TIFFANY SEXY Band 41: SEX IST NICHT GENUG! / TANGO DER LUST / WETTEN, ICH VERFÜHR DICH! / (German Edition)
auf seinem Kopf zurecht. „Genau.“
Manche Geburtstage sind ein Übergang in einen neuen Lebensabschnitt, dachte Thea. Sie wusch sich gerade die Hände in der Damentoilette eines Restaurants in Los Angeles und betrachtete sich im Spiegel. Das Haar hatte sie wie üblich schlicht zum Pferdeschwanz nach hinten gebunden, und von Make-up hielt sie nicht viel. Doch richtig geschminkt und frisiert war sie mit ihren vollen Lippen und den weit auseinanderliegenden Augen eine einzigartige Schönheit. Das hatten zumindest die Modedesigner und Fotografen behauptet, als Thea während ihrer dreijährigen Model-Karriere tausend Dollar pro Stunde verdient hatte. Ohne Styling fand Thea ihr Gesicht dagegen einfach nur ungewöhnlich. Die sinnlichen Lippen und die sanften graublauen Augen hatte sie von ihrer Mutter geerbt, die eckige Gesichtsform von ihrem Vater, der allerdings fast immer mit mürrischer Miene herumlief. Thea seufzte. Das war ihr Erbgut, und das trug sie auch seelisch mit sich herum, obwohl sie oft genug versucht hatte, sich von den Erinnerungen zu lösen. Nein, sie hielt nicht mehr viel vom Schminken. Warum stand sie dann jetzt vor dem Spiegel und suchte nach dem Mädchen, das früher dem Geburtstag immer so aufgeregt entgegengefiebert hatte? Mit zwölf hatte sie es nicht erwarten können, ein Teenager zu werden, und mit siebzehn hatte sie den Tag herbeigesehnt, an dem sie ausziehen und ihrem herrschsüchtigen Vater entfliehen konnte.
Der nächste entscheidende Meilenstein, ihr einundzwanzigster Geburtstag, fiel in eine Zeit, an die sie am liebsten überhaupt nicht mehr zurückdachte, und im Grunde wusste sie seit diesem Lebensabschnitt überhaupt nicht mehr genau, wer sie war.
Sie atmete tief durch und wandte sich zur Tür. Als sie zum Tisch zurückkam, stand dort eine Torte voller Kerzen. Es waren neun mehr als beim letzten großen Meilenstein. Belustigt sah ihre Freundin Sabrina sie mit ihren dunklen Augen an. „Wurde auch Zeit, dass du zurückkommst. Wir hatten schon Angst, du seist ertrunken.“ „Es war knapp, aber ich hab’s noch bis ans Ufer geschafft.“ „Du hättest um Hilfe rufen sollen.“ Theas Freundin Kelly lachte. „Vielleicht hätten wir dir den sexy Kellner geschickt.“ „Mal langsam.“ Theas Freundin Trish hob die Hand. „Schwangere und Verlobte dürfen fremden Männern nicht hinterhersehen.“ „Nur den Verlobten oder den Ehemännern.“ Paige, ein weiteres Mitglied der Freundinnnenrunde, nickte zustimmend und strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr. „Ich habe ihn nur ganz sachlich beschrieben.“ Würdevoll trank Kelly einen Schluck von ihrem Mangosaft. „Als Schriftstellerin ist so was mein Job.“
„Es geht dir nur um den Job?“ Thea setzte sich zu den anderen und betrachtete den Kellner. Schon seit einer Ewigkeit dachte sie nicht mehr über Männer nach. Es kümmerte sie auch überhaupt nicht, ob jemand sie begehrenswert fand oder nicht.
Der Kellner blickte zu ihr herüber, und einen Moment lang sahen sie sich in die Augen. Erst jetzt fiel Thea auf, wie wenige Menschen ihr überhaupt wichtig waren. Außer den Freundinnen vom Supper Club, wie sie ihre Runde nannten, und den Bekanntschaften aus dem Tangokurs sah sie kaum einem Menschen in die Augen. „Jetzt musst du dir etwas fürs neue Lebensjahr wünschen.“ Trish sah Thea erwartungsvoll an. „Und den Kuchen anschneiden“, fügte Delaney hinzu. „Mach schon, ich brauche etwas Schokolade“, sagte Kelly. „Unterzuckerung ist bestimmt nicht gut fürs Baby.“ „Dräng sie nicht“, tadelte Trish. „Lass dir Zeit, Thea.“
Thea lächelte. „Die brauche ich auch, wenn ich mit dem mithalten will, was ihr alle im letzten Jahr geschafft habt.“ Trish schrieb jetzt Drehbücher für Hollywood, Cilla hatte als Modedesignerin Erfolg, Sabrina drehte Dokumentarfilme, Kelly gehörte zu den besten Reportern einer Nachrichtensendung und auch Paige und Delaney hatten Erfolg in ihrem Leben. Paige hatte sich als Innenarchitektin selbstständig gemacht, und Delaneys Marketingfirma befand sich ebenfalls im Aufschwung.
Nur Thea stand in ihrem Leben noch an demselben Punkt wie damals, als sie sich alle mit achtzehn getroffen hatten, wenn man einmal von dem Vermögen absah, das sie in ihrer Zeit in New York angehäuft hatte. „Und was nimmst du dir fürs nächste Jahr vor?“, fragte Cilla. „Solange du es nicht verrätst, bekommt keine von uns etwas vom Kuchen.“ „Ich will mein Leben endlich wieder auf die Spur bringen.“
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