.“
„Das muss wirklich hart gewesen sein. Wie kann eine Mutter nur ihr Kind verlassen?“
„Ich kann es auch nicht verstehen. Seit Aaron auf der Welt ist, bin ich von Atlanta nach Boston und schließlich hierher versetzt worden. Dabei ist er noch nicht einmal vier Jahre alt. Das war schwierig für ihn, aber er ist ein starker kleiner Kerl.“
Julie seufzte. „Außerdem wird jetzt Caroline bei ihm zu Hause sein. Ist es nicht das, was du mir sagen willst?“
Er richtete sich auf. Langsam verstand sie, worauf er hinauswollte. „Ich lernte sie vor einem guten Jahr
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