TIFFANY SEXY Band 59
betrifft. Der ist unberechtigt, mein Freund, und ehrlich gesagt bin ich enttäuscht von dir.“
Sean zeigte Pete den Mittelfinger – rein freundschaftlich. Sie waren sich sehr ähnlich. Pete, Sohn eines Schlachters, hatte sich wie Sean nach oben kämpfen müssen. Seans Dad hatte als Reporter gearbeitet, was im New Yorker Kastensystem immerhin mehr galt als ein Schlachter, doch sein Verdienst hatte nie fürs College oder angesagte Jeans oder Skiurlaub in den Winterferien gereicht. Sean hatte darunter gelitten, die abgelegten Sachen seines älteren Bruders tragen zu müssen. Nach seinem Juraexamen hatte er sich deshalb als Erstes einen neuen Anzug gekauft. Brooks Brothers, doppelreihig, schmale Revers, maßgeschneidert.
Er musterte Petes Gucci-Jackett und schmunzelte. „Schöner Anzug.“
„Ja“, antwortete Pete. „Wir haben es geschafft, nicht wahr?“
„Ja. Hast du Lust auf einen Drink?“
„Nein. Ich gehe nach Hause zu meiner Frau.“
„Immer noch verheiratet? Wie bekommt dir das?“
Pete lächelte glücklich. „Großartig. Cole hat übrigens angerufen. Die Jungs von der Bruderschaft wollen sich einen Abend in der Stadt treffen. Bist du dabei?“
Sean presste die Lippen zusammen. Jeder hatte wohl schon einmal etwas in seinem Leben gemacht, auf das er nicht stolz war. Er verschwendete nicht viele Gedanken an die Vergangenheit, aber diese eine Sache nagte noch heute an ihm. Er war grausam gewesen – zu einem netten Mädchen, das es überhaupt nicht verdient hatte –, nur weil er vor seinen Freunden hatte angeben wollen.
„Ich glaube nicht“, meinte er ausweichend.
„Ich gehe auch nur hin, weil ich Sheryl versprochen habe, dass ich mehr Networking machen werde. Hasst du das Wort auch so? Cole ist inzwischen Vizepräsident bei Chase, Jacob kandidiert für den Senat in Pennsylvania und hat nebenbei ein florierendes Maklerbüro, und Dylan ist Chef seiner eigenen Softwarefirma. Sheryl meint, ich soll meine Beziehungen nutzen, obwohl ich ihr immer wieder klarzumachen versuche, dass man sich nicht zu schämen braucht, Assistent eines Richters zu sein. Ich muss also hingehen, um meine Frau zufrieden-zustellen. Und wenn ich hingehen muss, musst du auch kommen. Ich kann jede Unterstützung gebrauchen.“
Sean sah ihn zweifelnd an. „Ich glaube, ich kann nicht.“
„Es belastet dich immer noch, nicht wahr? Das ehrt dich. Du hättest Marnie das nicht antun dürfen. Sie hat sich damals gefreut, mit dir zur Party der Bruderschaft zu gehen, aber du hast sie zum Gespött gemacht. Nur weil du gewettet hast, dass du das hässlichste Mädchen mitbringen würdest. Herzlichen Glückwunsch, Sean.“ Pete schüttelte den Kopf.
„Können wir bitte über etwas anderes reden?“
„Soll ich also für dich absagen?“
Sean sah Pete an und fasste einen Entschluss. Er konnte nicht ewig vor den Erinnerungen davonlaufen. Es war besser, sich ihnen zu stellen.
„Gib mir Bescheid, wann und wo das Treffen stattfinden soll. Und solltest du noch mehr Gerüchte über den Stadionbau hören, lass es mich wissen.“
„Natürlich“, versprach Pete.
Draußen holte Sean erst einmal tief Luft. Er hatte Lust auf einen Drink, um seine Gewissensbisse zu betäuben, und nahm sich vor, sich mit seinen Brüdern zu verabreden. Doch vorher musste er noch eine Sache erledigen.
Er rief in der City Hall an. Louise, Cleos Sekretärin, teilte ihm mit, dass Cleo in einer Besprechung mit dem Bürgermeister war, und stellte ihn zu Cleos Voicemailbox durch.
„Hier ist Sean“, sagte er. „Ich werde Druck machen wegen des Parks, weil es zwar wichtig ist, sich um die Müllbeseitigung zu kümmern, aber Bäume und Rasen und dieser ganze andere Kram, den Leute an Parks so lieben, auch. Also mach dich darauf gefasst, diese Schlacht zu verlieren. Ich gewinne immer.
Das ist allerdings nicht der Grund, weshalb ich angerufen habe. Ich habe dir noch nicht gesagt, wie ich dich in der Bürgerversammlung fand, und ich möchte, dass du es weißt. Wie du es mit den Leuten aufgenommen hast, das hat mich ungeheuer beeindruckt. Es war … sexy. Die meisten Frauen könnten dir nicht einmal das Wasser reichen. Und viele Männer auch nicht. Du bist etwas Besonderes, Cleo. Das ist mit ein Grund, weshalb ich letzte Nacht Höllenqualen gelitten habe. Ich will nicht ins Detail gehen, weil … diese Nachricht dann viel zu lange dauern würde. Bravo“, schloss er.
Cleo war selbstbewusst und stark. Die einzige Frau, die er je kennengelernt hatte, der es egal
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