TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL
zweifeln?“
„Zurechnungsfähigkeit? Einen Augenblick“, sagte die Schwester. „Wer, sagten Sie, sind Sie?“
„Devlin Hunt. Ich bin Anwalt.“
„Anwalt! Steckt diese Frau etwa in Schwierigkeiten?“
„Die Schwierigkeiten habe eher ich“, gab er grimmig zurück.
„Warum erkundigen Sie sich dann nach ihr?“
Entnervt schnaubte Dev: „Weil sie bei mir wohnt und behauptet, sie wäre ein Engel!“
„Na, wenn sie mit Ihnen auskommt, muss sie tatsächlich eine Heilige sein.“
Es klickte in der Leitung. Wütend schmetterte er den Hörer auf die Gabel. Verbreitete Gaby diesen Engel-Quatsch vielleicht nur bei ihm?
Er beschloss, noch ein paar Nachforschungen anzustellen. Doch bevor er zum Hörer greifen konnte, klopfte es leise an der Tür und seine Sekretärin schaute herein. „Mrs. Adamson ist jetzt da, Mr. Hunt.“
Dev atmete tief durch. Er zwang sich, nicht mehr an Gaby zu denken, und stand auf. Während er sein Jackett glatt zog, öffnete Evelyn die Tür. Sie hatte nur die halbe Wahrheit gesagt. Hinter Helen Adamson stapften ihre zwei nicht mehr ganz taufrischen Töchter in den Raum, Helens kahlköpfigen blässlichen Schwiegersohn im Schlepptau.
Dev kam hinter dem Schreibtisch hervor und ergriff behutsam Mrs. Adamsons Hand. Sie schien sich fast an ihn klammern zu wollen und sah ihn beinah flehentlich an, als wäre er ihre letzte Rettung. Wie sie da zwischen ihren großen robusten Töchtern stand, wirkte sie auf Dev wie eine arme reuige Sünderin, die man aufs Schafott führen wollte.
Er begleitete sie zu seinem bequemsten Sessel und blickte lächelnd in ihre sanften braunen Augen. „Ich freue mich, Sie zu sehen, Mrs. Adamson.“ Dann wandte er sich an die restlichen drei. „Nehmen Sie bitte Platz. Wir können gleich anfangen.“
Die Töchter rangelten verhalten um den Sessel neben ihrer Mutter. Clara, die ältere von den beiden, setzte sich durch. Mit einem triumphierenden Lächeln brachte sie ihr ausladendes Gesäß in dem Sessel unter, während ihre Schwester Lisa Ann den anderen Sessel ignorierte und beleidigt stehen blieb. Walter, der Schwiegersohn, hüstelte unbehaglich und lehnte Devs Aufforderung, sich zu ihnen zu gesellen, ab. Stattdessen schlurfte er zu einem Stuhl neben der Tür.
Dev nahm seinen Platz hinter dem Schreibtisch wieder ein und musterte die Versammlung. Die Schwestern glichen einander sehr in ihren Chanel-Kostümen – eins beige, das andere anthrazit – mit ihrem brünetten, kurz geschnittenen Haar und dem entschlossenen Ausdruck auf den sorgfältig geschminkten Gesichtern. Keine von beiden hatte erkennbare Ähnlichkeit mit ihrer zarten grauhaarigen Mutter. Walter schaute lediglich befremdet drein – offenbar seine gewohnte Haltung, befand Dev. Ob Walter wohl vor der Heirat mit Lisa Ann auch schon so ausgesehen hat?, fragte Dev sich kurz und wandte sich dann seiner Aufgabe zu.
„Nun, Mrs. Adamson, was kann ich für Sie tun?“
„Also“, begann sie, aber Clara unterbrach sie sofort. Die schneidende Stimme übertönte die ihrer Mutter.
„Es ist eine hässliche Geschichte, Mr. Hunt – eine ganz hässliche. Ich fürchte, meine Mutter ist einem üblen Betrüger zum Opfer gefallen.“
Dev zog eine Augenbraue hoch, seine Aufmerksamkeit war geschärft. Betrug? Davon hatte Cecilia nichts gesagt. Er zog einen Notizblock heran und griff nach einem Kugelschreiber. „Von welcher Art ist der Betrug? Gefälschte Antiquitäten? Geplatzte Investmentfonds?“
„Nein, nein.“ Lisa Ann trat vor, mit ihrer fleischigen Hand wischte sie solche albernen Dinge beiseite. „Es ist viel schlimmer. Etwas Privates. Unsere Mutter …“ Sie sah Helen mit einer Mischung aus Mitleid und Ekel an. „Mutter hat sich mit einem Mann eingelassen.“
Dev sah bis jetzt noch nicht, was das einen Juristen angehen sollte. Er wollte gerade vorschlagen, dass dies eher ein Fall für gute Freundinnen sei, als Clara sich einmischte. „Sie hat ihn beim Bingo-Spielen kennengelernt“, rief sie empört aus. Sie saß sehr aufrecht und hielt ihre große schwarze Tasche wie einen Schutzschild vor sich. „Er hat bei den Frauen dort sogar einen Spitznamen. Bert der Casanova nennen sie ihn.“
„Richtig, so heißt er“, bekräftigte Lisa Ann. Ihre Handtasche war oval und hatte eine lange Goldkette, die sie zwischen ihren dicken Fingern knetete, während sie erregt auf und ab ging. „Offensichtlich hat er in Mutter sofort sein perfektes Opfer erkannt.“ Zornig zerrte sie an der
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